Hamburg – In den vergangenen Jahren hat sich die Altenpflege als Jobmotor und zukunftsträchtige Branche erwiesen: Die Zahl der Pflegefachkräfte in Hamburg hat innerhalb von sechs Jahren um 2.000 zugenommen. Heute sind in den rund 500 Pflegediensten und -heimen in Hamburg mehr als 8.500 Fachkräfte aus der Alten- und Krankenpflege beschäftigt. Die Arbeit in der Kranken- und Altenpflege ist vielseitig, menschlich und bietet eine sichere Berufsperspektive. Gleichzeitig stellt sie erhebliche Anforderungen an die Belastbarkeit, sodass durch Aufgabe des Berufes oder Wechsel in die Familienphase Pflegefachkräfte aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. In der ersten Hälfte des laufenden Jahrzehnts konnte dies durch Ausbildung, Umschulung, Weiterbildung und überregionalen Zuzug ausgeglichen werden. Derzeit übersteigt die Zahl der offenen Fachkraftstellen in der Hamburger Altenpflege jedoch merklich das Arbeitskräfteangebot. Um sicherzustellen, dass auch in Zukunft ausreichend Fachkräfte der Altenpflege zur Verfügung stehen, hat die Sozialbehörde ein Bündnis für Altenpflege initiiert, das jetzt gemeinsam mit der Hamburgischen Pflegegesellschaft, Wirtschafts- und Schulbehörde, der Agentur für Arbeit und team.arbeit.hamburg abgeschlossen wurde.
Senator Dietrich Wersich : Ich danke allen Beteiligten für das große Engagement. Mehr Ausbildungsplätze, Umschulungen und berufsbegleitende Weiterbildungen bieten gute Chancen für junge Leute, einen zukunftssicheren Beruf zu ergreifen, und erfahrenen Ange-lernten die Chance zum beruflichen Aufstieg für den wachsenden Arbeitsmarkt. Für diese Ziele ziehen alle Bündnispartner in beispielhafter Weise an einem Strang. Besonders freut mich, dass sich die Pflegeanbieter zu ihrer unternehmerischen Verantwortung angesichts der demografischen Entwicklung bekennen, ihren Nachwuchs selbst durch Aus- und Weiterbildung zu sichern. Das Bündnis ist ein Meilenstein, um mehr Fachkräfte in der Altenpflege zu gewinnen.
Wesentliche Ziele des Bündnisses – Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze in der ambulanten und stationären Altenpflege soll zum Ausbildungsjahr 2009/2010 um 60 Plätze und zum Ausbildungsjahr 2010/2011 um 175 Plätze auf dann 440 Plätze steigen. Das entspricht einer Steigerung um 66 Prozent gegenüber 2008 (265 Neuanfänger). – 100 Arbeitslose können 2009 und 2010 eine Umschulung zur Altenpflege beginnen. – Weitere 50 angelernte Pflegehelfer der Pflegeeinrichtungen können berufsbegleitend zu Altenpflegerinnen und Altenpflegern qualifiziert werden.
Maßnahmen und Wege der Zielerreichung
Diese Ziele werden durch eine gemeinsame Kraftanstrengung der Bündnispartner erreicht. So wollen die Trägerverbände von Pflegeheimen in der Hamburgischen Pflegegesellschaft den Anteil ausbildender Pflegeheime von derzeit 66 Prozent auf 75 Prozent erhöhen und flächendeckend mehr Ausbildungsplätze anbieten. Derzeit bilden 97 von 147 Pflegeheimen aus, ab 2010/2011 sollen es mindestens 110 sein.
Um für ambulante Pflegebetriebe einen Anreiz zu schaffen, noch nicht in eine Ausbildung vermittelte Schüler auszubilden, wird die Wirtschaftsbehörde 100 solcher Ausbildungsplätze für die dreijährige Ausbildungsdauer fördern. Das heißt: Für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern, die auch zwei Monate nach Beginn des Ausbildungsjahres noch keinen Ausbildungsplatz bekommen haben, wird für die Ausbildung in der ambulanten Pflege ein Zuschuss in Höhe von monatlich 450 Euro gewährt.
Die Finanzierung der dreijährigen Umschulungen zur Altenpflege durch die Agentur für Arbeit und team.arbeit.hamburg wird für zwei Jahre durch das Konjunkturprogramm II der Bundesregierung ermöglicht.
Gemeinsam und langfristig wollen sich die Behörden, Agenturen und Verbände auch für das Image der Pflegeberufe als vielseitige, menschliche und zukunftssichere Berufsperspektive einsetzen. Hierzu ist die Fortsetzung einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen, die mit den Hamburger Infotagen zur Altenpflege im April dieses Jahres begonnen wurde. In diesem Zusammenhang soll auch verstärkt darüber informiert werden, welche Aufstiegschancen dieser Beruf bietet und wie Aufstiegsqualifikationen gefördert werden.
Auf Bundesebene unterstützt Hamburg den Kurs, den Zugang für geeignete Interessenten zur Altenpflegeausbildung zu erleichtern, ohne jedoch die Ausbildungsinhalte nach unten zu korrigieren. Die Bündnispartner befürworten, dass auch ohne einen Realschulabschluss künftig ein direkter Einstieg in die Fachkraftausbildung möglich ist, wenn die Altenpflegeschule und der Ausbildungsbetrieb zustimmen. Bei der Umschulung und Weiterbildung Erwachsener setzt sich Hamburg außerdem für eine angemessene Verkürzung der praktischen Ausbildungsdauer ein.
Ausblick
Rechtzeitig vor Beginn des Ausbildungsjahres 2011/2012 werden die Bündnispartner Bilanz ziehen, inwieweit die angestrebten Ziele erreicht wurden und über eine Weiterentwicklung beziehungsweise Fortsetzung des Bündnisses beraten.
Rolf Steil , Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg: Die Beschäftigungspotentiale der Alten- und Krankenpflege sind sehr hoch. Eine Branche, die sichere und anspruchsvolle Arbeitsplätze bietet. Als Agentur für Arbeit unterstützen wir das Hamburger Bündnis: 1. Die Berufsberatung informiert und berät zu den Ausbildungsmöglichkeiten der Alten- und Krankenpflege. 2. Berufsbegleitende Weiterbildung von beschäftigten Pflegehelfern zu examinierten Pflegekräften. 3. Spezielle berufliche Umschulungen für die Alten- und Krankenpflege, die wir komplett finanzieren. Gleichzeitig rufe ich alle stationären und ambulanten Pflegedienste auf, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um gemeinsame Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung von Beschäftigten zu erörtern und die duale Berufsausbildung in diesem Bereich insgesamt zu stärken.
Jens Stappenbeck , Geschäftsführer Hamburgische Pflegegesellschaft: Wir begrüßen diesen pragmatischen Ansatz, der verspricht eine schnelle Entlastung auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte herbeizuführen. Insgesamt müssen jedoch die strukturellen Rahmenbedingungen für die Pflegeausbildung verbessert werden, damit in Zukunft genügend Personal verfügbar ist.