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Sellering: AGnEs verbessert medizinische Versorgung in dünn besiedelten Regionen

Pressemitteilung

Schwerin – Das Modellprojekt AGnES trägt nach Ansicht von Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Erwin Sellering deutlich zur besseren medizinischen Versorgung in dünn besiedelten Regionen bei. „Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erreichen ein immer höheres Lebensalter“, sagte Sellering am Mittwoch in Berlin. „Zusätzlich wird bis 2010 etwa ein Drittel der Hausärzte in den Altersruhestand gehen. Deswegen wird es vor allem in den ländlichen Regionen immer schwieriger, Hausarztpraxen zu besetzen. Um eine gute medizinische Versorgung sicherzustellen, müssen wir innovative Lösungen finden.“ Mit dem Modellprojekt AGnES nehme Mecklenburg-Vorpommern bundesweit eine Vorreiterrolle ein.

Bei den Patienten sei die Telegesundheitsschwester sehr willkommen, sagte Sellering. „Wichtig ist dabei vor allem auch, dass die Verbesserung in der medizinischen Versorgung nicht allein in der Verwendung von Apparaten und Telemedizin besteht. Es ist vor allem auch die Tatsache, dass eine ausgebildete Fachkraft bei den Menschen vorbeikommt, die sich für sie interessiert und die sich um sie kümmert. Dieser menschliche Teil spielt bei guter medizinischer Versorgung eben auch eine große Rolle“, sagte Sellering.

Das Sozialministerium startete das Projekt im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Zunächst wurde der Einsatz von AGnES auf der Insel Rügen erprobt. Derzeit ist die Telegesundheitsschwester in Ueckermünde, Waren und Neubrandenburg unterwegs, um die Hausärzte zu unterstützen. „AGnES“ steht für Arzt-entlastende, Gemeindenahe, E-Health gestützte, Systemische Intervention. Die speziell ausgebildeten Krankenschwestern arbeiten auf Anweisung des Hausarztes. Bei nicht oder nur eingeschränkt mobilen Patienten machen sie Hausbesuche. Dabei beraten und betreuen sie Patienten, überwachen Therapien und tragen zur Vorbeugung von Erkrankungen bei. Auch telemedizinische Ausrüstung wird eingesetzt – die Telegesundheitsschwester hat unter anderem ein Laptop und ein Bildtelefon dabei.

Bei ihren Hausbesuchen erfasst die Telegesundheitsschwester den Gesundheitszustand des Patienten. Auf Anweisung des Arztes kontrolliert sie den Blutdruck, nimmt Blut ab oder kontrolliert die Arzneimitteleinnahme. Sie kümmert sich zum Beispiel auch darum, dass Stolperfallen in der Wohnung oder dem Haus des Patienten beseitigt werden. Frühzeitig sorgt sie auch dafür, dass Rehabilitationsmöglichkeiten genutzt werden, damit ältere Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben können und nicht ins Pflegeheim müssen.

Die Projektidee ist inzwischen auch in anderen Ländern aufgegriffen worden. Brandenburg und Sachsen und Sachsen-Anhalt haben bereits ähnliche Projekte. Weitere Länder haben Interesse signalisiert.

AGnES hat inzwischen bundesweit Beachtung gefunden, aufgrund der Projekterfahrungen wurde das Leistungsrecht geändert. Im Fünften Sozialgesetzbuch wurde im Rahmen der Gesetzgebung zur Pflegereform eine Regelung verankert, mit der die Vergütung von arztentlastenden Diensten bei Hausbesuchen geregelt werden soll. Die Neuregelung greift ab Januar 2009, im unmittelbaren Anschluss an das Auslaufen der Modellprojekte. Der Weg für einen Übergang in die Regelversorgung ist damit geebnet. Jetzt kommt es darauf an, dass eine angemessene Vergütung für diese Leistung vereinbart wird. Der Bewertungsausschuss aus Vertretern der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Kassen wird bis Ende Oktober eine Entscheidung dazu treffen. Mecklenburg-Vorpommern hat bislang rund 445 000 Euro in das Projekt investiert.