Berlin – Ist Schokolade in Adventskalendern frei von Schadstoffen? Seitdem die Stiftung Warentest 2012 erstmals kritische Gehalte an Mineralölbestandteilen fand, vergeht keine Vorweihnachtszeit ohne weitere Prüfungen. Ein aktueller Test der bayerischen Überwachungsbehörden zeigt: Die Belastung von Kalendern hat deutlich abgenommen. Aber: Gänzlich verschwunden ist sie nicht. So hat Discounter Norma diese Woche zwei betroffene Kalender aus den Filialen zurückgerufen.
Norma ruft zwei Goldora-Kalender zurück
Discounter Norma ruft bundesweit zwei Goldora-Adventskalender in der 75-Gramm-Packung zurück. Der Grund: In den Schokoladenstückchen des Herstellers Rübezahl wiesen Lebensmittelkontrolleure Mineralölbestandteile nach. Kunden können die 75-Gramm-Packungen mit den Motiven „Weihnachtsmann mit Schlitten“ und „Weihnachtsmann mit Tieren“ (siehe Abbildungen) in den Norma-Filialen zurückgeben und bekommen den Kaufpreis erstattet. Auslöser für den Rückruf waren aktuelle Untersuchungsergebnisse des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Demnach ist die Schokolade beider Kalender gering mit Mineralölbestandteilen belastet, eine Gesundheitsgefahr bestehe aber nicht.
Kalender weiterhin sehr gering belastet
Neben den zwei Norma-Produkten prüfte das Amt Adventskalender von Feodora, Netto Marken-Discount und der Firma Windel. Bei allen Kalendern analysierte die Behörde sowohl die Verpackung als auch die Schokoladenfiguren. Es handelte sich um einen Nachtest: Alle fünf Kalender waren bereits im Vorjahr aufgefallen, da sie mit geringen Mengen kritischer Mineralölbestandteile belastet gewesen waren. Diesjähriges Ergebnis: Alle Schokoladen enthielten nach wie vor Mineralöle, aber weiterhin in sehr geringen Mengen. Laut den Kontrolleuren tragen die Verbindungen nur sehr gering zur Grundbelastung des Verbrauchers mit Mineralölbestandteilen bei. Man esse am Tag nur ein Stück und das lediglich 24 Tage im Jahr.
Hersteller haben Verpackungen verbessert
Noch drei der fünf Schokoladen enthielten geringe Konzentrationen aromatischer Kohlenwasserstoffe, kurz Moah. Diese Mineralölverbindungen stehen im Verdacht, Krebs zu erregen (Die Mineralöl-Typen). Alle fünf enthielten sehr geringe Mengen gesättigter Kohlenwasserstoffe, kurz Mosh. Einige Mosh können sich im menschlichen Gewebe anreichern. Wegen dieser Gesundheitsrisiken sollten sich Hersteller bemühen, Belastungen möglichst gering zu halten. Laut den Prüfungen des Bayerischen Landesamts haben die Hersteller der Kalender die Kartonverpackungen verbessert, im aktuellen Fall waren sie kaum noch das Problem. Alle Hersteller der Kalender setzen Frischfaserkartons und Druckfarben ohne Mineralöl ein. Die Moah- und die meisten Mosh-Verbindungen müssen über andere Produktionswege in die Schokoladen übergegangen sein.
Stiftung Warentest bleibt Herstellern auf der Spur
2012 schlug die Stiftung Warentest das erste Mal Alarm: Im Test Adventskalender hatten die Prüfer in mehreren Produkten hohe Gehalte an Mosh und Moah gefunden und damit die Süßwarenbranche aufgerüttelt. Seither prüfen die Tester regelmäßig in Lebensmitteluntersuchungen auf Mineralölbestandteile – und werden häufig fündig, so etwa im Test von vegetarischen Produkten und im Test von Salami. Auch in Kosmetika entpuppten sich Mineralöle als kritische Substanzen. Das bewies die Untersuchung von Cremes, Lippenpflegeprodukten und Vaseline. Ebenso ergab eine Untersuchung von Mitteln zur Nasenpflege, dass auch solche Produkte möglicherweise krebserregende Mineralöle enthalten können.