Hamburg – „Nach der OP: wer lange liegt, bleibt krank“ – mit dieser Schlagzeile machte vor einigen Tagen die Süddeutsche Zeitung (SZ) auf ein Problem aufmerksam, das auch für viele Menschen in Deutschland brandaktuell ist: Wer sich als älterer Patient einem chirurgischen Eingriff unterzieht, hat danach häufig Schwierigkeiten, überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. „Besonders für ältere Menschen kann eine Operation bedeuten, dass ihr Alltag nie mehr so sein wird, wie sie es zuvor gewohnt waren, und sie fortan auf fremde Hilfe angewiesen sind“, schreibt die SZ darin. Die Zeitung bezieht sich auf eine im amerikanischen Fachmagazin JAMA Surgery veröffentlichte Studie, wonach die Hälfte von über 5.000 älteren Menschen nach einer Operation weniger mobil waren, zusätzliche Hilfe benötigten oder gar in eine Pflegeeinrichtung ziehen mussten. Dieser Verlust an Unabhängigkeit führte häufig zu erneuten Krankenhauseinweisungen und vorzeitigen Todesfällen.
Ausgeprägter Glauben an die Institution Krankenhaus
Für den BNC-Vorsitzenden Dr. Christoph Schüürmann sind diese Erkenntnisse nicht überraschend. „Wer nach einer Operation lange im Bett liegt, hat ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Infektionen, die Erholung dauert länger. Außerdem bilden sich Muskeln und Knochenmasse zurück, der Patient wird später wieder fit.“ Aus diesem Grund setzt sich der BNC seit seiner Gründung dafür ein, dass möglichst viele Operationen ambulant durchgeführt werden: „Nach einer ambulanten OP kehrt der Patient in sein gewohntes Umfeld zurück und ist schneller mobil. Das ist auch bei den meisten älteren Patienten problemlos möglich“, betonte Dr. Schüürmann. „Allerdings haben wir in Deutschland einen ausgeprägten Glauben an die Institution Krankenhaus. Viele denken immer noch, dass man mit strenger Bettruhe im Krankenhaus dem Patienten einen Gefallen tut. Doch das Gegenteil ist der Fall!“
„Staatlich subventionierte Freiheitsberaubung“
Der BNC-Vorsitzende erinnerte an den Gründungspräsidenten des Verbandes, Dr. Klaus Buschmann, der Krankenhausoperationen, zu denen es eine ambulante Alternative gibt, als „staatlich subventionierte Freiheitsberaubung“ bezeichnet hatte. „Das Krankenhaus sollte den Fällen vorbehalten bleiben, die wirklich eine stationäre Therapie benötigen“, erklärte Dr. Schüürmann. „Wir niedergelassenen Chirurgen sind hochqualifiziert und können auch den meisten älteren Patienten sichere und schonende Eingriffe anbieten, durch die sie nicht unnötig ihre Mobilität einbüßen.“ Eine deutliche Förderung des Ambulanten Operierens würde sich in mehrfacher Hinsicht auszahlen: Zum einen sind ambulante Eingriffe selbst kostengünstiger als entsprechende stationäre Operationen. Und auch die in der JAMA-Studie erwähnten kostspieligen Folgen wie erneute Klinikeinweisungen, Pflegebedürftigkeit und der Verlust von Mobilität ließen sich durch eine konsequente Förderung des Ambulanten Operierens deutlich mindern. „ Was fehlt, ist der politische Wille“, kritisierte Dr. Schüürmann.
Der BNC ist der Berufsverband der freiberuflichen Chirurgen in Deutschland, deren Interessen er durch einen Bundesvorstand sowie 25 regionale Landesverbände (ANC) vertritt. Er engagiert sich für die Aus- und Weiterbildung seiner Mitglieder und setzt sich für eine Förderung der ambulanten chirurgischen Behandlung sowie des interdisziplinären Austauschs ein. Der Verband führt hierzu auf Bundesebene den Dialog mit Politikern, Krankenkassen, Wirtschaft und anderen Berufsverbänden.