Berlin – Im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung Ende September hat die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) die Schmerzklinik Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Göbel und das Institut für Neurowissenschaften (IFNAP) in Nürnberg unter der Leitung von PD Dr. Michael A. Überall zu DGS-Exzellenzzentren ernannt. Der Grund für die Auszeichnung ist die überregionale Bedeutung der Zentren in der Schmerzversorgung. Die Schmerzklinik Kiel ist führend in der Migräne- und Kopfschmerztherapie und wurde daher zum DGS-Exzellenzzentrum Kopfschmerz ernannt. Das IFNAP in Nürnberg ist führend in der Forschung zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen und erhält daher die Bezeichnung DGS-Exzellenzzentrum für Versorgungsforschung.
Als DGS-Exzellenzzentrum werden Zentren ausgezeichnet, die von überregionaler Bedeutung in der schmerzmedizinischen Versorgung sind. Eine weitere Voraussetzung ist die Anerkennung des Zentrumsleiters als Meinungsführer in der wissenschaftlichen Diskussion eines spezifischen Schmerzthemas. Dieser Stellenwert zeigt sich u. a. in der Veröffentlichung hochwertiger wissenschaftlicher Arbeiten und in der Mitarbeit an Leitlinien. Die Kriterien für ein Exzellenzzentrum erfüllen sowohl die Schmerzklinik Kiel als auch das IFNAP in Nürnberg. Die Auszeichnung ist für drei Jahre gültig und kann dann erneuert werden.
Schmerzklinik Kiel: DGS-Exzellenzzentrum Kopfschmerz
Prof. Dr. Harmut Göbel hat 1997 die Schmerzklinik Kiel zunächst als wissenschaftliches Modellprojekt gegründet. Inzwischen ist die Schmerzklinik deutschlandweit führend auf dem Gebiet der Kopfschmerz- und Migränetherapie. Die Klinik arbeitet nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit dem Ansatz der integrierten Versorgung. Ziel des Behandlungskonzepts ist es, Schmerzen nachhaltig zu lindern, damit Patienten soziale und berufliche Tätigkeiten wieder aufnehmen können. Dafür hat Prof. Göbel auch das bundesweite Migräne- und Kopfschmerzbehandlungsnetz initiiert, das eine flächendeckende koordinierte Versorgung ermöglicht. Darüber hinaus engagiert sich Göbel in der klinischen Forschung, in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Publikation von Standardlehrbüchern, digitalen Versorgungsangeboten und wissenschaftlichen Artikeln.
IFNAP Nürnberg: DGS-Exzellenzzentrum für Versorgungsforschung
PD Dr. Michael A. Überall ist seit 2003 Vizepräsident der DGS und seit 2012 Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. (DSL). 2003 hat er das private Institut für Neurowissenschaften, Algesiologie und Pädiatrie (IFNAP) in Nürnberg gegründet und dort mit seinem Team die konzeptionellen Grundlagen für die Web-Applikation iDocLive® entwickelt. iDocLive® ist eine internetbasierende Netzwerkstruktur zur standardisierten Dokumentation schmerzrelevanter Daten unter Verwendung der in Deutschland etablierten standardisierten Schmerzfragebögen sowie weiterer international anerkannter und wissenschaftlich validierter Instrumente. iDocLive® vernetzt Betroffene sektorübergreifend mit Behandlern und gewährleistet eine patientenzentrierte, bedürfnisorientierte und individualisierte Verlaufsevaluation entsprechend den rechtlichen Vorgaben der Qualitätssicherungsvereinbarung. Darüber hinaus bietet iDocLive® in Form des PraxisRegisters Schmerz und die dortige Bereitstellung entpersonalisierter Daten auch neue Perspektiven der Versorgungsforschung mit Routinedaten der Regelversorgung. Seit seiner online-Freigabe Anfang 2015 umfasst das PraxisRegister Schmerz umfangreiche Daten zu 394.436 Behandlungsfällen (Stand: 10.10.2022). Damit ist es die weltweit größte Datenbank mit Informationen zu den Ursachen, Auslösern, Beschwerden und Behandlungsformen von Menschen mit chronischen Schmerzen. Für Mitglieder der DGS und alle Versicherten in Deutschland – unabhängig von ihrem jeweiligen Versichertenstatus – ist die Plattform kostenlos.
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Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) ist mit rund 4.000 Mitgliedern und 120 Schmerzzentren die führende Fachgesellschaft zur Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Schmerzliga e. V. ist es ihr vorrangiges Ziel, die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern – durch eine bessere Diagnostik und eine am Lebensalltag des Patienten orientierte Therapie. Dafür arbeiten die Mitglieder der DGS tagtäglich in ärztlichen Praxen, Kliniken, Schmerzzentren, Apotheken, physiotherapeutischen und psychotherapeutischen Einrichtungen interdisziplinär zusammen. Der von der DGS gestaltete jährlich stattfindende Deutsche Schmerz- und Palliativtag zählt seit 1989 auch international zu den wichtigen Fachveranstaltungen und Dialogforen. Aktuell versorgen etwa 1.321 ambulant tätige Schmerzmediziner die zunehmende Zahl an Patienten. Für eine flächendeckende Versorgung der rund 3,9 Millionen schwerstgradig Schmerzkranken wären mindestens 10.000 ausgebildete Schmerzmediziner nötig. Um eine bessere Versorgung von Menschen mit chronischen Schmerzen zu erreichen, fordert die DGS ganzheitliche und bedürfnisorientierte Strukturen – ambulant wie stationär – sowie eine grundlegende Neuorientierung der Bedarfsplanung.