Berlin – Wer ein Rezept vom Arzt ausgestellt bekommt, rechnet mit einer Zuzahlung von maximal 10 Euro. Doch immer wieder erleben Patienten in der Apotheke eine böse Überraschung: Wenn die Pharmahersteller die Preisvorstellungen der Krankenkassen nicht akzeptieren, müssen die Versicherten die Differenz aus eigener Tasche zahlen – zusätzlich zum regulären Eigenanteil. Bei Schilddrüsenmedikamenten ist mittlerweile jede zweite Packung betroffen. Tendenz: steigend.
Aufzahlungen sorgen immer wieder für Diskussionen in den Apotheken und Ärger bei den Versicherten. Insbesondere wenn die Krankenkassen verschiedene Wirkstoffe in einer Preisgruppe zusammenfassen, drohen den Patienten in Einzelfällen Mehrkosten von 80 Euro und mehr.
Wie der Branchendienst APOTHEKE ADHOC unter Berufung auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens IMS Health berichtet, mussten im vergangenen Jahr Patienten für 33 Millionen Packungen sogenannte Aufzahlungen leisten – also Kosten übernehmen, die über die eigentliche Zuzahlung hinausgehen.
Auch wenn das nur 5 Prozent der insgesamt 700 Millionen zu Lasten der Krankenkassen abgegebenen Packungen betraf, summierten sich die Mehrbelastungen für die Versicherten auf 115 Millionen Euro.
Einige Produktgruppen waren überproportional betroffen: Bei den sehr häufig verschriebenen Präparaten gegen Schilddrüsenerkrankungen mit dem Wirkstoff L-Thyroxin mussten die Patienten bei jeder zweiten Packung die Differenz aus der eigenen Tasche bezahlen. Der Grund: Im April 2014 hatten die Krankenkassen ihr Erstattungsniveau gesenkt. Der Marktführer Sanofi und andere Hersteller sahen sich nicht in der Lage, ihre Preise auf die vorgegebene Grenze abzusenken. In diesem Jahr sind weitere Medikamente hinzugekommen, die zusätzlich Jod enthalten und ebenfalls bei Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Patienten diese Produkte möglichst selten wechseln sollen – der Wirkstoff wurde erst im vergangenen Dezember auf eine Liste gesetzt, die den Austausch in der Apotheke verbietet. So bleibt den Patienten oft nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu fügen.
Die Kassen wollen an ihrer Preispolitik nichts ändern: Die Höhe des sogenannten Festbetrags entspreche den gesetzlichen Kriterien, heißt es vom GKV-Spitzenverband. „Damit steht Versicherten eine aufzahlungsfreie Versorgung zur Verfügung.“
Kai Vogel, Gesundheitsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), sieht die Entwicklung kritisch. Aus seiner Sicht müssten Politik und Kassen endlich etwas für die Versicherten tun.
Die vollständigen Beiträge finden Sie unter:
APOTHEKE ADHOC ist der unabhängige Branchendienst für den Apotheken- und Pharmamarkt. Der kostenlose Newsletter kann unter www.apotheke-adhoc.de/newsletter/ abonniert werden