Lübbecke – Sind Kopfläuse resistent gegen Läusemittel? Über diese Frage wird spekuliert, seit das Universitätsklinikum Kiel im September die Ergebnisse einer Laboruntersuchung vorgelegt hat: Alle untersuchten Läuse wiesen eine Genmutation auf, die sie möglicherweise unempfindlicher gegen insektizide Wirkstoffe (Pyrethrum, Permethrin, Allethrin) machen könnte. Dass der aus Chrysanthemenblüten gewonnene Pyrethrumextrakt auch bei bestehenden, durch Genmutation hervorgerufenen Resistenzen wirksam ist, belegen indes Daten aus einer aktuellen französischen Studie mit resistenten Anophelesmücken. Zwar trat der Kill-Effekt zeitverzögert ein, erreichte aber mit 90 Prozent ein klinisch relevantes Ausmaß (Duchon 2009).
Durch die Genmutation bleiben die Parasiten länger als üblich bewegungsfähig. Diese sogenannte Knock-Down-Resistenz muss die klinische Wirksamkeit von Läusemitteln nicht zwingend beeinträchtigen. Klinisch wirksam sind Läusemittel, wenn sie Läuse abtöten, also einen Kill-Effekt besitzen. Knock-Down- und Kill-Effekt sind zwei unterschiedliche Ansätze innerhalb des Wirkspektrums insektizider Kopflausmittel (Hoffmann 1989).
Resistenzen gegen synthetische Wirkstoffe wie Permethrin und Malathion wurden weltweit mehrfach nachgewiesen (Kristensen 2006). Wirkungsverluste aufgrund spezifischer Pyrethrum-Resistenzen sind dagegen kaum verbreitet (Duchon 2009). Einer der Gründe ist sein von synthetischen Insektiziden abweichendes Wirkstoffprofil sowie seine Arzneimittel-Formulierung (Goldgeist forte). Pyrethrum besteht aus sechs wirksamen Bestandteilen mit unterschiedlicher chemischer Struktur, die unabhängig voneinander die Laus schädigen. Betrifft die Mutation lediglich die paralysierenden Wirkstoffkomponenten (Knock-Down-Effekt), beeinflusst dies nicht zwangsläufig die Aktivität anderer Bestandteile, die primär für den Kill-Effekt verantwortlich sind.
Ferner wird Pyrethrum mit dem Synergisten Piperonylbutoxid kombiniert. Der Hilfsstoff verstärkt die Knock-Down- und Kill-Wirkung, indem er vor allem den enzymatischen Abbau der Insektizide im Lausorganismus verhindert. Auf diese Weise wird die klinische Wirksamkeit von Pyrethrum um ein Vielfaches gesteigert. Piperonylbutoxid gilt als verlässlicher Resistenzbrecher, auch bei bereits vorliegenden Resistenzen (Hoffmann 1987).
Weiterführende Informationen zu diesem Thema unter http://www.kopflaus.de
[1] Duchon S, Bonne J, Marcombe S, Zaim M, Corbel V. Pyrethrum: A mixture of natural pyrethrins has potential for malaria vector control. J. Med. Entomol. 2009; 46(3): 516-522 [2] Hoffmann G. Resistenzentwicklung bei Hygieneschädlingen einschließlich Ektoparasiten Definition und gegenwärtige Situation. Zbl. Bakt. Hyg. 1987; 185: 139-153 [3] Hoffmann G. Wirkungskomponenten von Insektiziden und Akariziden sowie ihre Bedeutung für die Entwicklung und Anwendung von Entwesungs- und Ektoparasitenmitteln. Tierärztl. Umschau 1989; 44: 191-205 [4] Kristensen M, Knorr M, Rasmussen AM, Jespersen JB. Survey of permethrin and malathion resistance in human head lice populations from Denmark. J. Med. Entomol. 2006; 43(3): 533-538
Pflichtangaben gemäß § 4 HWG: Goldgeist forte Wirkstoff Pyrethrumextrakt. Zur schnellen und gründlichen Vernichtung von Läusen und ihren Nissen. Kopfläuse Filzläuse Kleiderläuse. Enthält Chlorocresol. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.