Berlin – Die Zahl von derzeit etwa drei Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird Demografie bedingt weiter deutlich steigen. Gleichzeitig geht die Zahl derjenigen, die privat oder beruflich pflegen, eher zurück. Daher wird die Nutzung von digitalen Technologien zukünftig eine wichtige Rolle spielen, um gute Pflege sicherzustellen und Pflegende zu entlasten. Mit der Entwicklung entsprechender digitaler Anwendungen ist jedoch unter anderem die Frage verbunden, wie die Akzeptanz eines solchen Technikeinsatzes ist. Darum hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in einer repräsentativen Befragung mit 1.000 Teilnehmern untersucht, wie die deutsche Bevölkerung digitale Anwendungen in der Pflege einschätzt.
Demnach scheint die Bevölkerung für den Einsatz von digitaler Technik im Kontext Pflege mehrheitlich offen zu sein. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten erkennen darin eher Chancen, für ein Viertel (25 Prozent) überwiegen die Risiken. 84 Prozent halten zudem digitale Anwendungen für sinnvoll, um Pflegenden die Arbeit zu erleichtern, und immerhin 74 Prozent glauben, Pflegebedürftige könnten durch technische Unterstützungssysteme unter Umständen ein selbstbestimmteres Leben führen.
„Technologische Potenziale, die zur Unterstützung und sogar Verbesserung des Pflege- und Versorgungsprozesses vorhanden sind, werden oft verkannt – in manchen Debatten auch irrationale Ängste dazu geschürt. Dabei bietet Technik unter anderem die Chance, Pflegende von Routineaufgaben zu entlasten, Prozesse zu vereinfachen, um mehr Zeit für die pflegebedürftigen Menschen zu haben, und die Patientensicherheit zu erhöhen. Unsere Befragung zeigt, dass die meisten Menschen digitale Hilfsmittel in der Pflege nicht ablehnen“, sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.
Dafür, wie konkrete Einsatzmöglichkeiten von digitalen Anwendungen in der Pflege im Detail beurteilt werden, gibt die Studie ebenfalls Hinweise. So reichen im Einsatzfeld „technische Anwendungen in der Wohnumgebung“ die Zustimmungswerte von 74 Prozent für ein videobasiertes Kommunikationssystem, mit dem Pflegebedürftige ihre Helfer kontaktieren können, bis zu 93 Prozent für einen Rauchmelder mit Herdabschaltung. Auch die Unterstützung von Pflegenden durch „Telepflege-Angebote“ wird mehrheitlich befürwortet: 74 Prozent sprechen sich tendenziell für mögliche Schulungen von Angehörigen zur Pflege über eine Videoverbindung sowie eine Abstimmung aller an einer Pflegesituation Beteiligten per Videokonferenz aus.
Ebenfalls offen zeigen sich die Befragten für die Verwendung von Pflege-Apps: 17 Prozent nutzen bereits eine Gesundheits-App. Im Pflegekontext reicht die Zustimmung der Teilnehmer von 58 Prozent für die Bewegungsförderung in der Pflege durch Smartphone- oder Tablet-Anwendungen bis hin zu 68 Prozent zur Schulung pflegender Angehöriger.
Positiv wird darüber hinaus auch der mögliche Einsatz von ausgereiften „Robotern zur Unterstützung Pflegebedürftiger“ bewertet. 76 Prozent befürworten zum Beispiel einen solchen Roboter, der an die Einnahme von Medikamenten, Speisen oder Getränken erinnert, 74 Prozent einen, der bei der Kommunikation nach außen oder bei geistigem oder körperlichem Training unterstützt. 65 Prozent der Befragten bewerten zudem Roboter positiv, die im Falle eines Sturzes aufhelfen, und 60 Prozent solche, die ins oder aus dem Bett helfen.
Doch es werden auch Bedenken in Bezug auf eine digital unterstützte Pflege geäußert: So stimmen 43 Prozent der Studienteilnehmer „voll und ganz“ und weitere 32 Prozent „eher“ der Aussage zu, dass sie Bedenken bezüglich des Umgangs mit persönlichen bzw. sensiblen Daten haben. 54 Prozent bereitet Sorgen, ob die Technik wirklich verlässlich ist.
Das kann Ralf Suhr gut nachvollziehen: „Datensicherheit ist natürlich eine zentrale Anforderung. Für die breite Akzeptanz digitaler Lösungen ist am Ende entscheidend, dass diese praktikabel und sicher sind.“
Die vollständige ZQP-Analyse steht Ihnen kostenlos auf www.zqp.de zur Verfügung.
Methoden und Vorgehensweise der Untersuchung
Grundgesamtheit der vorliegenden Analyse sind die in Privathaushalten in Deutschland lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahren. Die Stichprobe von n = 1.000 Personen wurde im Rahmen einer systematischen Zufallsauswahl als mehrstufige geschichtete Stichprobe gezogen. Teilnehmen konnte nur, wer zur Grundgesamtheit gehörte. Die computergestützten Telefoninterviews anhand eines strukturierten Fragebogens wurden vom 19. Februar bis 7. März 2018 durchgeführt. Die Stichprobe wurde nach Kombinationen von Region, Alter, Geschlecht und formaler Bildung nachgewichtet und ist in diesem Sinne repräsentativ. Die statistische Fehlertoleranz der Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.