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„Reform“ der Pflegeberufe: Ein Skandal

Pressemitteilung zur Anhörung des Pflegeberufereformgesetzes am 11.12.2015

Wiehl – Deutschland hat mit dem Altenpflegeberuf schon vor Jahren einen Beruf geschaffen, der aufgrund seiner speziellen Ausbildungsinhalte hervorragend auf die Pflege von Älteren, besonders auch demenzkranken Menschen, abgestimmt ist und inzwischen weltweit von Fachleuten als vorbildlich angesehen wird. Jetzt soll der Altenpflegeberuf und mit ihm die Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Kinderkrankenpflege nach dem Willen der großen Koalition zu einem Beruf zusammengelegt werden. Die Minister Schwesig und Gröhe haben den Gesetzentwurf am 27.11.2015 vorgestellt.

„Die Neuordnung der Pflegeberufe wird die pflegerisch-medizinische Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland nachhaltig verändern, das muss diskutiert werden! Die zuständigen Bundes- und Landesministerien sind seit Jahren dabei, dieses Gesetz zu erarbeiten. Jetzt die Experten und Fachgesellschaften mit einer Frist von 2 Wochen zu einer fundierten Stellungnahme eines 113 Seiten starken Gesetzestextes aufzufordern, ist ein Skandal. Wir können deshalb morgen in der kurzfristig angesetzten Anhörung unsere Position nicht vertreten – anderen geht es ähnlich“, so Prof. R.D. Hirsch, Präsident der Deutschen Akademie für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DAGPP).

„Für die pflegerische Versorgung von psychisch-kranken Älteren, insbesondere Menschen mit Demenz, wird qualifiziertes Personal in ausreichendem Umfang insbesondere in den Heimen benötigt. AltenpflegerInnen sind durch ihre Ausbildung im besonderen Maße darauf vorbereitet.

Schon heute fehlen mehrere zehntausend AltenpflegerInnen in den Heimen, Einrichtungen und ambulanten Diensten. Aktuelle Studien zeigen, dass die geplante generalistische Ausbildung zu weniger Auszubildenden führen wird.
Zusätzlich kommen nach Einführung der Generalistik keine qualifiziert auf ihre Tätigkeit vorbereiteten Altenpflegerinnen und Altenpfleger mehr hinzu, um ihre jetzt schon hoch belasteten KollegInnen zu entlasten. Stattdessen werden die neuen Pflegefachfrauen und -männer weiter angeleitet werden müssen und so die Belastung für das Personal insgesamt erhöhen. Der Krankenstand in der Altenpflege ist derzeit schon hoch und wird weiter steigen.
Diese Situation wird durch die ständig weiter wachsende Zahl von Menschen mit Demenz verschärft.

Zu wenig und schlecht ausgebildetes Personal wird leicht überfordert und es kommt zu Fehlreaktionen, gerade gegenüber Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten. In der Folge kommt es vermehrt zu psychischer und physischer Gewalt – auch von Patienten/Bewohnern gegenüber dem Pflegepersonal – die dann in Fixierungen und Einsatz von Neuroleptika bei den Patienten endet – das gilt es zu verhindern.

Zum Schutz der PflegerInnen in den Heimen und der ihnen anvertrauten Patienten lehnen die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DAGPP) und Handeln statt Mißhandeln – Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V. (HsM) gemeinsam den vorgelegten Gesetzentwurf ab.“