Berlin – Heute hat die AOK Baden-Württemberg in Berlin eine Pressekonferenz zur Versorgungslage bei Arzneimitteln in Deutschland durchgeführt und darin u.a. ein umfassendes Informationssystem gefordert, das alle Hersteller, Großhändler und Apotheken einbezieht.
Hierzu erklärt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika:
„Rabattverträge wirken bei einem Engpass wie Brandbeschleuniger. Da hilft es wenig, bei einem Feuer nach mehr Rauchmeldern zu rufen. Alle Erfahrung zeigt, dass Engpässe bei Arzneimitteln vor allem in zwei Bereichen vorkommen: bei Generika-Rabattverträgen und in der Krankenhausversorgung. Beiden ist ein extrem hoher Preisdruck gemein. Dieser führt zu einer steigenden Marktverengung – also zu einem Rückgang der Anbieter eines bestimmten Medikaments in der Versorgung.
Faktisch ist jeder Rabattvertrag eine bewusst vorgenommene zusätzliche Marktverengung: Von den Anbietern eines bestimmten Medikaments, die die Versorgung sichern könnten, wird – selbst bei versorgungskritischen Arzneimitteln wie Antibiotika – oft nur ein einzelnes Unternehmen ausgewählt.
Damit geht einher, dass Rabattverträge ganz wesentlich darüber entscheiden, ob die in Deutschland verfügbaren Produktions- und Lagerkapazitäten auch für die Versorgung der Patienten in Deutschland genutzt werden. Erhält ein Unternehmen keinen Zuschlag, muss es seine Produktionsplanung nach unten anpassen. Demgegenüber würde die grundsätzliche Mehrfachvergabe den Vorteil bieten, dass die Produktions- und Lagerkapazitäten mehrerer Unternehmen für die Versorgung in Deutschland genutzt werden könnten.
Daher werben wir mit Nachdruck für Vorschläge, die an den tatsächlichen Ursachen von Engpässen ansetzen. Würde man im Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz generell vorsehen, dass an Rabattverträgen mehrere Unternehmen zu beteiligen sind, könnten Krankenkassen unverändert Rabattverträge schließen und negative Auswirkungen von Engpässen auf die Patientenversorgung in vielen Fällen verhindert werden.
Hinzu kommt, dass Krankenkassen bereits heute jeden Hersteller vertraglich verpflichten, Lieferengpässe unverzüglich zu melden. Ebenso enthalten Liefervereinbarungen zwischen Herstellern und Krankenhäusern umfangreiche Informationspflichten zu Engpässen und haben Apotheken bereits Echtzeit-Zugriff auf die Lieferfähigkeit ihres Großhandels. Zusätzlich haben sich die Hersteller im Pharmadialog verpflichtet, Engpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln zu melden – und das wird auch gelebt.
Alle bisherige Erfahrung zeigt indes: Informationen über Engpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln sind wichtig, können Engpässe selbst aber nicht beseitigen.“