Berlin – Gestern hat das Bundesgesundheitsministerium aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2012 vorgelegt. Demnach haben die Krankenkassen eigenen Angaben zufolge 2,09 Milliarden Euro zusätzliche Preisnachlässe aus Arzneimittelrabattverträgen erhalten.
Der weitaus größte Teil dieser Preisnachlässe wurde von den Generikaunternehmen geschultert. Diese Unternehmen decken 73 % des gesamten Arzneimittelbedarfs der GKV. Für diese Grundversorgung wendet die GKV nach den aktuellen Daten des BMG auf der Basis von Werkspreisen und nach Abzug der Rabatte weniger als 10 % ihrer Arzneimittelausgaben auf.
„Bei einer Bewertung der Rabattverträge darf nicht allein auf die gewaltigen Preisnachlässe abgestellt werden, da sonst die gravierenden Nebenwirkungen dieses scharfen Kostendämpfungsinstruments ausgeblendet werden“, kommentiert Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika.
Um ihren Beitrag zur nachhaltigen Arzneimittelversorgung in Deutschland leisten zu können, sei die Planbarkeit von Produktionsprozessen für Generikaunternehmen absolut unverzichtbar. Es liege jedoch an der Mechanik des Rabattvertragssystems, dass mögliche Lieferprobleme eines Herstellers nicht kurzfristig durch andere Hersteller aufgefangen werden könnten.
Zudem habe das Rabattvertragssystem die Marktverengung erheblich beschleunigt. Bei wichtigen, versorgungsrelevanten Wirkstoffen hätten einzelne Hersteller einen Marktanteil in Deutschland von bis zu 80 %.
Hinzu komme, dass Investitionen von Generikaunternehmen in eine größere Patientenfreundlichkeit wie z.B. bei Bruchkerben und Dosierhilfen ein klarer Kostennachteil im Rabattvertragssystem seien. Da das Rabattvertragssystem ausschließlich auf den niedrigsten Preis zielt, sind die Unternehmen gezwungen, auf solche Weiterentwicklungen zu verzichten.
„Alle diese Folgewirkungen der Rabattverträge müssen in eine Bilanz einbezogen werden“, erklärt der Pro Generika-Geschäftsführer. „Wir brauchen jetzt einen Dialog über die Grundlagen einer nachhaltigen Arzneimittelversorgung in Deutschland. Diese kann es nur geben, wenn ein Gleichgewicht besteht aus Preisniveau, Qualität und einer Gewährleistung der Lieferfähigkeit“, so Bretthauer abschließend.