Berlin – Wie kann die Pflege in deutschen Krankenhäusern verbessert und dem Fachkräftemangel begegnet werden? Eine Voraussetzung ist eine angemessene Personalausstattung, die Pflegekräfte entlastet und Raum bietet für eine bedarfsgerechte, qualifizierte Versorgung der Patient:innen. Zur Bestimmung des Personalbedarfs wird derzeit, wie im Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG) vom Dezember 2022 vorgesehen, das Pflegepersonalbemessungsinstrument PPR 2.0 in den Krankenhäusern erprobt.
„Aus unserer Sicht geht die PPR 2.0 nicht weit genug, solange die Bemessung des Pflegepersonalbedarfs allein auf Grundlage von Pflegezeit erfolgt. Gute Pflege ist mehr als nur Zeit, sie braucht auch die entsprechende Kompetenz. Die Körperpflege braucht eine andere Qualifikation als die Ausgabe von Medikamenten, die Versorgung von Wunden oder die Planung von Pflegeabläufen. Daher muss Pflege Teamarbeit sein, bei der Pflegefachkräfte, Pflegeassistenzkräfte und akademische qualifizierte Pflegekräfte je nach Aufgabe und Bedarf zusammenarbeiten. Aus diesem Grund haben wir uns dafür eingesetzt, dass in der kommenden Pflegebedarfsbemessung auch der bedarfsgerechte Qualifikationsmix berücksichtigt wird“, erläutert Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbands (DEKV) anlässlich des Tags der Pflege.
Pflegefachkräfte und Gesundheitsfachberufe bedarfsgerecht einsetzen
Ein Pflegebedarfsbemessungsinstrument mit einem Qualifikationsmix ordnet die Kompetenzen der verschiedenen Pflegeausbildungen optimal den Versorgungsbedarfen der Patient:innen zu. Durch den Einsatz der Pflegekräfte passend zu ihren Kompetenzen ist es möglich, allen Menschen unabhängig vom Schulabschluss eine Tätigkeit in der Pflege zu eröffnen.
„Wir haben schon heute einen ausgeprägten Fachkräftemangel in der Pflege. Daher unterstützen Beschäftigte aus weiteren Gesundheitsfachberufen,wie medizinische Fachangestellte, Therapeut:innen und Heilerziehungspfleger:innen,die Pflegenden auf den Stationen. Auch deren Beitrag muss im Qualifikationsmix erfassbar sein. Grundsätzlich brauchen wir jede:n qualifizierte:n Mitarbeiter:in. Das wird umso wichtiger, da der demografische Wandel den Fachkräftemangel noch verstärken wird: Die steigende Zahl älterer, potenziell pflegebedürftiger Menschen steht einer begrenzten Zahl von Berufseinsteiger:innen gegenüber. Der Pflegeberuf muss an Attraktivität für junge Menschen und Quereinsteiger:innen gewinnen. Das wird aus unserer Sicht nur gelingen, wenn der Pflegebedarf in Zukunft auch den Qualifikationsmix mit einbezieht“, betont Radbruch. „Wir müssen auf Qualifikation setzen, statt nur auf Quantität.“
Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) vertritt mit 199 evangelischen Kliniken an 273 Standorten jedes neunte deutsche Krankenhaus. Die evangelischen Krankenhäuser versorgen jährlich mehr als 2 Mio. Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 3,5 Mio. ambulant. Das ist bundesweit mehr als jeder 10. vollstationäre Patient. Mit über 123.000 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 10 Mrd. € sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der DEKV ist der Branchenverband der evangelischen Krankenhäuser und Mitglied im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. sowie im Vorstand und im Präsidium der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Der DEKV setzt sich insbesondere für eine zukunftsorientierte und innovative Krankenhauspolitik mit Trägervielfalt und Qualitätswettbewerb, verlässliche Rahmenbedingungen für die Krankenhausfinanzierung, eine Modernisierung der Gesundheitsberufe und eine konsequente Patientenorientierung in der Versorgung ein.
Vorsitzender: Vorsteher Christoph Radbruch, Magdeburg, stellvertr. Vorsitzende: Andrea Trenner, Berlin, Schatzmeister: Dr. Holger Stiller, Düsseldorf, Verbandsdirektorin: Melanie Kanzler, Berlin.