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Pro Generika befürchtet nachhaltige Schwächung der Generikaindustrie

Generika sparen 10,999 Mrd. Euro

Berlin – Die deutsche Generikaindustrie hat die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im vergangenen Jahr um mehr als 11 Mrd. Euro entlastet. Dies geht aus den Marktdaten für das Jahr 2008 hervor, die der Branchenverband Pro Generika am 12. Februar in Berlin vorstellte. „Diese enorme Summe belegt erneut eindrucksvoll, wie unverzichtbar Generika für eine hochwertige und bezahlbare Arzneimittelversorgung in Deutschland sind“, erklärte Pro Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt hierzu. „Die Einsparungen, die allein daraus resultieren, dass Generika statt der teureren Erstanbieterprodukte von Ärzten verordnet und in Apotheken abgegeben wurden, entlasten die gesetzliche Krankenkassen um mehr als einen Beitragssatzpunkt. Gäbe es keine Generika, müsste der einheitliche Beitragssatz bei mindestens 16,5 Prozent statt bei jetzt 15,5 Prozent liegen.“ Hinzu kommen weitere Einsparungen. Denn die vom unabhängigen Marktforschungsinstitut IMS HEALTH berechnete Zahl bezieht sich ausschließlich auf die Listenpreise. „Die Preisnachlässe, die aus den Arzneimittelrabattverträgen resultieren, sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt“, erläuterte Schmidt.

Der für Krankenkassen und Beitragszahler positive Effekt hat aber auch seine Schattenseiten. „Wir beobachten seit längerem eine starke Erosion der Erlöse, die uns Sorge macht“, erklärte Schmidt. Dafür macht er neben dem Preiswettbewerb, der einem Markt mit homogenen Gütern systemimmanent ist,insbesondere das Nebeneinander einer Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen (wie Festbeträgen, Herstellerabschlägen und Zuzahlungsfreistellungen) einerseits und Rabattverträgen andererseits verantwortlich. Die deutschen Generika kosteten bereits Mitte 2006 weniger als die Generika in den anderen Top 5-Pharmamärkten Europas. Bis zum Jahresende 2008 gingen ihre Listenpreise nach überschlägigen Berechnungen jedoch im Mittel nochmals um rund 20 Prozent zurück. Weitere Erlösminderungen resultieren aus dem immer härter werdenden Rabattvertragswettbewerb. „Die Politik hat die Hersteller in einen Schraubstock aus Dirigismus und selektivem Vertragswettbewerb gespannt. Zumal bei der Ausschreibung und Vergabe von Wirkstoffrabattverträgen spielen die Krankenkassen ihre kartellrechtlich nur rudimentär gezügelte Marktmacht zunehmend offensiv aus. Die Rahmenbedingungen des selektiven Vertragswettbewerbs zwingen die Generikaindustrie in einen ruinösen Unterbietungswettbewerb. Wegen des hohen Marktanteils von über 40 Prozent im GKV-Markt konnte es sich dennoch kaum ein Hersteller leisten, nicht an der aktuellen AOK-Ausschreibung teilzunehmen.“

Erste Konsequenzen der sich stetig zuspitzenden Erlös- und Ertragssituation sind bereits sichtbar. Einige Generikahersteller haben Personal abgebaut, andere angekündigt, ihre Produktion Zug um Zug aus Deutschland nach Billigstandorten zu verlagern. „Der damit einhergehende Verlust an Arbeitsplätzen und Know-how ist schon schlimm genug“, erklärte Schmidt.„Mindestens ebenso schwer fällt ein anderer Aspekt ins Gewicht: Bislang können die gesetzlichen Krankenkassen darauf vertrauen, dass die Generikaindustrie nach fast jedem Patentablauf qualitativ gleichwertige, aber deutlich preiswertere Nachfolgeprodukte auf den Markt bringt. Dies gilt auch für Arzneimittel, deren Herstellungsprozess komplex und kompliziert ist.

Politik und Krankenkassen setzen große Hoffnungen in die Biosimilars, deren erste Vertreter seit 2007 im Markt sind. Allein mit diesen Nachfolgeprodukten biotechnologisch hergestellter Arzneimittel (Biopharmazeutika) könnte die GKV nach Berechnungen des IGES Instituts bis 2020 rund 8 Mrd. Euro zusätzlich einsparen.

Ob dieses Einsparpotenzial tatsächlich realisiert werden kann, ist derzeit aber sehr fraglich. Hersteller von Biosimilars müssen für die Entwicklung nur eines Biopharmazeutikums bis zur Markteinführung rund 100 Mio. Euro investieren. „Dieses Geld, will aber erst einmal im „klassischen Geschäft“ mit chemisch synthetisierten Generika verdient sein“, sagte Schmidt. „Sollte die Gesundheitspolitik ihren Kurs nicht schleunigst in Richtung pro Generika korrigieren, sehen die Biosimilar-Hersteller kaum Spielräume, neue Entwicklungsprojekte anzuschieben.

Seit zwei Jahren beobachten wir eine Arzneimittelpolitik, deren Auswirkungen ausgesprochen generikafeindlich sind“, beklagt Peter Schmidt. „Das ist gesundheitspolitisch kurzsichtig. Steigerungen der GKV-Arzneimittelausgaben waren und sind nicht von den Generika induziert. Preisgünstige Generika sorgen vielmehr dafür, dass die Patienten unabhängig von ihrem Geldbeutel am medizinisch-technischen und pharmazeutischen Fortschritt teilhaben können. Den letzten Cent aus der Generikaindustrie herauszupressen, ist mittel- und langfristig verfehlt. Wollen die Krankenkasse auch in Zukunft mit Generika sparen, müssen sie den Unternehmen jetzt die Luft lassen, die sie brauchen, um in neue Projekte zu investieren und patentfreie Arzneimittel zu optimieren. Denn die Generika- und Biosimilarentwicklungen von heute generieren die GKV-Einsparungen von morgen.“