„Vorbeugen. Schützen. Impfen“, so das Motto der WHO-Europa für die Impfwoche 2024. Impfungen sind entscheidend, um Krankheiten zu verhüten und Leben zu schützen. Anlass zur Sorge sind die jüngsten Masernausbrüche u.a. in vielen osteuropäischen Ländern, die auf die Türkei und auch auf einige Staaten der EU übergreifen. Sie weisen auf die Bedeutung von kontinuierlichen, flächendeckenden Impfungen hin und zeigen, wie schnell sich eine fast verschwundene gefährliche Infektionskrankheit wieder ausbreiten kann, wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung nachlässt und/oder flächendeckende Impfungen nicht zuverlässig zur Verfügung stehen.
Das Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit (Bündnis KJG), ein Zusammenschluss von kinder- und jugendmedizinischen Gesellschaften und Fachverbänden, der Kinderkrankenpflege und Elternverbänden nimmt die diesjährige Impfwoche 2024 zum Anlass, um auf die aktuelle Situation bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland hinzuweisen.
Mit Impfungen bei Kindern und Jugendlichen werden im Wesentlichen folgende Ziele verfolgt:
- Schutz vor häufigen, bisweilen schweren Erkrankungen, die bei bestimmten Kindern oft eine Krankenhausbehandlung erforderlich machen: dazu gehören beispielsweise die Rotaviren (Durchfallerkrankungen bei jungen Säuglingen), Influenzavirus („Grippe“) und RSV (Atemwegserkrankungen).
- Schutz vor sehr schweren bakteriellen und viralen Infektionskrankheiten: das sind z.B. Erreger, die Gehirnhautentzündungen verursachen (Pneumokokken, Meningokokken, Hämophilus influenzae u.a.) und die hochinfektiösen, gefährlichen Masern.
- Schutz vor bestimmten Krebserkrankungen: den erreicht man mit der Hepatitis-B-Impfung für Säuglinge (Leberkrebs) und der HPV-Impfung ab 9 Jahre (Gebärmutterhalskrebs und andere, meist genitale Krebserkrankungen bei Frauen und Männern).
- Schutz besonders vulnerabler Patientengruppen, die aus verschiedenen medizinischen Gründen ggf. (noch) nicht geimpft werden können bzw. keinen eigenen Impfschutz aufbauen können.
Impfserien müssen grundsätzlich frühzeitig zu den empfohlenen Zeitpunkten begonnen werden, um auch sehr jungen Kindern einen optimalen Schutz zu bieten. Für einen guten Impfschutz sind meist mehrere Impfungen notwendig, in der Regel bis zum 15. Lebensmonat. Gerade die letzte Impfung bei einer Grundimmunisierung ist besonders wichtig für den Langzeitschutz, wird aber leider oft vernachlässigt.
Bei einer ganzen Reihe von Kindern erfolgen die letzten Impfungen im zweiten Lebensjahr zu spät oder gar nicht. Das setzt sie einem unnötigen Infektionsrisiko aus, z.B. hinsichtlich Masern und Pneumokokken. Die HPV-Impfung bei 9- bis 10-jährigen Kindern wird derzeit nur von etwas mehr als der Hälfte eines Jahrgangs wahrgenommen. Die regionalen Unterschiede bei der Impfbeteiligung sind groß.
Die im Bündnis zusammengeschlossenen Verbände appellieren an Eltern, Sorgeberechtigte und die Ärzteschaft, ein besonderes Augenmerk auf vollständige und frühzeitige Impfungen bei Kindern zu legen.
Dazu Frau Prof. Dr. Felderhoff-Müser, die Vorsitzende des Bündnisses KJG: „Impfungen gehören zusammen mit guter Ernährung und hohen Hygiene-Standards einschließlich sauberem Trinkwasser zu den Grundpfeilern des gesunden Aufwachsens der Kinder. Es sollten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, um flächendeckend hohe Impfraten zu erreichen. “
Herr PD Dr. Ulrich von Both, Sprecher der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis, ergänzt: „Für Kinder mit schweren Grundkrankheiten oder Behinderungen werden darüber hinaus weitere Impfungen empfohlen, wie z.B. die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza. Auch diese sollten regelmäßig im Interesse der Kinder durchgeführt werden.“