Berlin – Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Jörg Hacker, wird am 16. April 2008 mit dem Arthur-Burkhardt-Preis für Wissenschaftsförderung ausgezeichnet. Den Preis verleiht die Arthur-Burkhardt-Stiftung jährlich an Wissenschaftler, deren Forschung darauf ausgerichtet ist, Erkenntnisse aus Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft zu verbinden “und so Entscheidungshilfen zwischen dem naturwissenschaftlich-technisch Machbaren und dem gesellschaftlich Vertretbaren geben”. Die Laudatio bei der Preisverleihung in Stuttgart hält Ernst Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft.
Gegründet wurde die Stiftung von dem Unternehmer, Ingenieur und Naturwissenschaftler Arthur Burkhardt im Jahre 1983. Die Stiftung soll “Brücken zu den Geisteswissenschaften schlagen, um so der Frage nach der ethischen Verantwortung der Naturwissenschaft stärkeres Gewicht zu verleihen”. Frühere Preisträger sind unter anderen Joachim Milberg, Präsident der acatech/Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär des Europäischen Forschungsrats und Jürgen Mittelstraß, Ordinarius für Philosophie an der Universität Konstanz.
In seinem Festvortrag “Infektionen und Gesellschaft” erinnert Jörg Hacker daran, dass Infektionen seit jeher eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Menschheit spielen. Im Zuge der Evolution haben sich Strategien herausgebildet, die zu einem Gleichgewicht zwischen Mikroben und vielzelligen Organismen führten. Der Mensch ist von vielen unterschiedlichen Mikroben umgeben, nur ein kleiner Teil davon verursacht Krankheiten. In den vergangenen Jahrzehnten ist fast jedes Jahr ein neuer klinisch relevanter Infektionserreger aufgetreten, zum Beispiel 1983 der Escherichia-coli-Stamm “0157” (EHEC), 1996 der BSE-Erreger, 1997 das Vogelgrippe-Virus H5N1 oder 2003 das SARS-Virus. “Deshalb ist es notwendig, dass die Gesellschaft Strategien entwickelt, mit diesen Infektionserregern umzugehen und sie global zu bekämpfen”, unterstreicht der RKI-Präsident. Während in Entwicklungsländern vor allem Parasiten-bekämpfung, AIDS und Tuberkulose im Vordergrund stehen, haben es die Industrieländer mit einer zunehmenden Bedeutung von Antibiotikaresistenzen, insbesondere bei Krankenhausinfektionen, zu tun.
Jörg Hacker ist ein vielfach ausgezeichneter Forscher. Zuletzt erhielt er am 29. Februar 2008 in Paris den deutsch-französischen Gay-Lussac-Humboldt-Wissenschaftspreis. Seit 2003 ist Hacker Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, eine Funktion, die ihn in engen Kontakt mit der Politikberatung und der Vermittlung zwischen Forschung und Gesellschaft gebracht hat. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die molekularbiologische Analyse von Krankheitserregern, insbesondere Salmonellen und Escherichia coli, die Ausbreitung und Variabilität von pathogenen Mikroorganismen sowie ihre Wechselwirkungen mit Wirtszellen. Jörg Hacker entwickelte das Konzept der “Pathogenitätsinseln”, das für das Verständnis des Erbguts bakterieller Krankheitserreger als grundlegend gilt.
Weitere Informationen: http://www.arthur-burkhardt-stiftung.de & http://www.rki.de