Eschborn – Studien zufolge leiden 70 Prozent der Patienten:innen mit Pankreatitis, exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI) und nach Pankreatektomie auch trotz einer Enzymersatztherapie an Steatorrhoe, 30 Prozent unter Mangelernährung und 58 Prozent verzichten auf Nahrungsfett, um die postprandialen Symptome wie Diarrhoen/Steatorrhoen zu vermeiden1. Ähnliche Erfahrung machen Patientenorganisationen2. Diese Quoten sind besorgniserregend, denn die Enzymsubstitution ist der Goldstandard zur Symptombehandlung bei EPI. Eine Kausaltherapie des Verdauungsenzymmangels gibt es nicht. Im Normalfall verbessert die Substitutionstherapie nachweislich die Verdauung, verhindert Folgeschäden sowie Malnutrition und reduziert die Mortalität3. „Eine Unterversorgung der Patienten muss daher nicht sein,“ erklärt Dr. Volker Schmiedel aus Baar. „Es gibt durchaus Stellschrauben, um die Substitutionstherapie zu optimieren.“ Hierzu zählen nach Meinung des EPI-Experten nicht nur die obligatorische Dosissteigerung, sondern auch die Überprüfung der Compliance und der Progression der EPI sowie die Wahl des Enzymersatzpräparats. „Häufig werden im Klinik- und Praxisalltag medizinische Konstellationen, welche die Arbeitsbedingungen für die Verdauungsenzyme verändern, außer Acht gelassen, wie der bei schwerer EPI und nach Pankreatektomie vorliegende Mangel an neutralisierendem pankreatischen Bicarbonat. Dieser Mangel bedingt eine Übersäuerung des Duodenums, unter der nur säurestabile Verdauungsenzyme wie die Rizoenzyme im Arzneimittel NORTASE® optimal wirken können“, weiß Schmiedel auch aus seiner 20-jährigen Erfahrung als Chefarzt der Inneren Medizin an der Habichtswaldklinik in Kassel zu berichten.
Überprüfung der Patientenadhärenz
Im einfachsten Fall sind eine falsche oder inkonsequente Enzym-Einnahme (nicht zu allen Mahlzeiten, keine Substitution der Zwischenmahlzeiten) oder eine veränderte Ernährung die Gründe für sistierende EPI-Symptome, in manchen Fällen jedoch auch Unverträglichkeiten und religiöse oder ideologische Vorbehalte gegenüber der Medikation (z.B. Bestandteile vom Schwein, Gelatine), die dann zu einer Verweigerung der Einnahme führen. „Ein klärendes Gespräch mit dem Patienten, die Berücksichtigung seiner Bedürfnisse bei der Enzymwahl und die regelmäßige Überprüfung der Compliance sind einfache Möglichkeiten, den Therapieerfolg zu steigern“, empfiehlt Schmiedel.
Dosissteigerung bei Progression der EPI
Dem gesteigerten Appetit, z.B. nach erfolgter OP, oder einer Progression der EPI kann mit einer symptomorientierten Dosissteigerung begegnet werden. Auch die Leitlinien4 sehen bei Nicht-Ansprache eine Verdoppelung bis Verdreifachung der ursprünglichen Dosis vor. „Wenn sich jedoch auch unter 100.000 Einheiten Pankreatin pro Mahlzeit keine Verbesserung einstellt, kann man den Patienten mit der sehr belastenden Symptomatik aber auch nicht alleine lassen. Das wäre im Hinblick auf die zu erwartenden Folgeerkrankungen, Malnutrition, Beeinträchtigung des intestinalen Mikrobioms, Blutzuckerschwankungen und erhöhter Mortalität medizinisch wie menschlich nicht zu verantworten. Schonkost und Fettverzicht sind nicht die Lösung und leisten der Mangelernährung weiter Vorschub“, so der Experte.
Wechsel des Enzymsubstituts bei erschwerenden Konstellationen
Lässt sich die Verdauung durch eine Dosissteigerung nicht normalisieren, sollten medizinische Konstellationen in Erwägung gezogen werden, die zu Wirkverlusten der substituierten Enzyme führen können. Hierzu zählen Fettstoffwechselstörungen, anatomische Fehlbildungen im Gastrointestinaltrakt, aber auch eine unphysiologische Übersäuerung des Duodenums oder eine zu späte bzw. zu frühe Freisetzung der Enzyme. „Zur Therapieoptimierung sollten auch Coerkrankungen beachtet werden“, empfiehlt Schmiedel. Bei kurzen Magentransitzeiten, Dumping und Bicarbonatmangel verringert sich beispielsweise der pH-Wert im Duodenum, welches sich negativ auf die substituierten Pankreas-Enzyme auswirken kann. Die empfohlene und oft praktizierte Gabe von Protonenpumpenhemmern (PPI) zum säuresensiblen Pankreatin (pH 5-7)5 ist im Hinblick auf die oft lebenslang notwendige Enzymsubstitution aufgrund der Risiken und Nebenwirkungen der PPIs, Kontraindikationen und der Gefahr von Arzneimittelwechselwirkungen sowie der Polypharmazie zu hinterfragen. „Um Patienten bei Nicht-Ansprache auf Pankreatin zu helfen, greife ich auf säurestabile Rizoenzyme zurück, die unbeeinflusst vom pH-Wert in Magen und Duodenum die Nahrung aufschließen können,“ erläutert der niedergelassene Mediziner den Einsatz der Rizoenzyme mit Wirkspektrum von pH 3 bis 96-8. Gibt es auch nach einem Wechsel zu Rizoenzymen keine Verbesserung des Therapieerfolgs, sollten Komorbiditäten wie Lactoseintoleranz, Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO), Colitis ulcerosa, Kurzdarmsyndrom oder Morbus Crohn bedacht werden. „Supplemente, enterale oder parenterale Ernährung sind für mich die Ultima Ratio. Die Patienten sollten sich so lange wie möglich normal ernähren können“, betont Schmiedel.
Strategien für den Behandlungserfolg:
- Überprüfung der Patientencompliance (regelmäßige Einnahme, Substitution aller Mahlzeiten, Vorbehalte gegenüber der Medikation, z.B. gegenüber Enzyme aus Schweinepankreas)
- Sicherstellung der richtigen Einnahme (verteilt über die Mahlzeiten), ggflls. erneute Patientenschulung
- Überprüfung der EPI-Progression
- Überprüfen und Adaption der Ernährungsweise (v.a. nach Klinikaufenthalt, Tumortherapie, zunehmender Appetit)
- Dosisanpassung
- Überprüfen von Wirksamkeit beeinflussenden therapeutischen Umständen (Coerkrankungen, Zustand nach gastrointestinalen OPs)
- Einsatz von Säurehemmern/neutralisierender Medikation
- Anwendung von säurestabilen Enzympräparationen mit einem breiteren Wirkzeitfenster (z.B. Rizoenzyme)
- Ergänzend: Ernährungsberatung und Verhaltensmaßnahmen wie häufigere und kleinere Mahlzeiten, Alkohol- und Nikotinkarenz, bei Bedarf Supplementation von Nährstoff- und Vitamin- und Spurenelementdefiziten, Gabe niedermolekulare Nahrung
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Pflichttext Fachkreise
NORTASE®
Anwendungsgebiete: Störungen der exokrinen Pankreasfunktion, die mit einer Maldigestion einhergehen. Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält: Rizolipase (Lipase aus Rhizopus oryzae) entspr. 7.000 FIP-E., Protease aus Aspergillus oryzae mind. 54 FIP-E., Amylase aus Aspergillus oryzae mind. 700 FIP-E.. Sonstige Bestandteile: Hydroxypropylmethylcellulose (HPMC), Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Farbstoffe: Titandioxid E 171, Eisen (III)-oxid E 172. Enthält Lactose. Gegenanzeigen: Akute Pankreatitis, akuter Schub einer chronischen Pankreatitis, bekannte Überempfindlichkeit gegen Schimmelpilze (Schimmelpilzallergie) oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Selten: unspezifische Begleiterscheinungen wie Diarrhoe, Übelkeit, Obstipation und Oberbauchbeschwerden sowie allergisch bedingte Atem- und Hautreaktionen nach berufsbedingter Sensibilisierung mit Schimmelpilzenzymen. Pharmazeutischer Unternehmer: Repha GmbH Biologische Arzneimittel, Alt-Godshorn 87, 30855 Langenhagen.