Berlin – Noch in diesem Jahr will die Große Koalition den nunmehr vierten Anlauf für ein Präventionsgesetz starten. Mit einem Positionspapier macht der AOK-Bundesverband seine Vorstellungen dazu deutlich. Zwei zentrale Forderungen: Das gesamtgesellschaftliche Engagement für Prävention muss verstärkt und der Fokus auf bedarfsgerechte Angebote vor Ort gelegt werden.
„Die große Herausforderung eines Präventionsgesetzes liegt darin, mehr finanzielle Verbindlichkeit für alle verantwortlichen Akteure herzustellen“, heißt es in dem Papier. Prävention wird als Gemeinschaftsaufgabe definiert: Neben den Sozialversicherungsträgern müssten Bund, Länder, Kommunen und Betriebe aktiv beteiligt sein. Um Verschiebebahnhöfe zu vermeiden, sollten Präventionsaufgaben daher grundsätzlich von dem Träger erbracht werden, bei dem auch die Zuständigkeit liegt.
Eine Finanzierung von Aufgaben der öffentlichen Hand durch die Krankenkassen bzw. eine Zweckentfremdung von Beitragsgeldern der GKV lehnt die AOK entschieden ab: „Es darf nicht sein, dass beispielsweise öffentliche Sportplätze und Schwimmbäder durch die Beitragszahler finanziert werden.“ Der Grundsatz müsse lauten ‚Wer bestellt, bezahlt‘.
Zwar unterstützt die AOK das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der Großen Koalition, Prävention und Gesundheitsförderung zu einem zentralen gesundheitspolitischen Handlungsfeld zu machen. Aber sie macht auch deutlich, dass regionale Präventionsangebote die Menschen vor Ort besser erreichen. „Bundesweite Plakataktionen, Hochglanzbroschüren und Ermahnungen oder Präventionsangebote nach dem Gießkannenprinzip gehen häufig am Bedarf vorbei.“ Nach Auffassung der AOK-Gemeinschaft ist es zielführender, auf Basis der regionalen Besonderheiten passgenaue Präventionslösungen zu finden. Ein besonderes Augenmerk müsse dabei auf sozial benachteiligte und belastete Gruppen gelegt werden.
Vorrang hat die Gestaltung gesunder Lebensräume. Neben dem Wohnumfeld, der Kita oder den Schulen wird der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz eine hohe Bedeutung zugemessen. „Die Fehlzeitenentwicklung der vergangenen Jahre zeigt insbesondere eine Zunahme der diagnostizierten chronischen und psychischen Erkrankungen.“ Umso wichtiger sei es in einer älter werdenden Gesellschaft für die Betriebe, ihre Arbeitnehmer lange gesund zu halten. Die meisten Beschäftigen wünschten sich gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen. Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen sollten die Anreize und Möglichkeiten verbessert werden, in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu investieren. Dabei könnten Netzwerke wie Innungen, Handwerks- oder Industrie- und Handelskammern noch stärker behilflich sein.
Die AOKs kommen ihrem Präventionsauftrag in besonderem Maße nach. Sie investieren mit 4,61 Euro pro Versichertem und Jahr bereits deutlich mehr als den gesetzlich vorgegebenen Richtwert von 3,01 Euro pro Versichertem (Stand 2013). Dabei setzt die AOK-Gemeinschaft vor allem auf langfristige Präventionsprojekte in den so genannten „Settings“ wie KiTa, Schule und Betrieb. Im Jahr 2012 erreichte sie damit rund 8,24 Millionen Menschen und investierte fast sechsmal mehr als der Mittelwert aller Krankenkassen.
Das Positionspapier zur Prävention ist im Internet zu finden unter: www.aok-bv.de/presse.
Weitere Informationen liefern der aktuelle Präventionsbericht unter www.aok-bv.de und der Fehlzeiten-Report der AOK unter www.wido.de/fzr_2014.html.