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Postfaktische Vegetarismusmythen!

Weniger Fleisch = mehr Gesundheit?

Eschborn – Auch wenn wegen massiv negativer Berichterstattung zur (großindustriellen) Fleischerzeugung derzeit so einigen die Lust auf Steak, Schnitzel und Cô.(telette) vergeht, und in diesem „Fahrwasser“ viele ideologische Trittbrettfahrer versuchen, Fleischkonsum als Ursache aller Volkskrankheiten zu positionieren – so muss doch klar konstatiert werden: Es existiert kein wissenschaftlicher Beweis (Kausalevidenz), dass vegetarische Ernährung gesünder ist als ein fleischhaltiger Essstil. Blenden wir Ethik, Soziales und Moral (alles wichtig, keine Frage) an dieser Stelle einmal kurz aus und fokussieren uns rein auf Gesundheit und die diesbezügliche Datenlage, so wird anhand essenzieller Mechanismen der Ernährungsforschung und darauf basierender Desinformation schnell klar, wie der (falsche) Hase hier läuft.

Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Schlagzeile „Fleischverzehr erhöht Sterberisiko“. Diese Headline gehörte zu einem Online-Text des Vegetarierbunds ProVeg (Ex-VEBU), visualisiert mit einem Friedhofsbild, das Grabsteine zeigt, soweit das Auge reicht. Basis dieser „Todesdrohung“ war die Beobachtungsstudie EPIC. Wenn Sie sich nun vor Augen führen, dass aus Beobachtungsstudien niemals Kausalevidenzen resultieren und dass es keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel gibt (7-fach “offiziell” bestätigt), dann wird schnell klar: Diese Meldung zeigt ein beliebtes Täuschungsmanöver in Sachen Ernährung. Uns wird eine Ursache-Wirkungs-Beziehung vorgegaukelt, die eine Beobachtungsstudie nicht liefern kann. Die Überschrift verdreht demnach bewusst die Aussagen der Studie, und nicht nur das: Hier wuchern Falschinformationen sowohl im ProVeg-Beitrag als auch in der Originalstudie, die seitens der Vegetarier-Redaktion entweder nicht gelesen oder bewusst falsch interpretiert wurde.

Worum geht es konkret? In der Studie wurde die Sterberate mit dem Fleischkonsum korreliert (also verknüpft). Dabei fanden die Autoren weder einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch noch von Geflügel mit den Todesfällen. Lediglich für „verarbeitetes Fleisch“ will die Studie eine moderate Korrelation mit der Mortalität beobachtet haben, die jedoch bei detaillierter Analyse der Originaldaten fragwürdig erscheint. Im ProVeg-Artikel las sich das dann so: „Es konnte gezeigt werden, dass der Konsum von rotem, insbesondere verarbeitetem Fleisch einen hohen Einfluss auf die Gesamtmortalität hat.“ Damit wird dem Leser suggeriert, die Studie habe ergeben, dass Steaks und Hamburger sein Leben nennenswert verkürzen. Doch das stimmt nicht: denn der Studie zufolge hat weder „rotes Fleisch“ noch „insbesondere“ verarbeitetes Fleisch, sondern wenn überhaupt nur verarbeitetes Fleisch einen statistischen Einfluss – und zwar auch nur einen „moderaten“ und keinen „hohen“, wie ProVeg behauptete. Und die ProVeggies setzten noch einen drauf: „Nicht nur die Gesamtmortalität erhöhte sich durch den Fleischkonsum, sondern auch das Sterberisiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs“. Genau das wird aber in der Studie verneint: Kein statistisch signifikanter Zusammenhang von „Rotfleisch“ mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.

Mehr Geflügel, längeres Leben!

Die EPIC-Autoren stellen sogar fest, dass „Wenig-Geflügel“-Esser früher sterben als „Viel-Geflügel“-Esser. Weiter war die Gesamtsterblichkeit bei den Wenig- bis Kein-Rotfleisch-Essern höher im Vergleich zu nahezu allen anderen Gruppen. Obgleich diese eigentlichen Hauptbotschaften in der Studie nur Randnotizen sind, weil sie nicht ins gerne propagierte Bild des „bösen Fleisches“ passen (allein aufgrund der Tatsache, dass sogar die Autoren diese Zusammenhänge unmissverständlich klarstellen), hätten auch die Vegetarier-Lobbyisten der Glaubwürdigkeit und Vollständigkeit halber auf diese Ergebnisse hinweisen müssen. Dafür jedoch resümieren die Autoren dementsprechend eindeutig: „Es scheint, dass ein geringer, aber nicht ein Null-Fleischkonsum gesundheitsfördernd sein könnte.“ Vielleicht hat der ProVeg-Redakteur das auch nur überlesen, was die Frage aufwirft: wurde die Studie überhaupt sorgfältig analysiert?

Denn selbst der Zusammenhang zwischen verarbeitetem Fleisch und Mortalität ist dubios, da er auf einem verschleierten Rechenkonstrukt basiert. Schaut man sich diese Zahlenspielchen genauer an, findet man beispielsweise folgende Information: der „moderate“ Zusammenhang zwischen verarbeitetem Fleisch und Mortalität gilt den Autoren gemäß nur für Männer, nicht aber für Frauen. Bratwurst, Frikadelle und Salami „schaden“ demnach nur der männlichen Gesundheit, Frauenkörper hingegen sind immun gegen Schadwurst? Unbeeindruckt von unemanzipierten Killerkoteletts & Co. zeigt sich auch hier ein ähnliches Bild wie bei rotem Fleisch und Geflügel: Männer, die keine oder sehr wenig Wurst essen, segnen früher das Zeitliche als die Mehrverzehrer.

Nimmt man sich die Studie noch näher zur Brust, kommen weitere Tricksereien zu Tage: unterschiedliche Berechnungsgrundlagen der Sterblichkeit, die statistische Signifikanz der Daten ist vielfach nicht gegeben, mathematische Berechnungslinien sind nicht nachvollziehbar. Und zu guter Letzt sucht man vergeblich nach einer klaren Definition, was die Autoren mit „verarbeitetem Fleisch“ eigentlich meinen. So bleibt unklar, ob beispielsweise Chicken-Nuggets Geflügel- oder Verarbeitungsfleisch sind oder für beide Kategorien verwendet wurden. Last but not least: Wäre die Studie professionell, dann hätten die Autoren den Zusammenhang zwischen der Sterblichkeit und dem Gesamtverzehr von Wurst und Fleisch geprüft. Aber genau das ist unterblieben – zumindest haben die Autoren die Ergebnisse nicht mitgeteilt. Denn die Daten zum „Gesamtverzehr“ fehlen. Das alles scheint ProVeg egal: Augen zu und durch, Hauptsache „Fleisch erhöht das Sterberisiko“ – und zwar öffentlichkeitswirksam!

Die Doppelmoral der Lobbyisten

Neben dieser vegetarischen Desinformation spiegelt der Vegetarier-Artikel auch die Doppelmoral wider, Studien „al lobby-gusto“ ganz unterschiedlich zu bewerten: So hat ProVeg im Februar 2014 eine Studie der Medizinischen Universität Graz massiv angegriffen, die gezeigt hat, dass „Fleischverzichter“ mehr Krankheiten aufweisen als Fleischesser: Vegetarier haben häufiger Krebs und mehr Herzinfarkte, leiden wesentlich öfter an Allergien und zeigen mehr psychische Störungen als Viel-Fleischesser. Darüber hinaus ist die Lebensqualität der Vegetarier niedriger und sie benötigen mehr Leistungen des Gesundheitssystems.

Das Bemerkenswerte an der Grazer Studie aber war: Die Autoren postulieren keine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Ganz im Gegenteil, es wurde klar und deutlich darauf hingewiesen, dass hier nur Korrelationen vorliegen, für die es keine Erklärung gibt: „Ob die schlechtere Gesundheit der Vegetarier durch deren Ernährung verursacht wird oder ob sie wegen ihres schlechten Gesundheitszustands zu Vegetariern werden, das kann nicht beantwortet werden. Wir können keinen Kausalzusammenhang feststellen, aber gesicherte Erkenntnisse beschreiben“, erklärten die Grazer Wissenschaftler. Das alles hinderte ProVeg und Konsorten jedoch nicht daran, ein Feuerwerk der öffentlichen Diskreditierung abzubrennen: Die Studie habe Mängel, wäre schlecht gemacht und die Ergebnisse seien unbrauchbar. Aus Lobbyistensicht ist das natürlich nachvollziehbar, denn diese österreichische Studie passt nun mal so gar nicht ins Bild des „übergesunden Vegetariers“. Und dann das: Nur ein paar Tage nach der ProVeg-Graz-Kritik erschien besagte „Fleischkonsum erhöht Sterberisiko“-Fake-Meldung auf der Bildschirmfläche.

Nur der Vollständigkeit halber: Würde man an die Grazer Studie den hier offenbarten Veggie-Lobby-PR-Standard anlegen, so hätte die Headline heißen müssen: „Vegetarische Ernährung erhöht das Risiko für körperliche und geistige Erkrankungen“. Und das Bild – passend zur Aussage der Studie – hätte vielleicht eine psychiatrische Anstalt zeigen müssen, denn auch Depressionen und Angststörungen traten bei den Pflanzenköstlern vermehrt auf (wie bereits zuvor in einer Studie der Universität Hildesheim beobachtet).

Andere Ernährung, gleiche Lebenslänge

Nur am Rande sei erwähnt: Die EPIC-Oxford-Analyse hatte bereits ergeben, dass sich Vegetarier und Fleischesser in punkto Gesamtmortalität nicht unterscheiden – ein glaubwürdiges Ergebnis, das Ende 2014 im International Journal of Cardiology bestätigt wurde: Die Metaanalyse von acht Studien mit mehr als 183.000 Teilnehmern zeigte keinen Unterschied der Sterblichkeit von Vegetariern und Allesessern. Nur in Untersuchungen mit religiösen Minderheiten lebten Vegetarier ein wenig länger. Die Ursache dafür sahen die Studienleiter jedoch gerade nicht in der Ernährung, sondern in unbekannten Lebensstilfaktoren der Strenggläubigen. Darüber hinaus ergab diese Studie, die unter Leitung der University of Manchester durchgeführt wurde: Vegetarische Ernährung zeigt weder einen Einfluss auf Hirndurchblutungsstörungen noch auf koronare Herzkrankheiten (KHK). Dieses Ergebnis wurde fast zeitgleich durch eine weitere internationale Studie unter Beteiligung der Universität Würzburg bestätigt: Es ist kein Zusammenhang zwischen KHK und Nahrungseiweiß erkennbar (weder insgesamt, noch differenziert nach tierischer oder vegetarischer Proteinquelle). Ob man also Fleisch, Fisch, Milch oder Gemüse, Nüsse und Eier isst, hat demnach keinen Einfluss auf Herzkrankheiten. Interessanterweise ergab die Würzburger-Eiweiß-Studie ein niedrigeres KHK-Risiko bei hohem Geflügelfleisch-Verzehr, was jedoch ebenfalls „mit Vorsicht interpretiert werden muss“, wie die Autoren betonen …

Grundsätzlich gilt: All diese ernährungsideologischen Diskussionen „welche Essweise ist gesünder und lässt länger leben?“ sind wie der Streit um des Kaisers Bart – belanglos.

Fazit: Wer glaubt, mit Pflanzenkost seine Gesundheit „primärpräventiv“ zu fördern oder zu erhalten, der verschenkt seinen Glauben einer Ideologie, die auf Mythen und Märchen, auf bewusster Über- und Fehlinterpretation ganz schwacher Daten (Korrelationen) basiert.

Und ja, natürlich “gibt es doch etliche Studien, die zeigen, wie `gesund´ vegetarische Ernährung ist” – denn die Ernährungswissenschaften liefern für jede nur erdenkliche Essform die passenden Korrelationen und Surrogatparameter (Ersatzwerte). Harte Endpunktstudien (EBM-RCT) , die Langzeitdaten in Form von Kausalevidenz zu den medizinisch relevanten Faktoren Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und last but least Tod liefern – die existieren nicht und sie wird es auch niemals geben. Und wem bei der multimodalen Behandlung einer Erkrankung (darum geht es hier nicht) Veggiekost guttut und zur Genesung beiträgt, auch schön: Wer heilt hat Recht …

Klar ist auch: Wem es ohne Fleisch besser schmeckt und wer sich damit individuell besser fühlt – just do it! Genauso gilt: Wer nicht aus gesundheitlichen, sondern rein aus ethisch-moralischen Motiven wie „Ich will nicht, dass für mich ein Tier stirbt“ oder „Ich unterstütze keine Massentierhaltung“ auf Fleisch und tierische Produkte verzichtet, der hat einen persönlichen Grund, der zu akzeptieren ist. Gerade in heutigen Zeiten.