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Politische Führung im Kampf gegen AIDS gefragt

Deutsche AIDS-Stiftung zum Welt-AIDS-Tag 2006: Weitere Zunahme der Zahl HIV-infizierter Menschen in Osteuropa

Bonn – Die Zahl der HIV-infizierten Menschen stieg weltweit laut UNAIDS auf 39,5 Millionen Menschen. Im Jahr 2006 infizierten sich schätzungsweise 4,3 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus, 2,9 Millionen Menschen starben an den Folgen der Immunschwächekrankheit.

Die aktuelle Entwicklung in Deutschland In Deutschland lebten laut Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) Ende 2005 rund 49.000 Menschen mit dem HI-Virus. Seit Anfang des Jahrtausends steigt die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen jährlich an. Mit 2.486 neu diagnostizierten Infektionen in 2005 und 1.197 im ersten Halbjahr 2006 scheint nun eine Stabilisierung in Deutschland auf erhöhtem Niveau erreicht. “Die Zunahme der neu diagnostizierten HIV-Infektionen muss für alle beteiligten Organisationen ein Zeichen sein, die Präventionsanstrengungen zu verstärken,” sagte Dr. Christoph Uleer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen AIDS-Stiftung. “Ungeachtet der veränderten HIV-Zahlen steht Deutschland dank seiner erfolgreichen Präventionspolitik im Vergleich mit vielen anderen europäischen Staaten sehr gut da. Während die HIV-Prävalenz unter Erwachsenen in Deutschland bei 0,1 Prozent liegt, beträgt sie in Frankreich 0,4%, in Italien 0,5% und in Spanien O,6%.” Weitere bemerkenswerte Trends seien, so Uleer, dass im Gegensatz zum weltweiten Trend, die jährlich neu diagnostizierten HIV-Infektionen bei Frauen in Deutschland seit Jahren stabil zwischen 400 und 500 Personen lägen. Bei einer wachsenden Zahl von mit HIV lebenden Menschen in Deutschland sei daher der Anteil der Frauen von 26% im Jahr 2000 auf derzeit 18% zurück gegangen. Andererseits stünden Personen, die sich über heterosexuellen Geschlechtsverkehr infiziert hätten, und nicht aus Hochprävalenzgebieten stammten, mit einem Anteil von 17% zum ersten Mal seit 2001 wieder an zweiter Stelle der neu diagnostizierten HIV-Infektionen. Zu den niedrigen Infektionszahlen in Deutschland habe das deutsche Präventionsmodell mit seinem Zusammenwirken von staatlichen und medizinischen Akteuren mit der Zivilgesellschaft, wie der Deutschen AIDS-Stiftung, maßgeblich beigetragen.

Die Entwicklung der HIV/AIDS-Zahlen in Osteuropa Die Zahl der von HIV/AIDS betroffenen Menschen in Osteuropa und Zentralasien stieg im Jahr 2006 wie bereits im Jahr 2005 weiter an. Schätzungsweise 270.000 Menschen [170.000-820.000] infizierten sich im Jahr 2006 neu mit HIV, so dass die Gesamtzahl der Menschen mit HIV nun bei 1,7 Millionen [1,2 Millionen-2,6 Millionen] liegt.

Diese Entwicklung kann nach Ansicht der Deutschen AIDS-Stiftung nur aufgehalten werden, wenn auch die Regierungen der in dieser Region betroffenen Länder der Bekämpfung von AIDS die dringend nötige Aufmerksamkeit geben. “Der aktuelle Stand der HIV-Infektionen in Osteuropa und Zentralasien entspricht einem Anstieg um den Faktor 20 in weniger als einem Jahrzehnt. Nur umfangreiche Präventionsmaßnahmenkönnen die weitere schnelle Ausbreitung der Epidemie stoppen”, betonte Dr. Ulrich Heide, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen AIDS-Stiftung. Hier falle Deutschland mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft eine besonders wichtige Rolle zu. Nur länderübergreifend könne ein globales Problem wie die AIDS-Epidemie angegangen werden. “Wir begrüßen in diesem Zusammenhang außerordentlich, dass die Bundesregierung plant, EU-Gesundheitsminister und Zivilgesellschaft zum Thema HIV zusammenzubringen. Denn nur im Zusammenwirken können Konzepte der Prävention greifen”, so Heide. Er appellierte in diesem Zusammenhang an die Regierungen der betroffenen Region, sich für die Entstigmatisierung besonders betroffener Gruppen wie etwa Drogennutzer einzusetzen und Harm-Reduction-Strategien zu entwickeln.Der politische Wille sei eine entscheidende Voraussetzung für eine umfangreiche Aufklärung, um Neuinfektionen zu vermeiden. Offenheit im Umgang mit AIDS sei aber auch die Bedingung für die Integration HIV-infizierter Menschen. Untersuchungen wie das aktuelle Eurobarometer zeigen, dass der Wissensstand über die Übertragungswege von HIV sowie die Einsicht in die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen und Infokampagnen in Osteuropa mangelhaft sind.

Fast ein Drittel der HIV-Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien betraf Menschen in der Altersgruppe 15 – 24 Jahre. Der größte Anteil der jungen Personen mit HIV lebt in zwei Ländern: in der Russischen Föderation und in der Ukraine, die zusammengenommen ungefähr 90% aller Menschen mit HIV in dieser Region stellen. Der Zugang zu antiretroviraler Therapie verbessert sich nur langsam. Überall in Osteuropa ist die Benutzung nicht sterilen Drogenbestecks immer noch der wichtigste Übertragungsweg der HIV-Infektion. Im Jahr 2005 war der Gebrauch nicht steriler Drogenbestecke für fast zwei Drittel (63%) der gemeldeten HIV-Infektionen verantwortlich, bei denen Informationen über den Übertragungsweg bekannt waren. Ein steigender Anteil der HIV-Infektionen (37% aller im Jahre 2005 gemeldeten Fälle) ist jedoch Schätzungen zufolge auf ungeschützten Geschlechtsverkehr zurückzuführen. Aus diesem Grund tragen Frauen (viele von ihnen unter 25 Jahre) eine deutlich steigende Last der HIV-Infektionen; im Jahr 2005 stellten sie in Russland und der Ukraine einen Anteil von mehr als 40% der gemeldeten HIV-Neuinfektionen.

Die Ausbreitung von AIDS in Osteuropa wird nach einer Studie des Kieler Institutes für Weltwirtschaft (IfW) zumindest in absoluten Zahlen deutlich höhere volkswirtschaftliche Schäden verursachen als in ganz Afrika südlich der Sahara. Die Forscher schätzen den “Wohlfahrtsverlust” durch HIV und AIDS in 25 Ländern Osteuropas auf umgerechnet 950 Milliarden Euro.

Die steigende Zahl HIV-infizierter Menschen aus Osteuropa macht sich überproportional in den Antragszahlen der Stiftung bemerkbar. Bei insgesamt 1.764 Anträgen von Migranten in 2006 entfielen 61% auf Menschen aus Afrika südlich der Sahara, 21% auf Betroffene aus Osteuropa. Menschen aus Osteuropa, die in Deutschland leben, sind außerdem häufig schlechter informiert als Migranten aus anderen Ländern. Daherist es besonders wichtig, auch hierzulande Präventionsprojekte zu entwickeln, die sich an diese Gruppe richten. Voraussetzung dafür, dass sie überhaupt von Gesundheitsfragen erreichbar sind, ist auch ihre soziale Situation. Nur wer in der Gesellschaft eingebunden ist und eine Perspektive hat, kann von Prävention erreicht werden. Daher spielt in diesem Zusammenhang ein Bemühen um Integration von Migranten eine große Rolle.