Nürnberg – Für Chirurgen steht der Patient an erster Stelle – ganz unabhängig davon, ob die gerade aktuelle Gesundheitsreform GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz, Beitragssicherungsgesetz, GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, GKV-Finanzierungsgesetz oder GKV-Versorgungsstrukturgesetz heißt. Dies haben über 1.100 Teilnehmer beim Gemeinsamen Bundeskongress Chirurgie am vergangenen Wochenende (2. bis 4. März 2012) in Nürnberg eindrucksvoll bewiesen. Trotz des Versagens von Politik und Kassen bei der Lösung von Problemen wie dem Ärzte- und Fachkräftemangel oder der chronischen Unterfinanzierung des Systems nehmen Chirurgen aus Kliniken und Praxen gemeinsam das Versorgungsmanagement für ihre Patienten in die Hand. Kongresspräsident Dr. Stephan Dittrich vom Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) erklärte: Wir Chirurgen wollen für unsere Patienten ein sektorenverbindendes Versorgungsmanagement gestalten, das Indikation, Diagnostik, Operation, deren Vor- und Nachbehandlung, konservative Therapie sowie Behandlungsabläufe und die Kooperation mit unseren Partnern in Pflege, Rehabilitation, Fachhandel und Industrie umfasst und dies müssen wir gemeinsam tun.
Der Präsident des Berufsverbandes Deutscher Chirurgen (BDC) Prof. Hans-Peter Bruch ergänzte: Die positive Stimmung hier in Nürnberg zeigt, dass die Zeit für Veränderungen gekommen ist. Als unterschiedliche chirurgische Verbände zeigen wir gemeinsam Stärke und wir werden diese Stärke auch brauchen, wenn wir die Denkhoheit nicht länger der Politik überlassen wollen. BNC-Präsident Dr. Dieter Haack ergänzte: Mit dem neuen Versorgungsstrukturgesetz hat die Politik erstmals den Ärztemangel anerkannt. Doch die Kassen sprechen immer noch von Überversorgung, obwohl niedergelassene Ärzte auch in Ballungsgebieten am Limit arbeiten und für ihre Arbeit nicht ausreichend vergütet werden. Und der Präsident des Bundesverbandes Ambulantes Operieren (BAO) Dr. Axel Neumann betonte: Wir Chirurgen haben alle Auflagen erfüllt: Wir operieren ambulant statt stationär, wir nutzen innovative Verfahren, wir setzen Sparmaßnahmen in unseren Praxen um, wir betreiben aufwändiges Hygiene- und Qualitätsmanagement, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Dieses Engagement für unsere Patienten muss endlich angemessen honoriert werden!
Dieses Engagement für eine bessere Patientenversorgung spiegelte sich auch im Themenspektrum des Kongresses wider: Er umfasste Sitzungen zu Hand- und Fußchirurgie, Gefäßchirurgie in Klinik und Praxis, Kinderchirurgie, Unfall- und Viszeralchirurgie, Palliativchirurgie, Koloproktologie, sektorenübergreifendem Versorgungsmanagement und konstruktiver Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Unternehmen der medizinischen Industrie. Auf besonderes Interesse stieß eine Sitzung zur Chirurgie abseits des Mainstream, in der verschiedene Referenten über ungewöhnliche chirurgische Arbeitsfelder berichteten: Hier erfuhren die Teilnehmer, welche Möglichkeiten die Bundeswehr Chirurgen bietet, mit welchen medizinischen und menschlichen Problemen eine Chirurgin bei der Arbeit in einer Sozialstation für Obdachlose konfrontiert wird und wie man chirurgische Einsätze für internationale Hilfsorganisationen mit dem eigenen Arbeitsalltag vereinbaren kann.
Parallel zum Hauptprogramm fanden über 20 Workshops zu diversen medizinischen und betriebswirtschaftlichen Themen statt. Ärzte konnten ebenso wie ihre Praxismitarbeiterinnen ihre Fachkunde Strahlenschutz auffrischen. Arzthelferinnen konnten darüber hinaus eine zweitägige Ausbildung zur Sterilgutassistentin absolvieren, am Wundtag teilnehmen oder ein Arzthelferinnen-Seminar besuchen. Weitere Informationen zum Tagungsprogramm finden Sie online auf der Internetseite der Kongressorganisation unter http://www.mcn-nuernberg.de. Auf der Internetseite des BNC unter http://www.bncev.de finden Sie zudem beide Ausgaben des Kongress-Tickers mit aktuellen Zusammenfassungen wichtiger Vorträge direkt vom Kongress. Foto- und Videoimpressionen mit Kurzinterviews und Highlights des Kongresses finden Sie in Kürze auf der Internetseite des BDC unter http://www.chirurgentag.de.