Idstein – „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“ Mit diesem Zitat von Søren Kierkegaard leitete Prof. Dr. Michael Jung seine Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius ein und bekräftigte die nachhaltige Bedeutung der Physiotherapie für die Kinderheilkunde. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst berief Jung am 29. Oktober zum Professor für Pädiatrie. In diesem Sinne erforscht er physiotherapeutische Maßnahmen und deren Nutzen in der Pädiatrie. Diese Ergebnisse werden wiederum in die Lehre der Hochschule integriert, um Studenten nachhaltig für dieses Thema zu sensibilisieren.
Schon früh spezialisierte sich der gelernte Physiotherapeut und promovierte Gesundheitswissenschaftler auf die Pädiatrie, mit der er sich bis heute ausgiebig beschäftigt. Doch in diesem Bereich zu forschen, stellt die Wissenschaft vor große Herausforderungen: Zu testen, ob physiotherapeutische Maßnahmen bei Säuglingen mit beispielsweise asymmetrischen Fehlstellungen erfolgreich sind, könnte bedeuten, einer Kontrollgruppe mit Kindern derselben Symptomatik diese Behandlung nicht zukommen zu lassen. Das wiederspräche ethischen Richtlinien und dem eigenen Anspruch der Physiotherapie.
Nachweisliche Wirksamkeit
Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Wirksamkeit der Physiotherapie auch und besonders in der Pädiatrie zu beweisen. So wird mittlerweile auch versucht, Erkenntnisse aus Tierexperimenten entsprechend zu übertragen.
In seiner Doktorarbeit beschäftigte sich Jung mit der infantilen Haltungsasymmetrie bei Neugeborenen und untersuchte acht Wochen lang die Auswirkung von zwei physiotherapeutischen Maßnahmen. Auch wenn in beiden Gruppen eine Verbesserung der Fehlstellung zu messen war, waren die Auswirkungen der physiotherapeutischen Maßnahme nach Vojta besonders positiv.
In einer weiteren Studie zeigte er die Existenz krebsbedingter Müdigkeit (Cancer related fatigue) auch in der Kinderonkologie auf. Mit einem aus den USA stammenden, durch ihn übersetzten und an deutschen Kindern eingesetzten Fragebogen, wird Cancer related fatigue gemessen. Hieraus resultierte eine Studie, die die Auswirkung von Bewegungstherapie in der pädiatrischen Stammzellentransplantation untersucht.
Zukünftig wird Jung im Forschungsprojekt „Kinder gegen Schlaganfall“ Kinder über das Thema Schlaganfall aufklären. Eine Sensibilisierung der Bevölkerung, auch der Kinder, kann helfen, das Schnittstellenmanagement zu optimieren und die Rettungskette im Ernstfall zu beschleunigen – ganz nach dem Slogan „Time is brain“. In all seinen Forschungsprojekten integriert Jung seine Studenten, um diese für die pädiatrische Physiotherapie zu begeistern.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius gehört mit rund 8.000 Studierenden und Berufsfachschülern zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland.
1848 als „Chemisches Laboratorium Fresenius“ gegründet und seit 1971 als staatlich anerkannte Fachhochschule in privater Trägerschaft zugelassen, unterhält die Hochschule Fresenius heute Standorte in Idstein, Köln, Hamburg, München, Frankfurt am Main und Berlin sowie Studienzentren in Düsseldorf und Zwickau. 2010 erfolgte die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat. In den Fachbereichen Chemie & Biologie, Gesundheit & Soziales, Wirtschaft & Medien sowie Design können hier Ausbildungs-, Studien- und Weiterbildungsangebote wahrgenommen werden. Neben Bachelor- und Masterprogrammen in Vollzeit bieten die vier Fachbereiche mit ihren sieben Schools auch berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius setzt auf eine enge Einheit von Forschung, Lehre und Praxis und forscht in den Fachbereichen Chemie & Biologie (Institute for Analytical Research), Gesundheit & Soziales (Bewegungslabor), Wirtschaft & Medien (Institut für Gesundheitswirtschaft, Medienmanagement Institut, Institut für Energiewirtschaft) sowie Design.
Weitere Infos unter: www.hochschule-fresenius.de