Berlin – Die Pharmadaten 2022 des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) zeigen: Über verschiedene Herstellerabschläge leistete die pharmazeutische Industrie in Deutschland bis zum Jahresende 2022 voraussichtlich rund 7,3 Milliarden Euro zur Stabilisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung. Dies entspricht einem Anstieg von rund 12,5 Prozent. Gleichzeitig waren und sind pharmazeutische Unternehmen anhaltend von den Folgen der Pandemie, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der Energiekrise sowie von neuen gesetzlichen Eingriffen zur GKV-Finanzstabilisierung betroffen. Ein solches Konglomerat an Krisen belastet pharmazeutische Hersteller auf eine zuvor nie da gewesene Art und Weise. Zunehmend könnten sich pharmazeutische Hersteller gezwungen sehen, Produkte vom Markt zu nehmen, um überhaupt noch wirtschaftlich agieren zu können.
Im August und September 2022 verzeichnete die pharmazeutische Industrie die höchsten Anstiege der gewerblichen Erzeugerpreise gegenüber einem Vorjahresmonat (um 45,8 Prozent) seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Die gestiegenen Kosten für die Arzneimittelproduktion kann die Industrie allerdings aufgrund von politisch regulierten Preismechanismen nicht kompensieren. Zusätzlich billigt die Politik mit dem neuen Spargesetz eine noch stärkere Belastung pharmazeutischer Hersteller. Und das, obwohl der Ausgabenanteil für Arzneimittel seitens der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland seit Jahren relativ konstant ist. Die Pharmadaten 2022 bestätigten: Nach wie vor entfallen auf die pharmazeutische Industrie nach Abzug der Handelsstufen und Steuer nur rund elf Prozent der GKV-Ausgaben.
Pharmamarkt im Überblick
Allein im Jahr 2021 sparten die gesetzlichen Krankenkassen über fünf Milliarden Euro durch Rabattverträge ein. Darüber hinaus belaufen sich die Einsparungen der Krankenkassen durch die Verhandlung von Erstattungsbeträgen in diesem Jahr auf voraussichtlich rund 5,5 Milliarden Euro bis zum Jahresende. Zum Vergleich: 2013 lag dieser Wert noch bei 144 Millionen Euro. Seit fast zwei Jahrzehnten belasten die Zwangsabschläge, aktuell in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro, sowie die seit über 30 Jahren etablierten Festbeträge mit einem jährlichen Einsparvolumen von rund acht Milliarden Euro, die pharmazeutische Industrie. Diese Zahlungen treffen jedoch gerade mittelständisch geprägte Pharmaunternehmen in Krisenzeiten besonders hart. Die politischen Eingriffe konterkarieren somit die von der Politik vielfach proklamierte Mittelstandsförderung.
Fakt ist: Kein anderer Industriezweig investierte mehr in Forschung und Entwicklung (F&E) als die pharmazeutische Branche (F&E-Intensität insgesamt rund 16,5 Prozent). Trotz dieser hohen Innovationskraft wird es pharmazeutischen Unternehmen zunehmend schwergemacht, Patientinnen und Patienten bestmöglich mit innovativen Arzneimitteln zu versorgen. Zukünftige Gesundheitsreformen sollten daher einen spürbaren Beitrag zur Deregulierung und Entbürokratisierung leisten.
Damit die Bedeutung und Leistungsfähigkeit der pharmazeutischen Industrie im Zuge der anstehenden gesellschaftlichen und politischen Diskussion besser wahrgenommen werden kann, leistet der BPI mit der nunmehr 52. Auflage der Pharma-Daten einen sachlichen und ausgewogenen Beitrag zu Themen wie GKV-Ausgaben, Arzneimittelpreise, Forschung, Produktion und die Bedeutung der Pharmaindustrie in Deutschland.
Die Pharma-Daten können über die BPI-Homepage heruntergeladen oder als Printversion vorbestellt werden. Zusätzlich ist die Publikation im BPI-Kiosk abrufbar. In Kürze veröffentlicht der BPI auch eine englische Version.
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