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Pflege – Demenzkranke verstehen

Presseinformation

Karlsruhe – Herr K. ist demenzkrank und lebt seit längerer Zeit im Pflegeheim. Heute will er seine Mutter besuchen. Er zieht deshalb seinen Mantel über und velässt sein Zimmer. Das Problem ist nur: es ist vier Uhr morgens, unter dem Mantel trägt Herr K. lediglich einen Pyjama und seine Mutter ist vor 18 Jahren verstorben. Wer Umgang mit demenzkranken Menschen hat, ist mit solchen Situationen vertraut – Demenzkranke sind oft getrieben und unruhig, haben Dinge vor, die sie unbedingt erledigen wollen. Die eigentlich naheliegende Reaktion, den Kranken mit der Realität zu konfrontieren, ist jedoch nach Auffassung des Gerontologen Adriano Pierobon in solchen Situationen falsch! Demenzkranke, so Pierobon, seien deshalb auf bestimmte Vorhaben fixiert, weil sie so dem Kontrollverlust und dem Gefühl nichts mehr im Griff zu haben, begegnen und Selbstbestimmung und Kompetenz demonstrieren wollen. Deshalb wird der Versuch, das Vorhaben als falsch und “unsinnig” zu entlarven als Demütigung und Beschämung erlebt. Die Reaktion Demenzkranker auf solche Richtigstellungen und Belehrungen besteht daher häufig darin, dass sie erst recht auf ihrem Vorhaben beharren. Manchmal sind auch aggressive Reaktionen, Rückzug oder Resignation zu beobachten. Solche Reaktionen sind schon deshalb ohne weiteres nachvollziehbar, weil wir alle ja auf fortgesetzte Belehrungen und Verbesserungen in ähnlicher Weise reagieren.

Wie aber kann man Herrn K. der zu nachtschlafener Zeit darauf beharrt seine längst verstorbene Mutter zu besuchen, von seinem Vorhaben abbringen? Pierobon hat hierzu in seinem Unternehmen, dem bundesweit tätigen Pflegedienst HUMANIS (www.humanis-pflege.de) ein Konzept entwickelt, in dessen Zentrum der stets wertschätzende und verständnisvolle Umgang mit demenzkranken Kunden steht. Das bedeute im konkreten Fall, dass man den Besuchswunsch ernst nehmen und auf emotionaler Ebene Verständnis entwickeln müsse (“Sie haben Ihre Mutter ja lange nicht mehr gesehen!”); wenn Herr K. spürt, dass sein Wunsch emotional verstanden und akzeptiert wird, ist eine Kommunikationsebene gefunden, von der aus eine behutsame Korrektur des Vorhabens möglich sein wird.

In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass bei Demenzkranken stets die Kognition, die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist. Erhalten bleibt aber die emotionale Wahrnehmungsfähigkeit. Verständnis, Wertschätzung und solidarisches Verhalten werden deshalb auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ebenso wahrgenommen wie Geringschätzung und Ablehnung. Dies gilt sogar dann, wenn ein verbaler kommunikativer Austausch mit dem Kranken nur noch eingeschränkt möglich ist. Emotionale Botschaften werden auch in diesem Krankheitsstadium noch zuverlässig wahrgenommen, denn sie werden ja keineswegs nur verbal, sondern auch auf nonverbaler Ebene vermittelt. Deshalb ist es nach Pierobons Auffassung wichtig, Verständnis nicht nur vorzuspielen, sondern aufrichtiges Verständnis zu entwickeln und zu vermitteln. Pflegende, die sich darauf einlassen, werden viel seltener mit aggressivem Verhalten und unproduktiven Auseinandersetzungen konfrontiert.