Eschborn – Resistente Keime sind weltweit stark verbreitet. Besonders uropathogene Erreger wie die ESBL bildenden E. coli, Hauptverursacher von Blasenentzündungen sowie ESBL-positive K. pneumoniae zählen zu den am häufigsten gemeldeten resistenten Bakterien, wie neueste von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte Zahlen belegen[1]. „Im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen ist es daher entscheidend, dass Antibiotika nur dann eingesetzt werden, wenn es medizinisch erforderlich ist“, erklärte Professor Uwe Frank, Heidelberg, bei einem zertifizierten Symposium in Münster, anlässlich des 10. Europäischen Antibiotikatags im November 2017[2]. Bei banalen Infektionen, wie zum Beispiel unkomplizierten Harn- und Atemwegsinfektionen, sollte daher unbedingt der Einsatz arzneilich wirksamer Pflanzenstoffe, wie die Isothiocyanate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich, in Erwägung gezogen werden, so Frank weiter. „Ein Grund für die zunehmenden Antibiotikaresistenzen kann auch das Nichtbefolgen ärztlicher Empfehlungen sein“, erklärte die Psychologin PD Dr. Elisabeth Mayweg-Paus, Münster, bei der Veranstaltung. Dabei könne gerade im Hinblick auf die Resistenzproblematik ein gelungenes Arzt-Patienten-Gespräch einen positiven Einfluss auf die Compliance haben und zugleich Wissenslücken der Patienten schließen, führte Mayweg-Paus weiter aus.
Die laienverständliche Vermittlung von Informationen in Bezug auf die Resistenzproblematik stellt Ärzte im Praxisalltag vor kommunikative Herausforderungen. So belegt zum Beispiel eine aktuelle Umfrage des Deutschen Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller, dass in der Bevölkerung noch beträchtliche Wissensdefizite hinsichtlich der Nutzung von Antibiotika vorherrschen. Knapp 60 Prozent der Bundesbürger wissen demnach nicht, dass Antibiotika ausschließlich bei bakteriell bedingten Infektionen helfen[3].
Arzt-Patienten-Gespräch: Klare Kommunikation entscheidet über Erfolg
„Neben dem rein fachlich-medizinischen Wissenstransfer spielt die Art und Weise wie Informationen ermittelt und vermittelt werden eine entscheidende Rolle“, sagt Mayweg-Paus. So sei es für ein erfolgreiches Arzt-Patienten-Gespräch essenziell, den genauen Informationsbedarf des Patienten zu klären und dabei eine klare, unmissverständliche Sprache zu wählen. So sollten zum Beispiel kurze Sätze verwendet und Konjunktive sowie doppelte Verneinungen möglichst vermieden werden, erklärt die Psychologin. Möchte man Patienten angesichts der Resistenzproblematik zum Beispiel darüber informieren, dass bei unkomplizierten Infektionen wie Blasenentzündungen auch pflanzliche Arzneimittel eingesetzt werden sollten, so würden relevante Studien und Quellen die Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit von Argumenten erhöhen, so Mayweg-Paus weiter.
Resistenzentwicklungen entgegenwirken, Isothiocyanate einsetzen
Isothiocyanate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (in ANGOCIN® Anti-Infekt N) zählen heute zu den am besten untersuchten arzneilich wirksamen Pflanzensubstanzen. Ihre antibakterielle[4-10], antivirale[11-13] und antientzündliche[14-22] Wirkung ist in zahlreichen, auch internationalen unabhängigen Publikationen belegt. Die Pflanzenstoffe werden in kombinierter Form bereits seit Jahrzehnten zur Therapie von unkomplizierten Harn- und Atemwegsinfektionen eingesetzt. „Nach Angaben des European Centre for Disease Control and Prevention (ECDC) sterben jährlich in der EU etwa 25.000 Menschen an einer Infektion mit Erregern, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken“, sagt der Mikrobiologe und Hygieniker Frank. Selbst gegen die als Reserveantibiotika geltenden Carbapeneme treten immer häufiger Resistenzen auf – vor allem bei ESBL-Bildnern wie K. pneumoniae und E. coli, aber auch bei gramnegativen Bakterien wie P. aeruginosa. Gleichermaßen besorgniserregend ist die deutliche Zunahme von Vancomycin resistenten Enterokokken (VRE), wie den aktuellsten, im November 2017 publizierten Zahlen des ECDC zur Antibiotikaresistenz in Europa zu entnehmen ist[23]. Demnach ist eine erhebliche Variabilität der Resistenzraten innerhalb Europas mit einem Süd-Nord Gefälle festzustellen. In mehreren italienischen Unikliniken seien zahlreiche Keime bereits komplett panresistent, so Frank weiter. Auffallend ist weiterhin der signifikante Anstieg von Infektionen mit Community-Acquired-MRSA (CA-MRSA), die im Gegensatz zu MRSA nicht mit Klinikaufenthalten assoziiert sind. Der Erreger kommt insbesondere auch außerhalb des Krankenhauses vor und verursacht vorwiegend bei gesunden Menschen lebensbedrohliche Infektionen.
Um hocheffektive Antibiotika für ernste Erkrankungen aufzusparen gilt daher, bei unkomplizierten Infektionen, wie zum Beispiel Blasenentzündungen, auf pflanzliche Arzneimittel auszuweichen. Die Pflanzenstoffe zeigten in Laboruntersuchungen selbst gegen Antibiotika resistente Keime, darunter auch uropathogene Erreger wie ESBL-bildende Klebsiellen und E. coli, eine ausgeprägte bakteriostatische und bakterizide Wirkung[4,5]. Konsequenterweise wird in der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zur Therapie von unkomplizierten Harnwegsinfektionen nun auch der Einsatz von Kapuzinerkresse und Meerrettich als pflanzliche Behandlungsoption bei häufig wiederkehrenden Blasenentzündungen empfohlen[24]. „Es gibt bereits wirksame und evidenzbasierte Phytopharmaka wie die Isothiocyanate, die bei Atem- und Harnwegsinfekten effektiv sind. Neben ihrer umfangreich belegten Wirkung und guten Verträglichkeit ist vor dem Hintergrund der bedrohlichen Resistenzentwicklung besonders relevant, dass gegen die Isothiocyanate bisher, selbst nach Langzeittherapie, keine Resistenzen beobachtet wurden“, erklärt Frank. Ihr Einsatz mindere den häufig unnötigen Antibiotika-Verbrauch und somit auch die Resistenzentwicklung gegen diese wertvollen Substanzen. Und aufgrund der vielfältigen Wirkweise der Isothiocyanate seien Resistenzentwicklungen auch nicht zu erwarten, resümiert der Mikrobiologe.
Literatur:
Die Quellen 1-24 können auf Wunsch unter folgendem Pressekontakt angefordert werden: