Brüssel – “Bei allem Jubel über den Medizin-Nobelpreis an den Briten Robert Edwards sollte man die Schattenseiten und Risiken der künstlichen Befruchtung nicht verschweigen.” Dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP/Christdemokraten), Dr. Peter Liese, anlässlich der Bekanntgabe von Robert Edwards, dem Pionier der künstlichen Befruchtung, als Nobelpreisträger für Medizin. “Ich teile die Grundsatzkritik an der künstlichen Befruchtung, die zum Beispiel vom Vatikan vorgetragen wird, nicht. Wenn sich die künstliche Befruchtung an strenge Regeln hält, kann sie durchaus positiv sein. Jedoch gibt es auch Schattenseiten, insbesondere dann, wenn diese strengen Regeln nicht gelten. In vielen Ländern, darunter in Großbritannien, werden sehr viel mehr Embryonen erzeugt als in einem Zyklus eingepflanzt werden. Dies führt zu einem schrecklichen ethischen Dilemma, indem nämlich hundert tausende von überzähligen Embryonen entstehen. Die Präimplantationsdiagnostik, die in einigen Ländern an der Tagesordnung ist, führt zur Selektion von Embryonen und damit zur Diskriminierung von behindertem Leben. Darüber hinaus darf man niemals den Eindruck erwecken, als sei künstliche Befruchtung eine Garantie für ein gesundes Baby ohne Probleme. Die Erfolgsraten sind nach wie vor sehr gering und viele Frauen unterziehen sich einer Hormonbehandlung und einen risikoreichen Eingriff, ohne dass sie letztendlich das Wunschkind bekommen”, so der Abgeordnete und Arzt Dr. Peter Liese, der am humangenetischen Institut der Universität Bonn promoviert hat, abschließend.