Berlin – “Das deutsche Gesundheitswesen sieht sich in absehbarer Zukunft mit zahlreichen Versorgungsherausforderungen konfrontiert. Wollen wir diesen effizient begegnen, benötigen wir innovative Lösungsansätze – sowohl im Bereich von Produkten und Therapien als auch bei Verfahren und Betreuungskonzepten. Gleichzeitig müssen Befürchtungen der Krankenkassen, dass innovative Konzepte wie die Personalisierte Medizin zu erheblichen Kostensteigerungen führen könnten, ernst genommen und mit den für die Patienten entstehenden Zusatznutzen sorgfältig abgewogen werden.” Dies erklärte Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Managed Care e.V. (BMC) im Rahmen seines Eröffnungsbeitrags an der Fachtagung “Fortschritt durch Innovation – Das Beispiel der Personalisierten Medizin”, welche am 8. Mai vom BMC in Kooperation mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI) und dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (vfa) in Berlin durchgeführt wurde.
Die Personalisierte Medizin zählt zu den derzeit innovativsten Bereichen und ist einer der neuesten Hoffnungsträger der Gesundheitswirtschaft. Durch die Berücksichtigung individueller Charakteristiken des einzelnen Patienten kann die Genauigkeit von Krankheitsdiagnosen erhöht sowie die gezielte Auswahl und Entwicklung von wirksamen Therapieoptionen befördert werden.
“Die Personalisierte Medizin erschöpft sich jedoch nicht nur in einer “Stratifizierung” von Patientenpopulationen. Sie beinhaltet vielmehr die Anwendung moderner Methoden der Zelltherapien und der regenerativen Medizin und lässt sich sogar auf die Begriffe der Krankheitsprävention ausdehnen. Personalisierte Medizin kann und muss als große Chance gesehen werden. Dies sollte auch den Kostenträgern klar werden, denn das an die Wand geworfene Horrorszenario der Kostenexplosion wird nicht erfolgen. Im Gegenteil, personalisierte Medizin kann Kosten sparen helfen. Aber es müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Forschung auch refinanzierbar bleibt. Nur so können wir auch dauerhaft die Chancen der personalisierten Medizin für den einzelnen Menschen nutzen”, erklärte Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des BPI.
Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, betonte: “Personalisierte Medizin ändert die Kostenstruktur im Gesundheitswesen: Für die Vortests muss mehr ausgegeben werden, doch dafür lassen sich therapeutische Fehlversuche einsparen. Schneller wirksam behandelte Patienten dürften oft auch weniger Folgekosten verursachen. Deshalb bedeutet Personalisierte Medizin nicht automatisch eine teurere Medizin. Krankenkassen wollen zu Recht für jede Ausgabe auch einen gesundheitlichen Gegenwert erhalten. Da kommt es ihnen doch entgegen, wenn neue Medikamente mit Test auf Eignung im Einzelfall angeboten werden. Ich erwarte, dass dies bei den von den Kassen akzeptierten Erstattungsbeträgen für neue Medikamente angemessen berücksichtigt wird; und dass das Gesundheitssystem sich auch rechtzeitig darum kümmert, dass die Vortests erstattet werden können.”
“Die Industrie verfügt über große Innovationskraft”, so Amelung abschließend. “Zu wenig wird diese im gegenwärtigen System genutzt, um neue und effiziente Produkte und Lösungen für das Gesundheitswesen zu erarbeiten. Gerade im Rahmen von Selektivverträgen böte die Einbindung der Industrie die Möglichkeit, Innovationskreisläufe in Gang zu bringen, welche dem Wohl der Patienten zugutekommen.”
Der BMC ist ein pluralistischer Verein für innovative Systementwicklung im Gesundheitswesen. Er ist das Forum für zukunftsfähige, qualitätsgesicherte und patientenorientierte Konzeptionen. Der BMC vertraut auf die Kräfte eines freiheitlichen und wettbewerbsorientierten, gleichwohl auch solidarischen Systems. Seine Mitglieder repräsentieren die gesamte Bandbreite aller Akteure des Gesundheitswesens. Der BMC wurde 1997 gegründet und zählt aktuell 160 Mitglieder.