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Patienten haben kein Verständnis für Ärzteprotest

Die Patientenbeauftragte für Berlin Karin Stötzner erklärt:

Berlin – „Die angekündigten Protestmaßnahmen zu Lasten der Patienten sind verantwortungslos“, sagt die Patientenbeauftragte für Berlin.

Ärzte und Ärztefunktionäre, die sich derzeit mit lautstarkem kämpferischem Impetus auf Protestmaßnahmen vorbereiten, können sich nicht darauf berufen, damit die Interessen der Patienten im Blick zu haben.

Patientinnen und Patienten, die sich aktuell bei der Patientenbeauftragten für Berlin Karin Stötzner melden, äußern großes Unverständnis und zum Teil Wut darüber, dass Ärzte ihre Einkommensinteressen auf dem Rücken von Patienten zum Beispiel durch Streiks, Praxisschließungen oder die Verweigerung von Leistungen durchsetzen wollen. „Wenn es um ihr eigenes Geld geht, ist das Getöse der Ärzte groß, aber wenn wir bestimmte Therapien oder Medikamente brauchen, werden wir mit dem Hinweis auf einen drohenden Regress, also mit einem Verweis auf deren Einkommenssituation, weggeschickt. Dann haben wir noch nicht erlebt, dass mit Streiks für die Anliegen der Patienten gekämpft wird“, lautet einer der vielen Patientenkommentare.

Patienten sind es zunehmend leid, dass es „immer nur ums Geld geht“ in der medizinische Versorgung. Die meisten von ihnen gehen davon aus, dass die Einkommenssituation der Ärzte gut bis sehr gut ist und wünschen sich, dass die verfügbaren Mittel der Krankenkassen in eine verbesserte Versorgung der Patienten selbst fließen. Nach Beispielen gefragt, wünschen sie sich „mehr Ärzte, die sich den Menschen zuwenden und Zeit haben“, „weniger Geräte und dafür mehr Menschlichkeit“, „eine bessere Versorgung mit Ärzten in benachteiligten Regionen“, „eine großzügigere Bewilligung von die Heilung unterstützenden Leistungen (z.B. Reha-Maßnahmen)“, „eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Berufe“, „Hilfe und Unterstützung beim Weg zwischen verschiedenen Fachärzten und Einrichtungen“, „eine bessere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen, die besondere Hilfe brauchen: alte Menschen, Behinderte, Migranten oder Sterbende“.

„Für die Kampfrhetorik zur Verbesserung der Einkommenssituation, die so unverblümt die Patienten zu Geiseln nehmen will, habe ich kein Verständnis,“ sagt Karin Stötzner. „Vielmehr erwarte ich, dass Ärztefunktionäre innehalten und endlich den Blick auf die notwendige Umverteilung zwischen den verschiedenen Facharztgruppen und den verschiedenen Versorgungsregionen richten.“

Verhandlungen mit den Kassen um einen Abbau von Überversorgung auf der einen Seite und für eine stärkere Berücksichtigung von Arztgruppen in der „sprechenden Medizin“ bzw. der alltags- und wohnortnahen Versorgung sowie die Bereitschaft, die eigenen Verteilungskriterien der Ärzteverbände untereinander zu überdenken, hätten sicher zu anderen Ergebnissen geführt. So sind vor allem die ärztlichen Berufs- und Standesverbände zu einer ernsthaften und sachlichen Verhandlungspolitik aufgerufen, ohne die Patienten in Mitleidenschaft zu ziehen.