Hamburg – Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage protestierten in Hamburg Apothekerinnen und Apotheker gegen die geplante Gesundheitsreform. Zum Wochenstart verrichteten viele der 465 Hamburger Apotheken nur einen eingeschränkten Dienst. Die Aktion “Patient in Not – diese Reform schadet allen!” sorgte am Montag aber nicht nur in Hamburg, sondern bundesweit für längere Wartezeiten.
“Da ist was faul!” war auf zahllosen Plakaten in Apotheken, aber auch in Arztpraxen und Kliniken zu lesen. Die Heilberufe befürchten, nach der Reform, die bereits am 1. April 2007 in Kraft treten soll, immer weniger Mittel für die Patienten zur Verfügung zu haben.
Der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Rainer Töbing, beschreibt die drohenden Abstriche bei der Gesundheitsversorgung mit den Worten: “Auf dem Weg in die Staatsmedizin glaubt diese Koalition, mit immer weniger Geld immer mehr Menschen immer besser versorgen zu können. Das wird schief gehen.” Der Kammerpräsident fordert die Politik auf, das Gesetz nachzubessern. Ansonsten drohten in Zukunft Versorgungsengpässe. Töbing: “Wie das dann aussehen kann, haben wir heute erlebt.”
“Für unsere Patienten und den Erhalt der Arzneimittelversorgung fordern wir eine Änderung des Gesetzentwurfes”, sagt Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins e.V. Auf dem Spiel stünden die Gesundheit der Patienten und Hunderte von Arbeitsplätzen. Das heutige Apothekensystem sichere eine unabhängige Beratung und Belieferung rund um die Uhr. Graue warnt: “Wenn Apotheken demnächst mit Patienten um Preise und Rabatte feilschen müssen, bleibt die pharmazeutische Betreuung vollends auf der Strecke.”
Während des Protesttages war die Arzneimittelversorgung in den Apotheken nach Informationen der Apothekerkammer gesichert. Die Apotheken nutzten den Protesttag auch, um die Versicherten und Patienten über die Reformpläne und die möglichen Probleme zu informieren. Graue: “Die erste Resonanz zeigt, dass viele Menschen noch gar nicht wissen, was die Regierung genau plant und was das für den Einzelnen bedeutet.” Die Apotheken würden weiterhin den Finger in die Wunde legen und über die Reformpläne und deren Auswirkungen informieren. Graue: “Diese Reformpläne müssen gestoppt werden.” Hinweis an die Redaktion: Die Apothekerkammer Hamburg ist die Berufsorganisation aller Apothekerinnen und Apotheker in der Freien und Hansestadt Hamburg. Der Hamburger Apothekerverein e.V. ist der Verband der selbständigen Apothekenleiterinnen und -leiter in Hamburg.