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OP-Zahlen schwanken regional bis zum 65fachen

5. Berliner Symposium der GWQ zur regionalen Versorgungsqualität

Düsseldorf – Mehr als 4 Millionen Krankenhausaufenthalte könnten in Deutschland durch bessere ambulante Versorgung vermieden werden, zugleich zeigen die Daten, dass bestimmte Krankheiten in einzelnen Regionen bis zu 65mal häufiger operiert werden als in anderen Regionen – wobei viele dieser Operationen allen Leitlinien und Erkenntnissen zum Trotz durchgeführt werden. Diese wissenschaftlich begründeten Aussagen lieferten den Stoff für die Diskussionen auf dem 5. Berliner Symposium der GWQ ServicePlus AG, auf dem sich am 11.11.2014 Vertreter von Kassen, Ärzten, Krankenhäusern und aus der Forschung mit der Frage beschäftigten, was über regionale Unterschiede in der Versorgungsqualität bekannt ist und wie erkannte Qualitätsdefizite ausgeräumt werden können.


Vorträge von Prof. Leonie Sundmacher von der Ludwig-Maximilian-Universität München und von Dr. Jan Böcken von der Bertelsmann-Stiftung zeigten den rund 120 Gästen der GWQ zunächst, dass das Argument „wir wissen noch nicht genug“ für viele Bereiche nicht stimmt. Deutlich wurde aber auch, dass es einen Königsweg zur Qualitätsmessung in vielen Versorgungsfeldern noch nicht gibt – und dass es vor allem an wirksamen Instrumenten fehlt, um erkannte Qualitätsdefizite schnell und wirksam zu bekämpfen.

Prof. Sundmacher stellte die Ergebnisse einer aufwändigen Untersuchung vor, in der durch je zur Hälfte ambulant bzw. stationär tätigen Ärzten „ambulant-sensitive-Krankenhausfälle“ (ASK) identifiziert wurden, Fälle, in denen die ambulante Versorgungsqualität die „Notwendigkeit einer Hospitalisierung“ beeinflussen. Nach Einschätzung der Ärzte könnten 75 Prozent der ASK vermieden werden, das entspricht ca. 4,2 Millionen Krankenhausfällen. Prof. Sundmacher verwies zudem auf einen Zusammenhang zwischen der Intensität der ambulanten Versorgung und den Krankenhauseinweisungen: Offensichtlich sinkt die Zahl stationärer Behandlungen mit einem Anstieg der EBM-Leistungen in einer Region – und bei den EBM-Leistungen gibt es starke regionale Unterschiede.

Diese regionalen Unterschiede zeigen sich auch bei den OP-Zahlen bei zahlreichen Indikationen, wie Dr. Jan Böcken dokumentierte: Die Kaiserschnittrate schwankt von Region zu Region zwischen 17 und 51 Prozent, bei Kniegelenksoperationen sogar fast um das 65fache – medizinisch zu erklären sei das nicht. Erst recht nicht bei der OP von Gaumenmandeln, die in manchen Regionen bis zu 58 häufiger als anderswo durchgeführt wird – entgegen der seit Jahrzehnten bekannten Leitlinienempfehlungen.

Solche Erkenntnisse, das machte die anschließende Podiumsdiskussion deutlich, sind eine notwendige Voraussetzung für den Weg zu mehr Qualität. Transparenz, auch durch für Patienten und Versicherte verständlich aufbereitete Informationen, sei ein wichtiges Instrument, wie es Dr. Gertrud Demmler, SBK-Vorstand und GWQ-Aufsichtsratsvorsitzende formulierte. Erkennbar wurden aber auch die auf diesem Weg liegenden Stolpersteine. Dazu gehören schlechte Datenqualität und -verfügbarkeit, Fehlanreize im Vergütungssystem, zu schwache Sanktionsmöglichkeiten oder, wie es die bei den Sana-Kliniken für das Qualitätsmanagement zuständige Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg sagte, das Fehlen von qualitätsorientierten Verträgen zwischen Kassen und Krankenhäusern.

In seiner Begrüßungsansprache hatte schon GWQ-Vorstand Dr. Johannes Thormählen darauf verwiesen, dass Krankenkassen und Dienstleister wie die GWQ für ihre Arbeit operationalisierbare Informationen und Instrumente benötigen, um qualitätsorientierte Verträge entwickeln zu können. Das GWQ Symposium hat den Teilnehmern vor Augen geführt, dass es immerhin schon Informationen über geeignete Indikationen und Ansatzpunkte gibt. Das unterstützte Dr. Bernhard Egger vom GKV-Spitzenverband: „In manchen Fällen ist die Lage so klar, da muss jetzt etwas geschehen.“ Einige Instrumente gibt es scheinbar schon: Dr. Franziska Diehl von der KBV verwies auf die Sanktionsmöglichkeiten im ambulanten Bereich, die Sana-Kliniken mit anderen Häusern setzen auf offensive Qualitätskommunikation und auch Mitdiskutanten aus dem Publikum zeigten Ansätze auf. Zustimmung fand auch Prof. Szecsenyi als Geschäftsführer des AQUA-Instituts, der sich mehr Transparenz und Ehrlichkeit „nicht nur von den Ärzten“ wünschte. Doch auch wenn der Weg in Richtung „mehr Qualität“ offensichtlich keine Schnellstraße ist, so kommt man doch mit den diskutierten Handlungsansätzen dem Ziel sicher näher.

Die GWQ ServicePlus AG ist ein von Betriebskrankenkassen gegründetes Dienstleistungsunternehmen. Sie versteht sich als Gemeinschaft mittelständischer Krankenkassen, für die sie innovative Lösungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und Qualität der Versorgung entwickelt. Die Verträge und Dienstleistungen der GWQ können von allen Krankenkassen als Aktionärs- oder Kundenkasse in Anspruch genommen werden.