Berlin / Lüneburg – Internetbasierte Gesundheitsinterventionen könnten künftig die Reha-Versorgung ergänzen. Studien der Leuphana-Universität Lüneburg belegen, dass die Angebote vor allem jene ansprechen, die sonst unerreichbar wären: „Menschen mit einem dichten Alltag, die kaum andere Angebote annehmen können – mehrheitlich Frauen, um die 40 Jahre alt, in der Regel berufstätig und oft alleinerziehend“, sagt Dr. David Daniel Ebert, Reha-Forscher und Psychologe in Lüneburg.
Gesundheitsbezogene Online-Angebote sind örtlich unabhängig und rund um die Uhr nutzbar. Das komme, so Ebert, den Bedürfnissen bestimmter Patienten entgegen. „Online-basierte Gesundheitsinterventionen sollten in Zukunft zu einer Reha-Behandlung gehören“, sagt der Psychologe. Die IT-Technik könne besonders jene Therapien ergänzen, die den Patienten ein großes Maß an Selbststeuerung abverlangen. Vor allem bewährte kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze lassen sich, so Ebert, leicht in Online-Trainingsmodule übersetzen. Sie informieren zu den Symptomen, geben Impulse für eigene Übungen und vermitteln Techniken, wie Probleme zu bewältigen sind. Zudem können sich die Patienten mithilfe der Online-Programme auf einen stationären Aufenthalt vorbereiten und Wartezeiten überbrücken. Gefährdete Personengruppen könnten frühzeitig über Selbsthilfeprogramme unterstützt werden. An der Leuphana-Universität Lüneburg wurde beispielsweise ein internetbasiertes Problemlösetraining evaluiert, mit dem psychisch beanspruchte Lehrerinnen und Lehrer ihr Verhalten trainieren können. In der randomisiert kontrollierten Studie wurde die Interventionsgruppe mit einer Wartekontrollgruppe verglichen. Bereits nach sieben Wochen hatte die Interventionsgruppe eine geringere depressive Symptomatik und war vermehrt fähig, wahrgenommenen Stress und emotionale Erschöpfung zu balancieren sowie auftretende Herausforderungen zu bewältigen.
Mehr Infos: www.geton-training.de
Wie Patienten online begleitet und therapiert werden können, ist seit Jahren ein zentrales Thema in der Reha-Forschung. Vorbilder sind Großbritannien, Holland und Australien. Gesundheitsbezogene Online-Angebote sind dort ein Bestandteil der Regelversorgung. In Deutschland gilt nach wie vor das Fernbehandlungsverbot. Eine Therapie darf bislang nur zu Forschungszwecken ausschließlich online erfolgen. Dabei ist belegt, dass internetbasierte Interventionen wirksam sind, psychisch-belasteten Patienten frühzeitig helfen und Versorgungslücken schließen.