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Offener Brief des ALM: „Laborreform gefährdet Patientenversorgung“ – Deutlich mehr als 2.000 Unterschriften (Stand: 15. August) unterstützen die Kritik der Facharztlabore

Pressemitteilung

Die Mitglieder im fachärztlichen Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) und im Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI e.V.) reagierten in einem offenen Brief  am 24. Juli 2024 besorgt über die Beschlussfassung des Bewertungsausschusses (709. Sitzung, 19.04.2024) und die vorgesehenen Änderungen in den Vorgaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gemäß § 87b Abs. 4 SGB V zur Honorarverteilung. Durch den systematischen Abzug von Mitteln wird eine gute labordiagnostische Versorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland in Frage gestellt und gefährdet. Die Forderungen und Vorschläge des ALM e.V. und des BÄMI e.V. werden mittlerweile (Stand 15. August 2024) von mehr als 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der fachärztlichen Labore, Vertreterinnen und Vertreter einsendender Arztpraxen, den IVD-Herstellern und Patientinnen und Patienten mit ihrer Unterschrift unterstützt.

Dr. Michael Müller (erster Vorsitzender des ALM e.V.) betont: „Die starke Resonanz des offenen Briefes fachübergreifend in der Ärzteschaft sowie bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Laboren, einsendenden Arztpraxen sowie von IVD-Herstellern und auch von Patientenseite zeigt, dass die Facharztlabore mit Ihrer Kritik und den gleichzeitig adressierten konkreten Anpassungsvorschlägen zunehmende Unterstützung erfahren, auch außerhalb von Fachkreisen. Deutlich mehr als 2.000 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern des offenen Briefes von ALM e.V. und BÄMI e.V. aller fachlich Beteiligten – unabhängig ihrer jeweiligen Professionen – mitten in der Sommerzeit zu einem ohnehin komplexen Thema unterstreichen, dass diese Reform wegen ihrer Gefährdung der labordiagnostischen Versorgung in Deutschland zunächst ausgesetzt und durch eine bedarfsgerechte Lösung ersetzt werden sollte.“

„Die Beschlüsse sehen zur Finanzierung neu eingeführter Pauschalen für Entnahmematerial und digitale Systeme sowie zur Anhebung der fachärztlichen Grundpauschale eine erhebliche Abwertung der Kostenerstattungen der kurativ medizinischen Labordiagnostik im Umfang von durchschnittlich minus 10 Prozent vor. Zusätzlich sollen Abwertungen in den Abschnitten der Prävention, der Humangenetik sowie der Pathologie vorgenommen werden. Die Kosten für medizinisches Labor sind mit seit Jahren unter 3 Prozent der Gesamtausgaben stabil und auch im internationalen Vergleich als hoch effektiv bekannt. In keinem anderen Land ist die medizinische Laborversorgung so gut organisiert, qualitativ hochwertig und effektiv wie in Deutschland. Weniger bekannt ist, dass seit Jahrzehnten starke Abwertungen und Quotierungen der Vergütung von Laborleistungen das ärztliche Fachgebiet bei gleichzeitigen grundlegend sehr hohen Investitionskosten unter ständiger Weiterentwicklung der Versorgungsmöglich- und Notwendigkeiten bedrängen. In den letzten 15 Jahren wurden ca. 30 Prozent der Vergütung aus der laborärztlichen Versorgung entzogen. In den letzten fünf Jahren und bereits zuvor sind hingegen die Kosten erheblich gestiegen. Die bereits über Jahrzehnte in den medizinischen Laboren notwendigen Rationalisierungsreserven sind nun erschöpft. Viele fachärztliche Labore sind in ihrer Existenz bedroht, so wird die flächendeckend bisher gute labormedizinische Versorgung gefährdet“, so Dr. Müller.

Die Kostenstruktur sowie Kostenentwicklungen der fachärztlichen Labore hat der ALM bereits gegenüber den Akteuren der Selbstverwaltung transparent dargestellt. Bei sehr gut vergleichbaren Einnahmen aus der Patientenversorgung liegen In Arztpraxen die Gesamt-Kosten bei 48,7 Prozent der Einnahmen. Dieser Wert liegt in den Facharztlaboren aufgrund der systematisch unterschiedlichen Kostenstruktur demgegenüber bei 88,0 Prozent. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht darin, dass Facharztlabore aufgrund des hohen technischen Anteils in der Leistungserbringung, der durchgeführten Probentransporte von Zuweiserpraxen zum Facharztlabor und der IT-Infra­struktur­kosten besondere Kostenanteile nachweisen, die in Arztpraxen strukturell nicht vorkommen. Hinzu kommen die im medizinischen Labor besonders hohen Investitionen für Entwicklungen. Die besonderen Kostenstrukturen sind zusammen mit den Kostenentwicklungen in den fachärztlichen Laboren bei den anstehenden Honorarverhandlungen zwischen KBV und GKV-Spitzenverband zu berücksichtigen, damit nicht die Vertragsärzteschaft allein den medizinisch-diagnostischen Fortschritt und den steigenden medizinischen Bedarf an Diagnostik allein zu finanzieren hat. Der kürzlich getroffene Beschluss des Bewertungsausschusses zur Erhöhung der Finanzmittel für die Humangenetik stimmt uns hier positiv“, führt Dr. Müller weiter aus.

„Die aktuelle Kampagne der KBV sowie ihr Brief an die Bundestagsabgeordneten des Gesundheitsausschusses des Bundestags vom 9. August 2024 betont zurecht, dass aktuelle Gesetzgebungsverfahren „die Gründung, Übernahme und den Betrieb einer Praxis noch unattraktiver“ machen würden. Diese richtige Analyse kann jedoch auch eins zu eins auf den Beschluss des Bewertungsausschusses vom 19.04.2024 (709. Sitzung) für die fachärztlichen Labore übertragen werden“, stellte Dr. Müller abschließend fest.

Den offenen Brief des ALM e.V. sowie des BÄMI finden Sie hier. Weiterführende Informationen zur Versorgungsleistung der fachärztlichen Laborstrukturen finden Sie auf unserer neuen Themenseite
„Wir versorgen Deutschland mit Labor – unsere Beispiele aus der Praxis zeigen das“ sowie Fallbeispiele in unserer digitalen Sonderausgabe von „Labor erleben“.

Über die Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V.
ALM e.V. ist der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) in Deutschland.
Der Verband vertritt derzeit über 200 medizinische Labore mit mehr als 1.000 Fachärzt:innen, rund 500 Naturwissenschaftler:innen und über 30.000 qualifizierten Mitarbeiter:innen. Der Zweck des Vereins ist die Förderung und Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen labormedizinischen Patientenversorgung in Deutschland. Die Mitglieder des Verbandes sichern eine flächendeckende Patientenversorgung, auch in strukturschwachen Gebieten. Die Mitgliedslabore sind nach der höchsten Qualitätsnorm für medizinische Laboratorien (DIN ISO EN 15189) akkreditiert und erfüllen uneingeschränkt die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).