Mainz – Die Apotheker in Rheinland-Pfalz fühlen sich von der Politik vorgeführt. Grund hierfür ist, dass sie vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) eine Anhebung ihrer Entlohnung um € 1,04 pro abgegebener Packung gefordert haben, die das Ministerium mit einem Angebot von 25 Cent beantwortet hat.
Die Apotheker hatten ihre Forderung damit begründet, dass das Honorar von € 8,10 pro Packung seit 2004 nicht mehr angehoben wurde. Von diesem müssen allerdings € 2,05 an die gesetzlichen Krankenkassen als „Belohnung“ dafür, dass diese die Apothekenrechnung pünktlich bezahlen, abgeführt werden. Die von den Apothekern vorgelegte Berechnung hatte dargelegt, dass von 2004 bis 2012 allein durch die Inflation die Kosten um 14,4 Prozent sowie die Personalkosten um 18 Prozent gestiegen seien. Insgesamt betrage der Mehraufwand in den acht Jahren 21,1 Prozent.
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz am 8. August in Mainz wurde einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der man die Politik dazu aufforderte, die berechtigten Forderungen der Apotheker anzuerkennen und das Packungshonorar heraufzusetzen. In der Resolution heißt es, dass die vom BMWi geplante Vergütungserhöhung von 25 Cent nach 9 Jahren Stagnation völlig unzureichend sei, weil sie in keiner Weise den gestiegenen Verwaltungsaufwand in den Apotheken allein zur Umsetzung der Rabattverträge berücksichtige. Die gesetzliche Krankenversicherung habe nach eigenen Angaben allein im Jahr 2011 1,6 Milliarde Euro eingespart.
Mit solch einem „Kleckerbetrag“ könne man den Angestellten keinen der Inflationsrate angemessenen Lohnausgleich ermöglichen. Auch sei es nicht möglich, den Vor-Ort-Apotheken – vor allen Dingen im ländlichen Bereich -, die durch Übernahme des Nacht- und Notdienstes einen kostenintensiven Beitrag zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung leisteten, einen adäquaten Ausgleich zu zahlen, kritisierte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz, Theo Hasse. Er forderte die Landespolitik, insbesondere das Sozialministerium, dazu auf, initiativ zu werden und so auf Bundesebene für eine pauschale kostendeckende Bezahlung des Nacht- und Notdienstes zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung im ländlich geprägten Rheinland-Pfalz zu sorgen.
„Die Zahl der Apotheken in Rheinland-Pfalz hat im letzten Jahr mit 1.102 Apotheken ihren tiefsten Stand seit 1987 erreicht. Insgesamt hatten wir im Jahr 2011 17 Betriebe weniger als im Vorjahr. Bereits im ersten Halbjahr dieses Jahres mussten neun Apotheken schließen, ohne dass es eine einzige Neueröffnung gab. Das sagt doch schon vieles darüber aus, wie es um die wirtschaftliche Lage bestellt ist“, betonte Hasse.
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Der Apothekerverband Rheinland-Pfalz e.V. vertritt die Interessen der selbstständigen Apothekerinnen und Apotheker in Rheinland-Pfalz. Er ist Vertragspartner der Krankenkassen und schließt mit diesen Verträge ab. Von den 1.102 Apothekenleitern sind 95 Prozent freiwillige Mitglieder im Verband.