Hannover – Niedersachsen erhöht seine Medikamenten-Notfallreserve zur Vorbereitung auf pandemische Krisenszenarien auf 20 Prozent. Nachdem das Landeskabinett bereits letzten Dienstag den Weg dafür geebnet hatte, beschloss es heute, eine kurzfristige Aufstockung um 680.000 auf insgesamt 1,6 Millionen Therapieeinheiten. Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann: “Wir sind für einen eventuellen Krisenfall gewappnet. Aufgrund der aktuellen Lage kann eine weltweite Ausbreitung des neuen A/H1N1-Virus nicht ausgeschlossen werden. Deshalb ist jetzt eine Erhöhung der Bevorratungsquote klug und geboten. Damit liegen wir auf einer Linie mit dem Robert Koch-Institut, das den Bundesländern empfiehlt, antivirale Arzneimittel für 20 Prozent der Bevölkerung zu bevorraten.”
Die Kosten für die Erhöhung der Bevorratungsquote belaufen sich auf knapp 11 Millionen Euro. Dafür erforderliche Haushaltsvorbereitungen haben Sozial- und Finanzministerium in enger Abstimmung vorgenommen. Die erforderlichen Mittel sollen in der kommenden Woche vom Landtag im Rahmen des zweiten Nachtragplans bereitgestellt werden. Nach dem Niedersächsischen Pandemieplan ist vorgesehen, die Arzneimittel im Ernstfall über den normalen Großhandels- und Apothekenvertriebsweg auf ärztliches Rezept zu verteilen. 2006 hatten sich die norddeutschen Bundesländer einschließlich Berlin und Brandenburg darauf verständigt, in einem ersten Schritt die Bevorratungsquote bezogen auf die Bevölkerung auf circa 11 Prozent zu erhöhen.
Gesundheitsministerin Ross-Luttmann: “Wir beobachten die Situation sehr genau. Es gilt weiterhin: Nicht dramatisieren, aber wachsam sein, Vorsorge treffen und mögliche Erkrankungsfälle schnell diagnostizieren, das sind die Gebote der Stunde. Unser Landesgesundheitsamt bietet dafür einen 24-Stunden-Laborbereitschaftsdienst an. Unser Koordinierungsstab tagt regelmäßig und ist in ständiger Bereitschaft.”
In den USA und vor allem in Mexiko sind mehrere hundert Menschen an Influenza erkrankt, die durch ein neuartiges Influenzavirus verursacht wurde. Auch in anderen Staaten wurden erste Fälle bestätigt, so auch in Deutschland. Nach dem Stand von Dienstag, 5.5.2009, 9:00 Uhr, gibt es in Deutschland neun bestätigte Fälle, in Europa insgesamt 95 und weltweit 992 (ohne Europa). In Mexiko hat es bislang 22, in den USA einen Todesfall gegeben. Die Symptome dieser Erkrankung sind ähnlich wie bei saisonaler Influenza, vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dieses so genannte A/H1N1-Virus als gesundheitliches Risiko von internationaler Bedeutung eingestuft und die pandemische Warnstufe fünf ausgerufen. Durch das neue Virus wäre eine weltumspannende Krankheitswelle möglich. Das Ausmaß dieser Erkrankungswelle kann nicht vorausgesagt werden. Experten gehen im Vergleich mit einer jährlichen Grippewelle von deutlich mehr Fällen aus (Influenza-Pandemie). Antivirale Arzneimittel können bei rechtzeitiger Einnahme nach Erkrankungsbeginn (innerhalb von 48 Stunden) die Dauer einer Influenzaerkrankung verkürzen und die Schwere der Krankheit sowie eintretende Komplikationen abmildern.