Berlin – Was macht gute Pflege eigentlich aus? Mit dieser zentralen Frage leitete Professor Sascha Köpke vom Institut für Sozialmedizin an der Universität Lübeck seinen Abschlussvortrag zum Thema „Visionen für die Pflege“ auf der 2. Berliner Pflegekonferenz im November 2015 ein. Er zielte damit sogleich auf die anstehende Neuordnung der Ausbildung in der Pflege und nennt hier als wesentliche Voraussetzung Erfahrung und Fachwissen. Aber auch diese Voraussetzungen müssen bewertet und dem Praxistest unterworfen werden. „Hierfür ist eine gesunde Skepsis unverzichtbar“, erklärt Köpke. Eine Eigenschaft, die nach seiner Überzeugung in der Medizin bisher nur unzureichend ausgebildet sei und daher in der pflegerischen Praxis umso stärker verankert werden müsse.
Die Generalisierung in der Ausbildung zur Pflegefachkraft soll kommen, auch wenn hier bereits Befürchtungen laut werden, dass gerade die Altenpflege darunter leiden könnte. Aber wie steht es eigentlich mit der Akademisierung in der Pflege? In Krankenhäusern ist der Nutzen durch sinkende Mortalität bereits belegt. Damit liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die klassischen Grenzen zwischen Arzt und Pflege obsolet geworden sind. Antworten von Pflegefachkräften wie, „das darf ich Ihnen nicht sagen, fragen Sie den Arzt“, sollten daher der Vergangenheit angehören. Köpke fordert den bisherigen Akademisierungsgrad in der Pflege von aktuell10 % weiter zu steigern. Er begründet seine Forderung vor allem damit, dass viele Ideen und Vorgehensweisen in der bisherigen Pflegepraxis noch zu wenig auf ihren wirklichen Nutzen hin überprüft worden seien. Hierfür müssten Pflegefachkräfte aber in die Lage versetzt werden, selbst eine Bewertung vorzunehmen. Dem vorausgehend muss dann allerdings erst noch ermittelt werden, was in der Praxis überhaupt zum Einsatz gelangt. „Wer hier von verfehlten Investitionen in die Akademisierung des Proletariats zu Lasten einer guten Medizinerausbildung spricht, agiert an der Sache vorbei“, moniert Köpke.
Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels und des Umstandes, dass bis 2030 allein in Deutschland mit einem Bedarf von 280 000 zusätzlichen Pflegefachkräften gerechnet wird, enthält die Neuordnung der Fachausbildung in der Pflege damit reichlich Sprengstoff. Die angestoßenen Diskussionen zu diesem und vielen anderen Themen aus der pflegerischen Praxis werden fortgesetzt, spätestens auf der nächsten Berliner Pflegekonferenz am 10. und 11. November 2016. (Weitere Informationen unter www.berliner-pflegekonferenz.de.)
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