Heidelberg – Wissenschaftler, deren Arbeiten besonders häufig von Fachkollegen zitiert werden, gelten als überdurchschnittlich anerkannt und einflussreich in ihrem Fachgebiet. Daher ist die Zitierungshäufigkeit ein verbreiteter Vergleichswert, um die Leistungsfähigkeit einzelner Forscher einzuordnen. Für das Jahr 2018 haben es neun Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum bis ganz an die Spitze dieser Bewertung geschafft: Sie zählen zum führenden einen Prozent der weltweit meistzitierten Forscher ihres jeweiligen Fachgebiets.
Wie häufig Fachkollegen einen wissenschaftlichen Aufsatz in ihren eigenen Publikationen zitieren, ist ein wichtiger Messwert, um die Bedeutung von Forschungsarbeiten einschätzen zu können. Das US-amerikanische Unternehmen Clarivate Analytics veröffentlicht daher seit 2014 jährlich eine Liste der weltweit meistzitierten Wissenschaftler in 21 verschiedenen Fachgebieten, die alle Naturwissenschaften, Medizin sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften umfassen.
Weltweit rund 6000 Forscher haben es diesmal auf die Liste geschafft: Sie zählen zum führenden einen Prozent der meistzitierten Fachleute ihres jeweiligen Gebiets. Unter den 356 Platzierten aus deutschen Institutionen sind diesmal neun Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) vertreten.
„Wer einen solchen Spitzenplatz in der exklusiven Gruppe der weltweit meistzitierten Forscher erzielt, hat mit seinen Forschungsergebnissen das eigene Fachgebiet wirklich vorangebracht. Wir sind stolz auf unsere Kollegen im DKFZ, die mit ihrer Arbeit viel für die Gesundheit der Menschen erreicht haben”, sagt Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des DKFZ.
Unter den neun gelisteten DKFZ-Forschern kommt Hermann Brenner eine besondere Rolle zu: Innerhalb der Gruppe der meistzitierten Forscher zählt er zu den nur knapp fünf Prozent der Platzierten, die gleich in zwei verschiedenen Fachgebieten zur Topliga zählen: Der Epidemiologe, der als führender Experte für die Bewertung von Krebspräventionsmaßnahmen gilt, veröffentlicht sowohl in Fachzeitschriften der klinischen Medizin als auch der Sozialwissenschaften.
Ralf Bartenschlager, (DKFZ und Universitätsklinikum Heidelberg) hat es mit seinen bahnbrechenden Forschungsergebnissen zum Hepatitis C Virus bereits zum zweiten Mal auf die Clarivate-Liste geschafft.
David Capper (früher DKFZ, seit 2018 an der Charité Berlin) und Andreas von Deimling (DKFZ und Universitätsklinikum Heidelberg, zum zweiten Mal gelistet) sind international bekannt für die Entwicklung diagnostischer Antikörper, mit denen sich spezifische Mutationen nachweisen lassen und die weltweit zur besseren Beurteilung von Hirntumoren eingesetzt werden.
David Jones, Marcel Kool, Andrey Korshunov, Peter Lichter und Stefan Pfister erzielten ihre Platzierung mit fachübergreifender Forschung: Die Wissenschaftler, die mit Ausnahme von Peter Lichter auch am Hopp-Kindertumorzentrum „KiTZ” arbeiten, zählen zu den weltweit renommiertesten Experten für die Molekulargenetik kindlicher Hirntumoren. Damit haben sie auch erheblichen Einfluss auf die medizinische Versorgung der kleinen Patienten und veröffentlichen daher auch in Fachzeitschriften für Klinische Medizin.
Für die aktuelle Liste berücksichtigte Clarivate Analytics die Autoren aller wissenschaftlichen Publikationen, die zwischen 2006 und 2016 erschienen sind, und die Ende 2016 zu dem einen Prozent der meistzitierten Fachaufsätze zählten („highly cited papers”).
Je nach Größe des Fachgebiets erfordert es eine unterschiedliche Anzahl an Zitierungen, um zum obersten Prozent zu zählen. Mit großem Abstand kommen die meisten der „meistzitierten Forscher” aus US-amerikanischen Institutionen (2639), gefolgt von Großbritannien (546), China (482) und Deutschland (356).
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.