Bielefeld – Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) ist eine von bundesweit zehn Kliniken, die als überregionales Referenzzentrum für Dialyse-Zugänge ausgezeichnet wurden. Die beteiligte Klinik für Gefäßmedizin im EvKB Johannesstift ist darüber hinaus deutschlandweit die einzige, die gleichzeitig für die Bereiche Gefäßmedizin, Wundmanagement und Dialyse-Zugänge zertifiziert wurde. Das sogenannte Shunt-Zentrum zeichnet sich durch die fachübergreifende Zusammenarbeit, ein breites Behandlungsspektrum und einen großen Erfahrungsschatz aus.
Patienten, die eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) benötigen, finden im EvKB im Johannesstift mit dem zertifizierten Shunt-Zentrum eine kompetente Anlaufstelle für sämtliche Problemlösungen zum Dialyse-Zugang. Bundesweit gibt es aktuell nur zehn solcher Zentren. „Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Patienten nachweislich eine hervorragende Qualität bei der Anlage von Dialyse-Zugängen bieten können. Aufgrund unserer Erfahrung sind wir sogar überregionales Referenzzentrum geworden“, zeigte sich Dr. Burkhard Feidicker, Chefarzt der Klinik für Gefäßmedizin im EvKB und Leiter des Shunt-Zentrums, hoch erfreut.
Im EvKB wurden im vergangenen Jahr in Bethel und im Johannesstift mehr als 8.300 Nierenersatzverfahren durchgeführt. Prognosen besagen, dass im Jahr 2020 bundesweit 100.000 Patienten mehrmals pro Woche eine Blutwäsche benötigen werden. Jeder Patient benötigt einen speziellen Gefäßzugang. „Gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten und den Patienten entscheiden wir, ob und welcher Zugang benötigt wird“, erklärt Dr. Mariam Abu-Tair, leitende Ärztin der Abteilung Nephrologie und Diabetologie. In einer sogenannten Shunt-Konferenz diskutieren Kollegen aus drei Fachrichtungen über den besten Zugang für den jeweiligen Patienten. Derzeit gibt es drei Möglichkeiten. Erstens gibt es die Verbindung zwischen Schlagader und Vene, die von Gefäßchirurgen angelegt wird. Zweitens einen Katheter durch das Bauchfell, der von den Allgemein- und Viszeralchirurgen eingebracht wird und drittens in Ausnahmefällen den Katheter am Hals, den die Spezialisten der Nephrologie anlegen. Sämtliche Varianten werden durch die Fachärzte im EvKB vorgenommen.
Soweit der Normalfall. Durch die Zusammenarbeit mit der Radiologie sind die Gefäßchirurgen im Shunt-Zentrum auch auf komplexere Herausforderungen vorbereitet. Oft entwickeln sich durch zu enge Blutgefäße Schwierigkeiten. „Wir weiten die Blutgefäße über eine Punktion“, erklärt Prof. Dr. Günther Wittenberg, Chefarzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie und Kinderradiologie. „Mit einer speziellen radiologischen Eingriffstechnik schaffen wir das mithilfe moderner Bildgebung und mit einem Ballon“, erklärt der erfahrene Radiologe, der sich bereits seit 28 Jahren diagnostisch, therapeutisch und wissenschaftlich mit diesem Thema beschäftigt.
Im Jahr 2017 wurden im EvKB 427 offen operative Eingriffe zur Anlage oder Korrektur von Dialyse-Zugängen durchgeführt und der Blutfluss im Shunt (Verbindung) mit einem Ballonkatheter verbessert. „Auch die Korrektur von Zugängen spielt eine große Rolle. Schließlich funktionieren deutschlandweit etwa 30 Prozent der Dialysezugänge nicht störungsfrei“, weiß Dr. Ulrich Quellmalz, der gemeinsam mit Dr. Feidicker die Klinik für Gefäßmedizin im EvKB leitet. Ist der Zugang gelegt oder korrigiert, können die Patienten ambulant, teilstationär oder stationär im EvKB oder in anderen Einrichtungen die Blutwäsche durchführen.
Die Zertifizierung wurde durch die vier beteiligten Fachgesellschaften initiiert: Die Deutschen Gesellschaften für Nephrologie, Gefäßmedizin, interventionelle Radiologie sowie Angiologie. Die Klinik für Gefäßmedizin des EvKB im Johannesstift ist deutschlandweit die einzige Klinik, die gleichzeitig für die Bereiche Gefäßmedizin, Wundmanagement, und Dialyse-Zugänge zertifiziert wurde.