Heidelberg – Wird in Brusttumoren viel Claudin-4 gebildet, so sinken Überlebensrate und Therapieerfolg. Das berichten Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des International Journal of Cancer (IJC). Weitere Themen des Heftes: der Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Eierstockskrebszellen und deren Fähigkeit, Zellhaufen zu bilden; eine Genveränderung, die das Risiko für Darmkrebs erhöhen, das für Brustkrebs aber senken kann.
Claudin-4 kann das Überleben von Brustkrebspatientinnen voraussagen. Claudine und einige andere Eiweiße halten benachbarte Zellen zusammen. Sind die Zell-Zell-Kontakte gestört, kann sich der Tumor leichter ausbreiten. Viele Claudine sind in Krebszellen übermäßig vertreten. Fiona Lanigan und ihre Mitarbeiter vom University College in Dublin untersuchten klinische Proben von normalem Brustgewebe und Tumorgewebe. Sie fanden generell erhöhte Werte für Claudin-4 in Tumorgewebe im Vergleich zu Normalgewebe. Außerdem waren die Werte in aggressiveren Tumorformen und in Tumoren ohne Östrogen-Rezeptoren deutlich höher. Große Mengen an Claudin-4 im Tumorgewebe korrelieren mit einer geringeren Überlebensrate und einem schlechteren Ansprechen auf eine Therapie mit Tamoxifen. Die Wissenschaftler sehen in Claudin-4 einen neuen prognostischen Marker für Brustkrebspatientinnen.
Eierstockkrebszellen, die Zellhaufen bilden können, breiten sich stärker aus. Indem sie Zellkonglomerate formen, schützen sich Eierstockkrebszellen auch vor Chemotherapeutika. Katharine Sodek und ihre Forschergruppe von der University of Toronto untersuchten sechs verschiedene Zelllinien des Eierstockkrebses und ihr Wachstumsverhalten auf einer Gel-Matrix. Drei dieser Zelllinien wuchsen flächenförmig und lose aneinander gereiht, die anderen drei formten kompakte Zellhaufen. Außerdem konnten diese in die Matrix eindringen, das Gel zusammenziehen und Schlüsselgene vermehrt ablesen, die dem Tumor helfen, sich auszubreiten. Die Forscher vermuten, dass man den Eierstockkrebs effektiver bekämpfen kann, wenn man die Bildung solcher Zellhaufen verhindert.
Ein und dieselbe Genveränderung ruft in verschiedenen Zelltypen entgegengesetzte Stoffwechselvorgänge hervor. Wissenschaftler um Kyoung-Jin Sohn, University of Toronto, untersuchen eine genetische Variabilität, die das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, vermindert, jedoch das Risiko, Brustkrebs zu bekommen, erhöht. Die betreffende Genveränderung besteht in dem Austausch eines einzigen DNA-Bausteins und hat zur Folge, dass sich der Aufbau eines Enzyms ändert. Das führt über mehrere Zwischenschritte dazu, dass sich der Methylierungszustand der Erbsubstanz ändert. Interessanterweise zeigen Dickdarmkrebszellen und Brustkrebszellen entgegengesetzte Veränderungen. Die Forscher fanden hiermit erste plausible Mechanismen, wie die Genveränderung das Krebsrisiko in verschiedenen Zelltypen unterschiedlich beeinflusst.
Fiona Lanigan et al. Increased claudin-4 expression is associated with poor prognosis and high tumour grade in breast cancer. DOI: 10.1002/ijc.24159
Katharine L. Sodek et al. Compact spheroid formation by ovarian cancer cells is associated with contractile behavior and an invasive phenotype. DOI: 10.1002/ijc.24188
Kyoung-Jin Sohn et al. The methylenetetrahydrofolate reductase C677T mutation induces cell-specific changes in genomic DNA methylation and uracil misincorporation: A possible molecular basis for the site-specific cancer risk modification. DOI: 10.1002/ijc.24003
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