Heidelberg – Der Psychotherapeutenverlag thematisiert in seiner aktuellen Veröffentlichung „Neue Versorgungskonzepte zur Behandlung psychischer Erkrankungen“ den derzeitigen wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmen psychotherapeutischer Versorgungsmöglichkeiten und bietet gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit Lösungsansätzen aus dem In- und Ausland, sowie Weiterentwicklungen der vorherrschenden Konzepte.
Dass der Versorgungsbedarf in Zeiten moderner Schnelllebigkeit rasant angestiegen ist, zeigt sich in aktuellen Statistiken der Bundespsychotherapeutenkammer: Mehr als 5% der deutschen Bevölkerung und somit über vier Millionen Menschen werden als akut behandlungsbedürftig eingestuft. Dabei führen die veränderten sozialen Strukturen und eine leistungsorientierte Haltung der Gesellschaft nicht nur zu einem generellen Anstieg der Anzahl der Erkrankten, sondern auch zu einem deutlich niedrigeren Ersterkrankungsalter. Diese neue Problematik wirkt sich nicht bloß auf das Leben der Betroffenen oder die zuständigen Krankenkassen aus – auch der Arbeitsmarkt muss sich den Herausforderungen der psychischen Erkrankungen stellen. So hat sich seit 1990 der Anteil der Krankschreibungen von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Störungen fast verdoppelt, Frühverrentung oder verminderte Erwerbsfähigkeit sind keine Seltenheit mehr und auch bei den Neuberentungen findet sich ein Anstieg von 56% innerhalb der letzten Jahre.
In welche Richtungen können sich bestehende Versorgungskonzepte für psychisch kranke Patienten zukünftig entwickeln? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen können helfen, die bestehenden Versorgungsengpässe aufzulösen? Und welche Lösungsansätze gibt es bereits in Deutschland und den umliegenden Nachbarländern?
Die Herausgeberinnen Dr. Christina Tophoven und Dr. Tina Wessel haben in „Neue Versorgungskonzepte zur Behandlung psychischer Erkrankungen“ Beiträge von mehr als 18 Autoren aufgenommen, die Psychotherapeuten einen Überblick über die verschiedenen Modelle verschaffen. Zentrale Aspekte sind dabei grundlegende Anforderungen einer „guten“ Versorgung der Patienten, die verschiedenen Möglichkeiten diese Leistung und wirtschaftliche Effizienz miteinander in Einklang zu bringen und dabei Brüche zwischen stationärer Behandlung und ambulanter Rehabilitation zu vermeiden. Im Mittelpunkt stehen vor allem integrierte Versorgungskonzepte, die Versorgungsabbrüchen vorbeugen und die Trennung zwischen den einzelnen Sektoren aufheben sollen, um auch die oftmals vernachlässigte Psychotherapie in das Behandlungsspektrum miteinzubeziehen.
Bibliographische Angaben:
Tophoven/Wessels (Hrsg.): Neue Versorgungskonzepte zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Heidelberg: medhochzwei Verlag GmbH 2012. Softcover, 196 Seiten, ISBN 978-3-86224-002-9, 49,95 €.