Mainz – Künftig können Medizinstudierende der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Teile ihres Wahlfachs Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) beim Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen absolvieren: Die Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz der BASF wird mit Beginn des Jahres 2011 neue Akademische Lehrpraxis der Universitätsmedizin.
Das Praktische Jahr ist für unsere Studierenden immer auch die Chance, den individuellen Schwerpunkt herauszubilden. Bei der BASF bieten sich spannende Einblicke beispielsweise in den Bereich betriebliche Gesundheitsvorsorge. Zudem werden die PJ-Studierenden auch in die Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen, die im medizinischen Alltag seltener auftreten, mit eingebunden. Die BASF als Lehrpraxis zu gewinnen, ist daher ein großer Zugewinn für die Universitätsmedizin, unterstreicht der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban.
Die Kooperation mit der Mainzer Universitätsmedizin ist für uns eine besondere Auszeichnung, denn um künftige Ärzte ausbilden zu dürfen, müssen die Einrichtungen sehr hohe Anforderungen und Qualitätsstandards erfüllen. Dazu gehört neben einer Ambulanz zur akutmedizinischen Behandlung auch eine breite Ausstattung an moderner Funktionsdiagnostik, erklärt der Leiter der Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, Dr. Stefan Lang.
Insgesamt stellt die BASF ab 2011 jährlich vier PJ-Plätze im Wahlfach Allgemeinmedizin zur Verfügung. Die Verweildauer der PJ-Studierenden in der Abteilung Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz beläuft sich auf zwei Monate. Die restliche Zeit ihres PJ absolvieren die Nachwuchsmediziner im Klinikum der Stadt Ludwigshafen und einer Allgemeinmedizinischen Praxis in der Rhein-Neckar-Region. Dass die PJ-Studierenden bei der BASF jede Menge Praxiserfahrung sammeln können, davon sind Prof. Urban und Dr. Lang gleichermaßen überzeugt, denn jedes Jahr verzeichnet die Werksambulanz mehr als 30.000 Patientenbesuche. Hinzu kommen jährlich noch über 50.000 arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen und Sprechstunden mit dem primären Ziel, arbeitsbedingte Erkrankungen zu vermeiden. Die Studierenden erhalten damit aus einem besonderen Blickwinkel Einblick in allgemeinmedizinische Krankheitsbilder und Möglichkeiten zu präventiven Maßnahmen. Unter Aufsicht und Anleitung erfahrener Ärzte werden sie in viele zentrale Bereiche der medizinischen Betreuung eingebunden sein, macht Dr. Lang deutlich. Das Spektrum reiche von der klinischen Untersuchung, dem Erheben der medizinischen Vorgeschichte, der Beurteilung von Röntgenbildern über das Erstellen von Befundanalysen im Klinischen Labor bis hin zur Behandlung akuter Erkrankungen oder der Begleitung bei Notarzteinsätzen. Im Speziellen biete sich am Standort Ludwigshafen die Gelegenheit, Kenntnisse im Umgang mit chemischen Substanzen zu erlangen und Einblicke in das Verfahren der humantoxikologischen Bewertung zu erhalten. Außerdem erwarte den Medizinernachwuchs ein vielseitiges Kurs- und Vortragsangebot bei der BASF.
Von der Zusammenarbeit profitieren sowohl Universitätsmedizin als auch die BASF: Die Studierenden erhalten eine umfangreiche und qualitativ hochwertige Ausbildung, und wir bauen damit unser langjähriges Engagement in der akademischen Lehre aus. Damit zeigen wir den künftigen Ärzten auch, dass die BASF ein attraktiver Arbeitgeber ist, so Dr. Lang. Die Kooperation zwischen BASF und der Universitätsmedizin hat nach Meinung von Univ.-Prof. Stephan Letzel, Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin, aber auch großes Potential auf wissenschaftlicher Ebene, insbesondere in den Fächern Arbeitsmedizin, Arbeitstoxikologie, Public Health und Epidemiologie. Hier ergeben sich eine Vielzahl wissenschaftlicher Fragestellungen, die gemeinsam erforscht werden können. In diesem Zusammenhang erklärt Prof. Urban: Aktuell ist gerade eine gemeinsame umfangreiche Studie zur Krebshäufigkeit bei Schichtarbeitern, im Fokus ist die Anzahl der Neuerkrankungen in diesem Personalsegment, in Vorbereitung.
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