Berlin – Während der Bundesgesundheitsminister noch öffentlich darüber nachdenkt, was er zur Verbesserung der Versorgung von heimbeatmeten Patienten beitragen kann, ist das Krankenhaus Bethel Berlin aktiv geworden: Im neu geschaffenen Heimbeatmungsbereich betreut ein Spezialistenteam aus pneumologischen Fachärzten, Fachkrankenschwestern, Atmungs- und Physiotherapeuten sowie Logopäden gemeinsam mit Sozialarbeitern und Seelsorgern Heim- und langzeitbeatmete Patienten. Das Ziel: Verbesserung der Lebensqualität und im besten Fall die Beatmungsentwöhnung.
Chefarzt Dr. Jochen Niehus, Pneumologe und Weaning-Experte: „Die Patienten werden einerseits aus unserem intensivmedizinischen Weaningbereich zur Einstellung auf die Heimbeatmung hierher verlegt. Zum anderen überweisen niedergelassene Kollegen Patienten von zuhause, aus Pflegeheimen oder aus der Kurzzeitpflege zur Kontrolle der Beatmungstherapie.“ Im Heimbeatmungsbereich wird dann für einige Tage ein Rundum-Beatmungscheck durchgeführt: Die Beatmung wird kontrolliert, individuell angepasst und Beatmungsprobleme werden geklärt, Patienten und Angehörige werden geschult und zum selbständigen Umgang mit der Behandlung angeleitet.
Schon 2016 hat das Krankenhaus Bethel Berlin mit der erweiterten Intensivstation der Verbesserung der Lebensqualität von lungenkranken Patienten eine sehr hohe Priorität eingeräumt. Mit starker inhaltlicher und finanzieller Unterstützung des Senats wurde eine Lungenfachabteilung mit einem ausgewiesenen Experten für Beatmungsentwöhnung an der Spitze eingerichtet.
Dr. Niehus: „Der Heimbeatmungsbereich ist ein wichtiger Schritt für die Patienten und für die Vervollständigung unseres Angebots: Sobald wie möglich möchten wir unsere Arbeit mit Beatmungspatienten als Weaningzentrum zertifizieren lassen.“
Ein solches stabiles Setting für heimbeatmete Patienten ist ein politisch dringend gewünschtes Ziel, an das sich dennoch nur sehr wenige Kliniken heranwagen – in Berlin gibt es gerade fünf Heimbeatmungsstationen und nur drei Weaningzentren. Der Grund: Hohe Investitionskosten in Struktur und Personal. Gleichzeitig stieg nach Recherchen des Redaktionsnetzwerks Deutschland die Zahl der ambulant beatmeten Patienten von 1.000 in 2005 auf aktuell schätzungsweise 15.000 – 30.000 lungenkranke Personen.
Chefarzt Dr. Rüdiger Haase, Orthopäde, Unfallchirurg und Hauptgeschäftsführer der Klinik: „Ein diakonisches Krankenhaus wie das unsere kann vor einem solch dringenden medizinischen Versorgungsbedürfnis nicht die Augen verschließen. Wir stehen aus Tradition für eine hochqualitative medizinische und menschliche Versorgung und sind nicht auf so hohe Renditen wie andere Gesundheitseinrichtungen angewiesen. Entsprechende Investitionen sind für die Menschen notwendig und für uns verpflichtend.“