Heidelberg – Für die Heilungschancen von Krebserkrankungen ist es entscheidend, den Krebs möglichst früh aufzuspüren, noch bevor er sich auf andere Organe ausgebreitet hat. Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe des International Journal of Cancer sind neue Möglichkeiten, den Tumor zu entdecken, bevor er sich durch erste Symptome bemerkbar macht. In drei Übersichtsartikeln stellt die Ausgabe neue Entwicklungen auf den Gebieten der Bildgebung, der Immunologie/Molekularbiologie und der Biomarker vor. Die aktuelle Ausgabe des IJC erschien am 1. November 2008.
Spezifische Eigenschaften von Tumorzellen, die diese von anderen Körperzellen unterscheiden, können herangezogen werden, um Tumoren und deren Vorläufer im Körper sichtbar zu machen, zum Beispiel über Fluoreszenzmikroskopie. Dafür nutzen Forscher entweder die optischen Eigenschaften der Zellen selbst, oder aber sie verwenden Kontrastmittel, die sich nur im Tumor ansammeln. Mit den verschiedenen Verfahren dieser molekularen Bildgebung können große Strukturen wie zum Beispiel komplette Organe dargestellt werden, aber auch Strukturen, die kleiner sind als eine einzelne Zelle. Veränderungen wie beispielsweise die Ausbreitung eines Tumors können dabei in Echtzeit verfolgt werden. Mark Pierce und seine Kollegen in Texas beschreiben in ihrem Beitrag die grundlegenden Techniken der molekularen Bildgebung sowie neue, vielversprechende Ansätze.
Wenn sich einzelne Zellen von einem Tumor absiedeln und über den Blutkreislauf in andere Organe getragen werden, können sie dort – manchmal erst Jahre später – neue Tumoren entstehen lassen. Sabine Riethof und ihre Kollegen beschreiben aktuelle Methoden, um solche einzelnen Tumorzellen in Blutbahn und Knochenmark aufzuspüren. Eine Schwierigkeit bei der Suche ist es, die entarteten Zellen aus der Masse der normalen Blut- oder Knochenmarkzellen herauszufiltern. Die Autoren beschreiben verschiedene immunologische und molekulare Techniken und erklären, welche Bedeutung die Erkennung der Zellen für die Prognose von Krebserkrankungen haben kann. Abschließend diskutieren sie Vor- und Nachteile, Knochenmark von Krebspatienten routinemäßig auf einzelne Tumorzellen zu untersuchen.
Eine Möglichkeit, Krebs frühzeitig zu diagnostizieren, sind so genannte Biomarker, Proteine, die typisch für bestimmte Tumoren sind. Sind solche Biomarker für einen Tumor bekannt, kann man das Blut von Patienten nach diesem Biomarker durchsuchen. Da solche Blutuntersuchungen technisch nicht sehr aufwendig sind, könnten mit der Bio-Marker-Methode viele Menschen vorsorglich auf Tumoren untersucht werden. Leider sind nur für wenige Tumoren spezifische Biomarker bekannt. Und trotz großer Anstrengungen war die Suche nach neuen Biomarkern in den letzten Jahren wenig erfolgreich, wie Vathany Kulasingam und Eleftherios Diamandis im dritten Beitrag des aktuellen IJC berichten. Deshalb gehen Wissenschaftler die Suche jetzt anders an: Anstatt wie bisher nur Gewebe- oder Blutproben von Krebspatienten, durchsuchen sie jetzt im Labor kultivierte Krebszellen nach geeigneten Biomarkern. Insbesondere von Krebszellen abgesonderte Proteine sind dabei interessant. Die Autoren stellen speziell Ansätze zur Suche nach Brustkrebs-Markern vor. Pierce et al. Optical contrast agents and imaging systems for detection and diagnosis of cancer DOI: 10.1002/ijc.23858 Riethdorf et al. Review: Biological relevance of disseminated tumor cells in cancer patients DOI: 10.1002/ijc.23825 Kulasingam and Diamandis Tissue culture-based breast cancer biomarker discovery platform DOI: 10.1002/ijc.23844
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http://www3.interscience.wiley.com
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