Berlin – Nasensprays bergen Risiken, denn sie können die Schleimhaut schädigen, zu Nebenwirkungen wie Herzrasen führen und bei Dauergebrauch abhängig machen. Produkte für Kinder sind oft zu hoch dosiert. Das berichtet der Branchendienst APOTHEKE ADHOC unter Berufung auf eine Statistik der Weltgesundheitsorganisaion (WHO).
Seit 1984 sammelt die WHO Statistiken, welche Tagesdosierung die Hersteller für bestimmte Wirkstoffe in den verschiedenen Ländern empfehlen. Erwachsene sollen demnach maximal 0,8 mg des häufig in abschwellenden Nasensprays verwendeten Wirkstoffs Xylometazolin pro Tag anwenden.
Kindern mit 20 bis 40 kg Körpergewicht werden laut Grundregel 29 bis 57 Prozent der Tagesdosis für Erwachsene empfohlen. Das bedeutet, dass Sechsjährige maximal 0,23 mg pro Tag erhalten sollten, Zwölfjährige bis zu 0,46 mg. Bei Kindern mit 10 kg werden 14 Prozent der Tagesdosis für Erwachsene empfohlen, also 0,11 mg.
Bei dreimal täglicher Anwendung in beiden Nasenlöchern liegen die in Deutschland verwendeten Dosierungen für Erwachsene unter dem WHO-Durchschnitt. Anders sieht es bei den Kindern beziehungsweise Jugendlichen aus. Denn die gängigen Nasensprays für Erwachsene werden bereits ab sechs Jahren eingesetzt, sind also in den jüngeren Altersgruppen deutlich zu hoch dosiert. Auch die halb so stark dosierten Produkte, die bereits ab zwei Jahren angewendet werden können, sind allenfalls für Kinder an der oberen Altersgrenze geeignet.
Mit GlaxoSmithKline (GSK) hat jetzt der erste Hersteller reagiert und die Altersgrenze für sein Otriven-Nasenspray von sechs auf zwölf Jahre angepasst. Weitere Produkte sollen folgen. Andere Hersteller wie Ratiopharm und Stada bleiben dagegen bei den bisherigen Vorgaben.
Auf die schnelle Suchtentwicklung aufgrund eines zu hohen Gebrauchs an Nasensprays wies kürzlich auch Pharma-Kritiker Professor Dr. Gerd Glaeske in einem SWR-Fernsehbericht hin. Er fordert ein Werbeverbot für die Hersteller entsprechender Produkte. Otriven und Olynth werden mit niedlichen Comicfiguren beworben.
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