Düsseldorf – Gelockt wird mit Versprechungen vom schnellen Erfolg beim Abnehmen oder Sport, mit dem Kick für die Potenz oder der Aussicht, Vitamin- und Mineralstoffmangel auszubügeln. Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die Hersteller arzneitypisch als Pillen, Kapseln oder Pülverchen anbieten, sind jedoch Lebensmittel, die die normale Ernährung ergänzen sollen. „Nach den gesetzlichen Vorgaben ist es verboten, für diese Produkte mit vorbeugenden, lindernden oder heilenden Wirkungen zu werben. Nur von der EU zugelassene gesundheits- und nährwertbezogene Aussagen für bestimmte Substanzen dürfen verwendet werden“, erläutert die Verbraucherzentrale NRW. Und bei der Suche nach Erfahrungen und Bewertungen anderer Käufer in Onlineshops oder auf Internet-Marktplätzen warnt sie vor Risiken und Nebenwirkungen: „Wenn dort von unglaublichen Erfolgen bei der Gewichtsabnahme, grandioser Potenzsteigerung oder wundersamen Schmerzlinderungen die Rede ist, sind das bloße Meinungsäußerungen. Fünf Sterne vermeintlich positiver Bewertungen können sich zudem bisweilen als gekauftes Lob entpuppen“, so die Verbraucherschützer. Mit der folgenden Checkliste hilft die Verbraucherzentrale NRW, Sterne-Kundenbewertungen zu erden und Fake-Rezensionen auf die Spur zu kommen:
- Sterne deuten: Wie bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen im Internet bewerten Kunden auf Verkaufsplattformen und in Shops auch Nahrungsergänzungsmittel, die sie bereits geschluckt oder getrunken haben. Anhand einer Skala von ein bis fünf Sternen soll die Benotung anderen Interessenten die Kaufentscheidung erleichtern. Unter Rezensionen echter Käufer können sich auch bei Agenturen für Kundenbewertungen eingekaufte geschönte Kritiken mischen – womit einige Anbieter durch den Griff zu den Sternen mehr Käufern nahelegen wollen, Pulver oder Pille in den Warenkorb zu legen. Diese Agenturen heuern Rezensenten an, die für einen kleinen Obolus ihre Bewertungen abgeben. In einem aktuellen Test der Stiftung Warentest (07/2020) wurden mittelmäßige Bewertungen mit drei Sternen nicht von jeder Agentur gebilligt, sondern die Korrektur hin zu einer höheren Bewertung verlangt. Auch sollten einige Produkte allein anhand von Fotos bewertet – ausprobiert oder angewendet werden durften sie nicht.
- Realitäts-Check: Zu schön, um wahr zu sein? – Wer die Bewertungen mit dieser Fragestellung filtert, kann die Sterne vom Himmel holen. Ob dank Nahrungsergänzungsmitteln etwa mühelose Abnehmerfolge binnen Tagen realistisch sein können, sportliche Höchstleistungen bei Gelenkerkrankungen hürdenlos möglich sind oder die Immunabwehr es mit jedem Virus aufnehmen kann – wo solche Erfolgsmeldungen mit vielen Sternen honoriert werden, ist Misstrauen angesagt. Zu denken geben sollte auch, wenn sich selbst auf den hinteren Seiten keine neutralen oder negativen Rezensionen finden, obwohl ein Produkt durch viele Nutzer bewertet worden ist.
- Unabhängige Information: Anstatt Bewertungen im Internet blind zu vertrauen, sollte unabhängige Information das Rezept bei Kaufüberlegungen für Nahrungsergänzungsmittel sein. Das Portal www.klartext-nahrungsergaenzung.de der Verbraucherzentralen bietet hierzu eine Fülle an Fakten und Hilfestellungen. Auch in Apotheken gibt es individuelle Beratung. Zudem haben EU-Kommission und Bundeskartellamt inzwischen erste Schritte eingeleitet, um Verbraucher vor gefälschten Nutzerbewertungen zu schützen. Doch bis die neuen Regelungen umgesetzt sind, wird es noch eine Weile dauern.