Idstein – Die Hochschule Fresenius, die IKK Südwest sowie die Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) wollen künftig gemeinsam die Funktionsmechanismen von Selbstkompetenz bei Multiple Sklerose Patienten erforschen und in therapeutisch wirksame Handlungskonzepte übertragen. Der Patient ist in diesem Verständnis nicht der Empfänger von Therapie sondern kann und soll aktiv mit gestalten.
Multiple Sklerose ist ein Krankheitsbild mit einer großen Anzahl von Symptomen wie Spastik, Gefühls- und Koordinationsstörungen, Kraftdefizite etc. Da diese häufig miteinander in Wechselwirkung stehen und sehr empfindlich auf die Veränderung der Randbedingungen (z.B. Tageszeit, Temperatur, Ermüdungszustand) reagieren, ergibt sich ein komplexes „Systemverhalten“, das sich nicht einfach kontrollieren oder steuern lässt.
Übertragen auf therapeutische Ansätze bedeutet dies, dass der Gesamteffekt nicht aus der Summe der Effekte einzelner Therapiemaßnahmen resultiert. Stattdessen liegt ein „übersummatives“ Verhalten vor, indem eine einzelne Einflussgröße das Gesamtsystem besonders positiv oder negativ beeinflussen kann. So kann beispielsweise ein regelmäßiges Bewegungstraining besonders positive Effekte bei MS Patienten haben, wird das gleiche Training allerdings unter dem Einfluss der Vorermüdung eines Arbeitstages durchgeführt, können sich durchaus auch negative Konsequenzen ergeben.
„Da diese besonders relevanten Einflussgrößen weder bei allen Patienten die gleichen oder über die Zeit konstant noch von außen leicht erfass- oder steuerbar sind, kommt der Selbstkompetenz des Patienten eine Schlüsselrolle zu“, so Prof. Dr. Christian T. Haas, Forschungsdekan im Fachbereich Gesundheit und Soziales der Hochschule Fresenius in Idstein. Dr. Lutz Hager, Geschäftsführer Versorgung der IKK Südwest ergänzt: „Prävention und Selbstkompetenz der Patienten sind ein wichtiger Baustein in unserer Philosophie. Daher ist die IKK Südwest überzeugter Partner dieser Kooperation und erhofft sich Erkenntnisse, die den Patienten im Alltag helfen“.
Im Vordergrund der Kooperation stehen zunächst Projekte zur Selbstkompetenz im Rahmen der Bewegungssteuerung, des motorischen Lernens, des Bewegungstrainings und der Alltagsmotorik. Hiermit schließt das Projekt an die Logik vorangegangener Forschungsprojekte von Prof. Haas an, die Auswirkungen von Bewegungs- und Trainingsmaßnahmen bei verschiedenen neurodegenerativen Krankheitsbildern untersuchten. Die Kooperationspartner sehen in den geschilderten Maßnahmen viel Potenzial, weisen jedoch auch darauf hin, dass sie klassische therapeutische und medizinische Behandlungen nicht ablösen, sondern eine ideale Ergänzung darstellen können.
Der Zusammenschluss von Forschungsinstitution (Hochschule Fresenius), Kostenträger (IKK Südwest) und Selbsthilfeorganisation (DMSG) wird von den Beteiligten als wichtige Komponente für eine nahtlose Übertragung von Forschungsergebnissen in die praktische Anwendung und einen möglichst nachhaltigen Projekterfolg eingestuft.
Voraussichtlich im Mai dieses Jahres werden die Kooperationspartner Details zu den einzelnen Forschungsprojekten im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt geben.
Kooperationspartner
Prof. Dr. Christian T. Haas ist Professor für quantitative Forschungsmethoden und Forschungsdekan im Fachbereich Gesundheit und Soziales an der Hochschule Fresenius
haas@hs-fresenius.de
Prof. Dr. med. Achim Jockwig ist Dekan des Fachbereichs Gesundheit und Soziales an der Hochschule Fresenius
jockwig@hs-fresenius.de
Wilfried Both leitet das Referat Gesundheitsförderung der IKK Südwest
Wilfried.both@ikk-sw.de
Dieter Korfmann ist Geschäftsführer des Landesverbands Rheinland-Pfalz der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
info@dmsg-rlp.de
Herbert Temmes ist Geschäftsführer des Landesverbands Saarland der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG)
dmsg-saarland@dmsg.de