Berlin – Der Physiker Prof. Thoralf Niendorf hat den Ruf auf einen Lehrstuhl für Experimentelle Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Tomographie (MRT) an das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité Universitätsmedizin Berlin angenommen. Der Spezialist für bildgebende Verfahren von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ist damit seit 10. August 2009 zugleich Leiter der MR-Anlage des ECRC auf dem Campus Berlin-Buch. Die Forschungsanlage mit einem der weltweit stärksten Magnetresonanz-Tomographen, einem 7-Tesla Ganzkörper-MRT war im Januar 2009 von Bundesforschungsministerin Annette Schavan eingeweiht worden.
Das 7-Tesla MR-System (Tesla ist die Einheit für den Magnetfluss) soll Bilder von extrem hoher Auflösung aus dem Körperinnern von Probanden und Patienten liefern. Ziel ist, Krankheitsrisiken und Krankheitsprozesse sehr früh zu erkennen und neue diagnostische Verfahren und Therapien zu entwickeln. Vor allem erhoffen sich Grundlagenforscher und Kliniker neue Einblicke in die Entstehung von Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Prof. Niendorf wird sich deshalb vor allem mit der methodischen Entwicklung der Ultrahochfeld-Magnetresonanz-Tomographie für die Herz-Kreislauf-Forschung befassen. Er will mit dem 7- Tesla-MRT in Kooperation mit Klinkern der Charité und dem Helios-Klinikum Berlin sowie mit Grundlagenwissenschaftlern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und dem Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie die Struktur, Funktion und Physiologie des Herzens erforschen, um zu prüfen, ob diese Technik künftig für die Diagnose von Herzerkrankungen geeignet ist. In Kliniken sind bisher MRT-Geräte mit 1,5 Tesla oder 3 Tesla üblich.
Die MR-Anlage des ECRC besteht aus einem von Siemens Healthcare entwickelten 7-Tesla-MRT für Untersuchungen am Menschen und einem 9,4-Tesla-MRT der Firma Bruker Biospin für Untersuchungen an Mäusen. Der Tierscanner ergänzt die die Forschungen mit dem 7-Tesla-MRT.
Neu zum Ende des Jahres ein 3-Tesla MRT
Die Anlage wird zum Ende des Jahres um einen 3-Tesla Kernspintomographen (Siemens Healthcare) erweitert, der über das Konjunkturprogramm I der Bundesregierung mit rund 3,1 Millionen Euro finanziert wird. Das Gerät, für das das MR-Gebäude derzeit aufgestockt wird, unterstützt die klinische Forschung und ermöglicht einen Vergleich mit den am 7-Tesla Kernspintomographen gewonnenen Bildern.
Berliner Magnet der vierte 7-Tesla-MRT weltweit mit 8-Kanal-Sendesystem
Der 7-Tesla-MRT in Berlin ist der vierte weltweit mit einem 8-Kanal-Sendesystem, das vor allem für die Bildgebung des Herzens geeignet ist. Die anderen Geräte befinden sich in Boston und Pittsburgh in den USA sowie in Paris, Frankreich.
Thoralf Niendorf stammt aus Jüterbog (Brandenburg) und hat von 1986 bis 1989 Physik an der Universität Leipzig studiert. 1992 machte er an der Universität Bremen bei Prof. Adalbert Mayer-Heinricy sein Diplom und wurde dort 1995 bei Prof. Dieter Leibfritz promoviert. Anschließend war er bis 1998 am Max-Planck-Institut für Neuropsychologische Forschung in Leipzig tätig. Er wechselte dann in die Industrie und ging zu General Electrical (GE) Medical Systems Europe nach Buc Cedex, Frankreich. Dort war er von 2002 Programm Manager für den Forschungsbereich kardio- und neurovaskuläre MRT. 2002 wechselte er in den Bereich angewandte Forschung von GE Healthcare Technologies nach Waukesha, Wisconsin, USA und forschte bis 2004 am Beth Israel Deaconess Medical Center der Harvard Universität in Boston, Massachusetts. Ende 2004 hatte er einen Ruf auf eine Professur für Experimentelle Magnetresonanzbildgebung an der RWTH Aachen angenommen.
Ein Photo von Prof. Niendorf können Sie im Internet herunterladen unter: http://www.mdc-berlin.de