Berlin – Das Präventionsgesetz ist erneut gescheitert – gleichzeitig ist Prävention nötiger und wichtiger denn je! Das wurde im Rahmen der heutigen Verleihung des Hufeland-Preises in Berlin deutlich. Der Hufeland-Preis ist der älteste und bedeutendste Preis für Prävention und Versorgungsforschung in Deutschland.
Prof. Dr. Frank-Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer, betonte aus Anlass der Preisverleihung, das auf den letzten Metern erneut gescheiterte Präventionsgesetz hätte einen großen Schritt zur Weiterentwicklung und Stärkung der Prävention ermöglicht. Wörtlich ergänzte er: „Bleibt zu hoffen, dass es einer starken Regierung mit Unterstützung im Bundestag und Bundesrat in einem erneuten Versuch endlich gelingt, dieses wichtige gesundheitspolitische Projekt auf einen guten und erfolgreichen Weg zu bringen!“ Die Untersuchungsdaten der KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts, aber auch die Daten der Preisträger zeigten, dass in Deutschland weitere Anstrengungen unternommen werden müssten, um die Gesundheit insbesondere der Kinder zu verbessern.
Die diesjährigen Preisträger Dr. päd. Kerstin Ketelhut und Prof. Dr. Dr. Reinhard G. Ketelhut betonten, ihr Projekt zeige, wie Prävention effizient und praktikabel in Kindergärten und Grundschulen umgesetzt werden könne. Konzepte dieser Art gelte es aufzugreifen und in Form flächendeckender Präventionsmaßnahmen in ganz Deutschland zu implementieren, damit sie in naher Zukunft zum festen Bestandteil des Kindergarten- und Schulalltags würden. „Schließlich besteht dringender Handlungsbedarf“, betonten sie.
Diesen dringenden Handlungsbedarf in Sachen Prävention hob auch Prof. Dr. Erland Erdmann, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Hufeland-Preis, hervor, der auf die Besorgnis erregende Entwicklung unter anderem im Bereich des Übergewichtes und die dadurch zu erwartenden gesundheitlichen Spätschäden hinwies. In einigen Jahren, so Erdmann, würden sich als Folge der Zunahme von starkem Übergewicht mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30 auch vermehrt mutilierende Gelenkveränderungen und Herz/ Kreislauferkrankungen bemerkbar machen, da der menschliche Körper auf das erhöhte Körpergewicht nicht ausgelegt sei. Sein Appell an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik: „Wir alle wissen, dass die Bekämpfung dieser Fehlentwicklung eine Aufgabe der öffentlichen Gesundheitsfürsorge ist und dass hier bald etwas geschehen muss! Wir haben aber noch nicht einmal das Präventionsgesetz, auf das wir seit Jahren warten. Sehen die Verantwortlichen dieses Problem nicht? Oder nehmen sie die voraussehbare Krankheitslast billigend in Kauf?“
Die Preisträger wurden heute (24.10.2013) im Rahmen eines Festaktes in Berlin für ihre Arbeit „Gesundheit und Motorik bei Kindern und Jugendlichen besorgniserregend – Ideen, Umsetzung und Effekte eines vielschichtigen Präventionskonzeptes – Frühprävention im Kindergartenalter“ mit dem mit 20.000 Euro dotierten „Hufeland-Preis“ ausgezeichnet. Die Ergebnisse des von den Preisträgern realisierten Projektes zeigten nicht nur eine frühzeitige und mit der Dauer der Intervention zunehmende körperliche Fitness und verbesserte motorische Leistungsfähigkeit, sondern zugleich auch eine günstige Beeinflussung der Blutdruckregulation in Ruhe und bei körperlicher Belastung. Um derartige Effekte auch im Grundschulalter zu erzielen, wurde ein entsprechend modifiziertes Bewegungsprogramm für die Grundschule entwickelt und in viele Schulen implementiert (primär- und sekundärpräventiver Ansatz). Zusätzlich wurde die Nachhaltigkeit dieser Interventionsmaßnahme durch die Ausbildung der jeweiligen Erzieher und Lehrer zu kompetenten Multiplikatoren gesichert, die das Bewegungsprogramm nach einer anfänglichen Anleitungsphase kostenneutral fortsetzen. Inzwischen nehmen mehr als 10.000 Kinder in zahlreichen Bundesländern an dem Programm “Fitness für Kids – Frühprävention im Kindergarten- und Grundschulalter“ teil.