Berlin – Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft ist allen bekannt. Für die daraus resultierenden sozialpolitischen Probleme wird von den politischen Verantwortlichen aber nur unzureichend nach Lösungen gesucht. Die Initiative Hausnotruf handelt. Sie fordert seit Jahren eine vom Gesundheitssystem unterstützte Abgabe von Hausnotrufgeräten an alle Senioren. Und fördert seit neuestem auch die Einbindung der modernen technologischen Möglichkeiten ergänzend zum bewährten System des Hausnotrufs. Diese Weiterentwicklungen werden Ambient Assisted Living (AAL) genannt und ermöglichen Senioren möglichst lange ein selbständiges Altern zu Hause.
Über 30 Jahre Weiterentwicklung
Wilhelm Hormann arbeitete in den 70er Jahren an einem Krankenhaus in Wilhelmshaven. Dort suchte er nach zeitgerechten Strukturen für die ambulante und stationäre Versorgung und Betreuung kranker, alter, alleinlebender und behinderter Menschen. Seine ersten Geräte waren groß und schwer wie Kassettenrekorder. Und auch in der Politik sowie bei Pflege- und Wohlfahrtsverbänden stieß er mit seiner Idee auf Widerstand. Ein langes Leben war damals mit Pflegebedürftigkeit und nicht mit dem Wunsch nach autonomer Lebensgestaltung verknüpft. Heute belegt eine aktuelle Studie*, dass ältere Menschen dank dem Hausnotruf länger gesünder und unabhängig leben können. Gerade bei der stets wachsenden Mobilität moderner Angehöriger wird dies immer wichtiger. Die Studie beweist ebenfalls: Hausnotruf ist auch eine wirtschaftlich sinnvolle Investition, für private Haushalte sowie den Sozialstaat. Deutschland könnte mit einer verpflichtenden Ausrüstung aller Senioren mit dem Hausnotruf eine Milliarde Euro pro Jahr sparen.
Menschliche Pflege im digitalen Zeitalter
Das Wichtigste beim Hausnotruf sind und bleiben aber die Menschen dahinter. Jeder Notruf – ausgelöst durch einen Knopfdruck auf den Sender am Handgelenk – wird Tag und Nacht persönlich von einem Mitarbeiter der Hausnotrufzentrale entgegengenommen. Dieser klärt die Lage vor Ort und sendet sofort den Bereitschaftsdienst. Dank GPS lässt sich die Unglücksstelle neuerdings auch außerhalb des Zuhauses finden. Eine weitere Möglichkeit zur Kombination von Hausnotruf mit AAL ist eine Kontaktmatte, die z.B. direkt vor der Haustür platziert wird. Tritt der Senior mitten in der Nacht darauf, sendet die Matte automatisch ein Warnsignal an die Zentrale. Sogar noch sensiblere Sensoren sind im Einsatz: Sie erkennen Druck- und Temperaturunterschiede, wenn Türen oder Fenster zu lange geöffnet sind. Als abschließendes Beispiel sei ein automatisches Herdüberwachungssystem genannt. Gerade bei Menschen mit Demenz kann die Küche sonst schnell zum sprichwörtlichen Gefahrenherd werden.
Eine Initiative für mehr soziale und technische Innovation
Die „Initiative Hausnotruf“ ist eine Vereinigung von Hausnotrufspezialisten, Hilfsorganisationen und Herstellern technischer Geräte. Die Initiative zeichnet sich verantwortlich für diverse Maßnahmen auf kommunikativer und politischer Ebene für mehr soziale und technische Innovation. Seit 2013 ist Michaela Stevens von SONOTEL die neue Geschäftsführerin. Annika Dragan vom Malteser Hilfsdienst übernimmt ihre Stellvertretung. Aktuelle Infos unter www.initiative-hausnotruf.de
* Studie „Wirkungs- und Potentialanalyse zum Hausnotruf in Deutschland“