Eppstein – Mehr als 140.000 junge Menschen haben zwischen 2010 und 2014 eine dreijährige Ausbildung zum oder zur Medizinischen, Zahnmedizinischen bzw. Tiermedizinischen Fachangestellten begonnen. Bleibt es beim Durchschnitt der vergangenen Jahre, so wird die Statistik auch 2015 rund 14.000 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zur/zum MFA aufzeigen. Bei den ZFA sind es rund 12.000 und bei den TFA rund 2.000. Mehr als 95 Prozent davon sind Frauen.
„MFA und ZFA gehören damit weiterhin zu den beliebtesten Ausbildungsberufen für Schulabgängerinnen“, erklärt Sabine Ridder, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V., der Gewerkschaft für diese Berufsangehörigen. „Wir freuen uns, in den Arzt-, Zahnarzt- bzw. Tierarztpraxen viele neue motivierte Auszubildende begrüßen zu können.“
Allerdings, so Ridder weiter, sei das Zusammenwachsen im Praxisteam für beide Seiten eine Herausforderung. Allzu oft laufe die Ausbildung „einfach so nebenher“. Benötigt würden aber klare und verbindliche Zuständigkeiten und Regelungen sowie Zeit und jede Menge Empathie für die Auszubildenden.
Der Gesetzgeber sieht vor, dass die freien Berufe, zu denen Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte gehören, keine Ausbildereignung nachweisen müssen. Das ist umso komplizierter, da sie in einem Beruf ausbilden, den sie selbst nicht erlernt haben. Berücksichtigt man zudem den Alltagsstress in der Arztpraxis, so ist es nicht verwunderlich, dass die Ausbildung oft an Mitarbeiter/innen delegiert wird.
„Praxen, in denen Mitarbeiterinnen sich dafür fortgebildet haben, sind dabei klar im Vorteil“, sagt Ridder. „Bei der Ausbildereignung, der Fachwirtin oder anderen Qualifikationsmaßnahmen erhalten die Kolleginnen und Kollegen jene Qualifikationen vermittelt, die die Grundlage dafür sind, dass der Wissens- und Praxistransfer an den Berufsnachwuchs gelingt.“
Ihr Tipp: „Gemeinsam mit den Auszubildenden sollten Förder- und Entwicklungsmaßnahmen erörtert und vereinbart werden. Also all das, was in den betrieblichen Ausbildungsplan hinein gehört. Das sieht für jeden Auszubildenden unterschiedlich aus. Alter, Vorerfahrungen, schulische Bildung und die personale Kompetenz spielen dabei eine wichtige Rolle.“
Ein wertschätzender Umgang mit den Auszubildenden sei dabei genauso entscheidend wie die eigene Vorbildwirkung. „Das ist auch für die Ausbildenden anstrengend. Man muss sich selbst hinterfragen, die eigene Arbeit, die Handlungen analysieren und begründen.“ Diese Anstrengung sei aber gleichzeitig eine große Chance für die Praxis, eingefahrene Pfade zu hinterfragen oder zu korrigieren.
Sabine Ridder: „Praxismitarbeiterinnen, die Verantwortung für die Ausbildung mit übernehmen und sich dafür weiterbilden, haben auch Anspruch auf höhere Gehälter. Uns und auch den Arbeitgebervertretern war dieser Punkt bei den Tarifverhandlungen sehr wichtig. Nur so ist eine zukunftsorientierte Ausbildung und Personalentwicklung möglich, kann dem Fachkräftemangel vorgebeugt werden.“
Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. wurde 1963 als Berufsverband der Arzthelferinnen (BdA) gegründet und vertritt als Gewerkschaft seit 1980 auch die Interessen der Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen. Seit dem 6. Juni 2006 trägt der ehemalige BdA den Namen Verband medizinischer Fachberufe e.V. Mit der Satzungsänderung 2010 können auch angestellte Zahntechniker/innen den Verband beitreten. Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. hat mit verschiedenen Arbeitgebervertretern Tarifverträge abgeschlossen. Mehr Infos unter www.vmf-online.de.