Heidelberg – Der mit 50.000 Euro dotierte Meyenburg-Preis für Krebsforschung 2009 geht an den amerikanischen Blutkrebs-Experten Brian Druker. Die Meyenburg-Stiftung ehrt ihn als Wegbereiter der zielgerichteten molekularen Therapie gegen Krebs für die Entwicklung des Leukämiemedikaments Imatinib (Glivec). Durch Drukers Arbeiten ist die Chronisch-myeloische Leukämie für viele Patienten von einer tödlichen Bedrohung zu einer behandelbaren Erkrankung geworden.
Der Meyenburg-Preis wird am Mittwoch, dem 14. Oktober 2009, im Rahmen eines Symposiums im Deutschen Krebsforschungszentrum verliehen.
Bei kaum einer Krebserkrankung ist der molekulare Auslöser so gut verstanden wie bei der Chronisch-myeloischen Leukämie (CML), einem Blutkrebs, an dem vor allem Erwachsene erkranken. Eine spezifische Umlagerung im Erbgut der weißen Blutkörperchen führt zu einem Enzym mit abnormen Eigenschaften, der bcr-abl-Tyrosinkinase. Dieses Kinase ist ständig aktiv und treibt so die Teilungsaktivität der Zelle an. Der Leukämiespezialist Brian Druker erkannte in diesem Enzymdefekt eine Achillesferse der Krebszellen. Er entwickelte den Wirkstoff Imatinib, der die bcr-abl-Tyrosinkinase gezielt blockiert und damit den Motor für die unkontrollierte Zellteilung ausschaltet. Im Jahr 1998 testete Druker den neuen Wirkstoff zum ersten Mal in klinischen Studien gegen die CML. Die Ergebnisse waren so überzeugend, dass das Medikament bereits nach dreieinhalb Jahren zugelassen wurde.
Druker ebnete mit seinen Arbeiten den Weg für die sogenannten zielgerichteten Krebstherapien: So werden Medikamente bezeichnet, die sich gegen Schlüsselmoleküle der Tumorzellen richten. Inzwischen haben bereits mehrere solcher Wirkstoffe Einzug in die Standardtherapie verschiedener Krebsarten gehalten. Da sich die Therapien gegen Angriffsziele richten, die vorrangig in den Krebszellen vorkommen, haben die neuen Medikamente vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Für diese bahnbrechende Entwicklung zeichnet die Meyenburg-Stiftung Brian Druker mit ihrem Krebsforschungspreis 2009 aus.
Brian Druker, Jahrgang 1955, ist Direktor des Knight Cancer Institute der Oregon Health & Science University in Portland, USA. Nach seinem Medizinstudium an der Universität von Kalifornien in San Diego setzte er seinen wissenschaftlichen Werdegang unter anderem am Dana Faber Cancer Institute und an der Harvard Medical School fort.
Anlässlich der Preisverleihung lädt die Meyenburg-Stiftung im Deutschen Krebsforschungszentrum zu einem wissenschaftlichen Symposium zur Chronisch-myeloischen Leukämie ein. Als Impulsvortrag aus anderer Perspektive wird der Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Markus Merk seine Regeln zur Entscheidungsfindung vorstellen.
Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird am Ende des Symposiums Brian Druker den Preis persönlich überreichen. Die Auszeichnung, die seit 1981 jährlich für herausragende Leistungen in der Krebsforschung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Dass die Meyenburg-Jury bei der Nominierung der Preisträger ein gutes Gespür hat, zeigte sich erneut vor wenigen Tagen: Dr. Elizabeth Blackburn, die Meyenburg-Preisträgerin des Jahres 2006, wurde mit dem diesjährigen Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Bereits wenige Jahre zuvor war man in Stockholm schon einmal zur gleichen Entscheidung wie die Meyenburg-Jury gekommen und hat dem Meyenburg-Preisträger Andrew Fire den Medizinnobelpreis 2006 zuerkannt. Darüber hinaus wurden die Meyenburg-Preisträger der Jahre 2007 und 2009, Shinya Yamanaka und Brian Druker, dieses Jahr mit dem Lasker Award ausgezeichnet, der als höchste medizinische Auszeichnung in den USA gilt.
Termin: Donnerstag, 14. Oktober 2009, 13 bis 17.45 Uhr, Kommunikationszentrum des Deutschen Krebsforschungszentrums
Journalisten und interessierte Bürger sind herzlich eingeladen
Programm: http://www.dkfz.de
Ein Foto des Preisträgers steht zur Verfügung unter http://www.dkfz.de
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 850 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.
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