Bonn – Selbsthilfe und Professionalität widersprechen sich nicht, wie die Deutsche Rheuma-Liga zeigt: Der Verband – mit mehr als 260.000 Mitgliedern Deutschlands größter Selbsthilfeverband – führt jetzt einheitliche Qualitätsstandards für seine über 1.200 ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater ein. Mit Hilfe der Standards wollen wir sicherstellen, dass Rheumapatienten überall eine gute Beratung und dieselben Fachauskünfte bekommen, egal ob in Schleswig-Holstein oder Bayern, betont Prof. Erika Gromnica-Ihle, Rheumatologin und Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Für die Beraterinnen und Berater sollen die Standards Hilfestellung bieten und mehr Sicherheit. Das Qualitätsprojekt wird von der Techniker Krankenkasse finanziert und von dem unabhängigen Kölner Forschungsinstitut FOGS GmbH (Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich) wissenschaftlich begleitet. Begonnen hat das Projekt 2008 mit einer Bestandsaufnahme: Beratungs- und Fortbildungsangebote, Beratungsselbstverständnis, Wünsche und Bedürfnisse der Beraterinnen und Berater wurden in den Landes- und Mitgliederverbänden mittels Fragebögen eruiert. Eine Projektgruppe, bestehend aus zwölf ehrenamtlichen Beraterinnen und hauptamtlichen Mitarbeitern, hat auf dieser Basis ein Handbuch und eine Fortbildung erarbeitet, beides wird jetzt in den Landesverbänden umgesetzt. Beratung ist auch im Ehrenamt anspruchsvoll. Neben Faktenwissen über die mehr als 100 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, neben arbeits- und sozialrechtlichen Kenntnissen, benötigen die Beraterinnen und Berater auch soziale, emotionale und methodische Kompetenzen, sagt Prof. Gromnica-Ihle. So nehmen in Handbuch und Fortbildung auch Themen, wie Gesprächsführung, schwierige Beratungssituationen, Zeitmanagement sowie Grenzen der Beratung, großen Raum ein. Keine therapeutischen Empfehlungen, keine Ratschläge, keine Wertung das sind zum Beispiel Regeln, die jede Beraterin, jeder Berater beachten sollte. In der Befragung 2008 hat sich auch gezeigt, dass viele in der Beratung Tätige sich immer wieder überfordert fühlen. Es besteht gerade im Ehrenamt die Gefahr, dass das Engagement in Überforderung umschlägt und durch zu große Anteilnahme die notwendige Distanz verloren geht, berichtet Sabine Eis, die das Projekt in der Deutschen Rheuma-Liga betreut. Grenzen setzen, mit aggressiven Anrufern umgehen, die Verzweiflung des Gegenübers aushalten auch das können und müssen Ehrenamtliche für die Beratung lernen. Psychologen, Ärzte, Anwälte, Sozialwissenschaftler und Sozialpädagogen stehen als Referenten für die Fortbildung zur Verfügung, zum Abschluss winkt den Beraterinnen und Beratern ein Zertifikat.
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